Black Phone 2
In Black Phone 2 verbindet uns Regisseur Scott Derrickson erneut mit dem Totenreich. Basierend auf einer Kurzgeschichte von Joe Hill gelingt ihm dabei eine durchaus originelle Weiterführung des Stoffes.
Klingeling
Nachdem Finn (Mason Thames) dem Serienmörder Albert Shaw, genannt The Grabber (Ethan Hawke), im ersten Film entkam und ihn zur Hölle schickte, ist der Teenager zwar wieder zurück bei Familie und in der Schule – richtig verarbeiten konnte er die Geschehnisse allerdings nicht. Seine Schwester Gwen (Madeleine McGraw) verfügt über hellseherische Fähigkeiten, die schon früher hilfreich waren. Doch die verstörenden Albträume, die sie derzeit hat, verheißen nichts Gutes.
Sie bringen Finn, Gwen und Schulfreund Ernesto (Miguel Mora) letztlich in ein verschneites katholisches Jugendlager, wo sie eine Ausbildung zum Betreuer machen wollen. Dies allerdings nur als Vorwand. Denn Gwens Vorahnungen verheißen, dass dieser Ort viel mehr mit ihrer Familie und Vergangenheit zu tun hat, als es wünschenswert ist. Und dann klingelt auch bald wieder das Telefon. Am anderen Ende der Leitung sitzen Menschen aus dem Totenreich. Opfer, die Genugtuung wollen. Aber auch der Grabber, der Rache will.
Roaming aus der Hölle
Scott Derricksons Fortsetzung Black Phone 2 ist ein stilistisch hervorragender Film. Erzählerisch humpelt er leider der gekonnten Inszenierung etwas hinterher. Wie der erste Teil auch, braucht der Film etwas, um in die Gänge zu kommen, und ist letztlich auch gute 15 Minuten zu lang.
Positiv wirkt sich die zu lange Spielzeit allerdings auf die Charaktere aus. Die sind klug ausgearbeitet und kommen gut zum Tragen. Vor allem schön gruselig ist Black Phone 2 auch wieder geworden. Am stärksten sind hier klar die Traumsequenzen, die optisch wunderbar Retro im grobkörnigen Look gedreht wurden. Zwar erinnern die Träume und ihre Konsequenzen in der Realität nicht nur ungefähr an A Nightmare on Elm Street. Aber nachdem der gute alte Freddy schon länger in die Kino-Pension geschickt wurde – warum denn auch nicht? Daran wollen wir uns nicht stören.
Ethan Hawke sieht man übrigens kein einziges Mal „richtig“ in dem Film. Der ist die ganze Zeit über hinter seinen Masken getarnt. Aber hören kann man ihn und er gibt eine unheimliche körperliche Performance ab. Hauptdarstellerin im zweiten Teil ist allerdings klar Madeleine McGraw. Die macht ihre Sache sehr gut, ohne große Akzente zu setzen. In einer Nebenrolle kann vor allem Demián Bichir gefallen.
Alles in allem ist Black Phone 2 das seltene Beispiel einer gelungenen Horrorfilm-Fortsetzung, die es schafft, der Geschichte neue Facetten abzugewinnen, ohne dem Original-Stoff den Rücken zu kehren. Die jungen (und auch die alten) Darsteller machen ihre Sache gut. Scott Derrickson ist ein toller Stilist und versteht sich hervorragend auf seine Spannungsmomente. Im Schneideraum könnte er hingegen noch etwas bessere Unterstützung gebrauchen.
Regie: Scott Derrickson, Drehbuch: Scott Derrickson, C. Robert Cargill, basierend auf einer Kurzgeschichte von Joe Hill, Darsteller: Mason Thames, Madeleine McGraw, Demián Bichir, Ethan Hawke, Filmlänge: 114 Minuten, Kinostart: 23.10.2025






