Die Schule der Nacht
Die Schule der Nacht von Karl Ove Knausgård ist der vierte Band seiner Morgenstern-Reihe und erzählt von einem Fotografen, der für seinen Erfolg alles opfert.
Ein Leben für die Kunst
Kristian Hadeland geht mit Anfang zwanzig nach London, um an einer renommierten Schule Fotografie zu studieren. Davon erzählt er am Ende seines Lebens, nach einer erfolgreichen Karriere und einer Retrospektive im MoMA in New York. Er hat sich in eine abgelegene Ortschaft zurückgezogen und plant, dort seinem Leben ein Ende zu setzen. Der Tod und die Vergänglichkeit des Lebens waren die großen Themen seines Schaffens. Er erzählt von seinen Begegnungen in London und seiner konstanten Abkapselung von seinen Mitmenschen und Familie. Es zeigt sich, was er alles geopfert hat, welchen Pakt er eingegangen ist, um einen so großen Erfolg zu haben. Jetzt muss er die Konsequenzen tragen.
Bereits ziemlich am Anfang von Die Schule der Nacht wird der Protagonist sehr treffend von seinen Eltern beschrieben. Der Rest ist mehr oder weniger ein bestätigendes Durchexerzieren jener Beschreibung seines Charakters. Wirklich viel geschieht dabei nicht. Der Roman liest sich wie eine Autobiographie, wenngleich es unrealistisch und unmöglich erscheint, dass sich ein Mensch zwanzig Jahre später noch so detailliert an seine Jugend und vor allem seine Gefühle und Gedanken zu jener Zeit erinnern kann. Phantastische Elemente sind sehr subtil und im besten Fall vage eingebaut. Überhaupt schreibt Knausgård sehr detailverliebt.
Die Kritik, die Hans geäußert hatte, interessierte mich nicht. Er konnte in meiner Achtung nicht sinken, da ich ohnehin keine große Achtung vor ihm hatte, und es fiel mir nicht schwer auszublenden, was er über meine Bilder gesagt hatte. Er war niemand. Seine dumme Ratte, was war das? Ein Labyrinth mit verborgenen Schienen, etwas, das wahrscheinlich jeder mit etwas technischem Wissen basteln konnte.
Gegen Ende wird die Handlung manchmal nahezu wie ein “Was bisher geschah” zusammengefasst, damit man auch ja weiß, was sich alles abgespielt hat. Trotzdem muss man sagen, Knausgård ist ein starker Erzähler. Denn obwohl nur wenig passiert, schafft er es, den Leser bei sich und seiner Geschichte zu halten. Man möchte wissen, was dem Protagonisten geschieht und wie es weitergeht, auch wenn es an manchen Stellen vorhersehbar ist. Darin erinnert der Roman manchmal an das großartige The Shards von Bret Easton Ellis. Die Schule der Nacht ist definitiv stark erzählt, über den Rest werden sich die Geister vielleicht scheiden und muss jeder für sich entscheiden.
Die Schule der Nacht von Karl Ove Knausgård, 672 Seiten, erschienen bei Luchterhand Literaturverlag.
