Was die Toten bewegt 1 (c) 2024 T. Kingfisher, Cross Cult(2)

Was die Toten bewegt

Mit Was die Toten bewegt greift T. Kingfisher den Klassiker Der Untergang des Hauses Usher von Edgar Allan Poe auf und erzählt ihn neu.

Ganz leicht nur, dennoch nahm der Hut sofort das fleischige Rotviolett der Lamellen an. Einen Augenblick später schlug uns ein unbeschreiblicher Gestank entgegen: Verwesung gepaart mit einem Schuss ranziger Milch, der ein pelziges Gefühl auf der Zunge hinterließ – und dazu eine entsetzliche Note von frisch gebackenem Brot. Der Geruch verdrängte alles Süße aus der Luft. Mir drehte sich der Magen um.

Alex Easton ist Soldat im Ruhestand. Doch als seine Jugendfreundin Madeline Usher im Sterben liegt, eilt er zum Haus der Ushers. Tief hinein in die abgelegene Landschaft Ruritaniens. Dort sieht sich Easton nicht nur mit einer todkranken Madeline gegenüber. Auch ihr Bruder Roderick leidet an einer mysteriösen Krankheit. Und überhaupt scheint die gesamte Umgebung, vor allem der dunkle, pulsierende See von einer merkwürdigen Pilzwucherung heimgesucht zu sein. Gemeinsam mit einer Pilzexpertin und einem Arzt versucht Easton das Geheimnis des Hauses Usher zu lüften bevor es für alle zu spät ist.

Überraschend humorvoll

Was die Toten bewegt ist eine atmosphärisch dichte Neuerzählung des Edgar Allan Poe Klassikers Der Untergang des Hauses Usher. Man muss Poes Geschichte jedoch nicht kennen, um T. Kingfishers unterhaltsamen Roman zu mögen. Obwohl sie die unheimliche Atmosphäre durchaus beherrscht, ist es überraschenderweise der Humor, der überaus sympathisch auffällt. Vor allem Alex Easton und sein Umgang mit seinem Pferd Hob gehören zu den Highlights des kurzen Romans. Aber überhaupt sind ihr die Figuren allesamt gut gelungen. Sie lesen sich glaubhaft und überaus lebendig.

Es steht zwar das Unheimliche und Mysteriöse im Vordergrund, aber gerade durch die immer wieder sympathisch lustige Auflockerung bekommt Was die Toten bewegt eine ganz eigene Note. Ob Kingfishers Erzählung auch die Zeit überdauern wird, wie Poes Klassiker ist abzuwarten, doch für ein unterhaltsames Lesevergnügen reicht es definitiv. Noch dazu, und das soll an dieser Stelle auch mal erwähnt werden, ein großes Lob an Cross Cult für diese wunderbar schön gestaltete Hardcover Edition. Die ist genau so schaurig liebevoll wie Kingfishers Geschichte und passt damit perfekt zusammen.

Was die Toten bewegt von T. Kingfisher, 192 Seiten, erschienen bei Cross Cult.

Was die Toten bewegt

Was die Toten bewegt (c) 2024 T. Kingfisher, Cross Cult




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