Prinz und Bettelknabe
Prinz und Bettelknabe ist vielleicht nicht der bekannteste Roman von Mark Twain, trotzdem ist die Geschichte durchaus ein Jugendbuchklassiker.
Tom und Edward kommen im Jahr 1537 am gleichen Tag zur Welt. Während Tom als Bettelknabe von einem Leben am Hof nur träumen kann, wünscht sich Prinz Edward nichts sehnlicher als eine normale Kindheit. Eines Tages begegnen sich die beiden Jungen zufällig und sie sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Aus Spaß tauschen sie ihre Kleider. Doch dann wird aus dem harmlosen Spiel bitterer Ernst. Tom wird für den Prinzen gehalten und Edward für den Bettelknaben. Edward muss von nun an unter den Armen und Obdachlosen leben. Während Edward im Luxus des königlichen Hofes lebt, sich aber hoffnungslos verloren fühlt und Strafe fürchtet, wenn die Verwechslung auffliegt.
Überall im Kehrichtshof ging es so zu wie bei Cantys. Trunkenheit, Zank, Gewalttätigkeit gab es den ganzen Tag lang und bis tief in die Nacht hinein; und blutige Köpfe waren dort so alltäglich wie der Hunger. Trotzdem fühlte sich Tom nicht unglücklich. Er hatte es schlecht, aber er wusste es nicht. Denn den anderen Jungen in seiner Umgebung ging es nicht anders, und darum meinte er, so wäre es recht und gut.
Wie die Geschichten um Tom Sawyer und Huckleberry Finn erzählt Mark Twain auch in Prinz und Bettelknabe von jugendlichen Protagonisten. Aber nicht nur das, er schildert zudem Klassenunterschiede, das Leben von Arm und Reich und thematisiert damit soziale Missstände. Alles zusätzlich durch Humor gesteigert und verschärft. Dadurch ist Prinz und Bettelknabe heute noch gut und unterhaltsam zu lesen. Wenngleich aufgeklärte und erfahrene Leser inhaltlich vielleicht wenig Neues geboten bekommen, eignet es sich doch für Kinder und Jugendliche, die bereits ein bisschen Leseerfahrung gesammelt haben.
Prinz und Bettelknabe ist immer noch aktuell und in dieser vollständigen und ungekürzten Edition mit wunderbaren Zeichnungen illustriert. Klassenunterschiede, die Kluft zwischen Arm und Reich, das alles gibt es heute noch. Mark Twain versteht es den Leser zu packen und auf ein unterhaltsames Abenteuer mitzunehmen. Er nimmt auch bereits einige filmische Erzähltechniken vorweg. Er ist aber halt einfach ein wirklich guter Erzähler mit einer stark ausgeprägten sozialen Ader. Wer noch nie etwas von ihm gelesen hat, kann ohne Bedenken mit Prinz und Bettelknabe beginnen.
Prinz und Bettelknabe. Vollständige, ungekürzte Ausgabe von Mark Twain, 288 Seiten, erschienen im Anaconda Verlag.