Die schwere Hand (c) 2023 Dror Mishani, Diogenes Verlag(2)

Die schwere Hand

In seinem dritten Roman zum israelischen Ermittler Avi Abraham Die schwere Hand, der mittlerweile zum Leiter des Ermittlungsdezernats in Cholon aufgestiegen ist, konfrontiert Dror Mishani seinen Protagonisten mit dessen Vergangenheit. Lea Jäger, Opfer einer Vergewaltigung vor 10 Jahren, wird Tod in ihrer Wohnung aufgefunden. Der damalige Täter wurde nie gefunden, ein Umstand der Avi immer noch schwer im Magen liegt. Nicht weniger emotional aufgeladen wird der Fall als sich ein Polizist als Hauptverdächtiger hervortut.

Ich stehe dem Roman etwas zwiespältig gegenüber. Erzählt wird die Geschichte, wie bei Mishani üblich, aus zwei Perspektiven, der des Ermittlers sowie der von Mali, deren Verbindung zum Kriminalfall nur langsam und stückweise enthüllt wird. Wie Lea Jäger war auch sie das Opfer einer Vergewaltigung, wie bei Lea Jäger wurde auch ihr Angreifer nie gefunden.

Neben der Aufklärung des Falles nimmt sich Mishani viel Zeit dafür seine Figuren anhand ihrer romantischen Beziehungen zu charakterisieren. Sehr viel Zeit. Stellenweise hat man das Gefühl eine Romanze zu lesen anstatt eines Krimis. Nicht falsch verstehen, die Charakterstudien Mishanis sind durchaus interessant. Sie helfen der Geschwindigkeit des ohnehin schon recht langatmig erzählten Romans allerdings nicht.

Geht es um den Fall und die Ermittlung an sich ist Mishani wohl ganz in seinem Element. Die Polizeiarbeit wird interessant beschrieben und es macht Spaß den Deduktionen Avis zu folgen. Der Autor bedient sich jeder Menge Rück- und Vorblicken und schafft so eine spannende Ausgangssituation.

Der Roman ist nicht so flott wie die Krimis die ich normalerweise lese. Mit seiner einfühlsamen Erzählweise und  detaillierten Charakterbeschreibungen wird er dennoch seine Fans finden.

Die schwere Hand von Dror Mishani, 336 Seiten, erschienen im Diogenes Verlag.

Die schwere Hand