Das Ministerium für die Zukunft
In Das Ministerium für die Zukunft schildert Kim Stanley Robinson die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels, aber auch Möglichkeiten ihn und seine Folgen zu verhindern.
Im Jahr 2025 wird Indien von einer gnadenlosen Hitzewelle heimgesucht, bei der zahlreiche Menschen sterben. Frank May überlebt als einer der wenigen und ist seitdem schwer traumatisiert. Er möchte auf radikale Weise die Menschheit wachrütteln und den Klimawandel verhindern. Wenn nötig mit Gewalt. Mit dieser Sichtweise ist er nicht alleine. Anders geht das neu gegründete Zukunftsministerium unter der Leitung von Mary Murphy vor. Dort arbeiten Wissenschaftler und Experten an einer friedlichen Lösung des Problems. Und auch da würde es zahlreiche Wege und Ansätze geben. Die Welt und vor allem die Machthaber müssten sich halt nur dazu entschließen, diesen Wegen zu folgen und nicht immer nur an Wirtschaft und Kapital zu denken.
Die Leute starben immer schneller. Es gab keine Kühlung mehr. Alle Kinder waren tot, alle Alten waren tot. Statt Wehgeschrei brachten die, die noch lebten, nur ein Murmeln heraus. Wer noch konnte, zog Leichen aus dem See oder schob sie hinaus in die Mitte, wo sie wie Holz trieben oder untergingen.
Das Ministerium für die Zukunft ist ein unglaublich ambitionierter Roman. Überhaupt trifft die Bezeichnung “Roman” nur bedingt auf das zu, was Kim Stanley Robinson da geschrieben hat. Die geschilderte Handlung ist eigentlich nur eine Rahmenhandlung und, das muss man auch sagen, relativ banal und beliebig. Wer also nach komplexen Figuren, originellen Wendungen und einer spannenden Handlung sucht, der wird hier bitter enttäuscht und sollte stattdessen lieber zu Robinsons New York 2140 greifen. Die Erzählung der zwei Protagonisten macht nur einen Bruchteil des doch recht umfangreichen Buches aus. Hauptsächlich gibt es Sachtexte, Ideen, Essays, Abhandlungen oder verschiedene fiktive Schicksalsschläge zu lesen.
Inhaltlich und thematisch ist Das Ministerium für die Zukunft ein enorm wichtiges und großartiges Buch. Außerdem kann man auch das experimentelle loben. Robinson mischt selbstbewusst die verschiedene Stile und entwirft ein großes thematisches Gesellschaftsbild. Er hat viel Arbeit investiert und das liest sich interessant. Aber eben nicht wie ein Roman, nicht spannend, sondern informativ, eher wie ein Sachbuch. Doch das alles ändert nichts an dem Umstand, dass Das Ministerium für die Zukunft als Roman schlichtweg nicht mitreißend oder emotional aufwühlend ist. Wer aber eine eher sachliche Beschäftigung mit der Thematik lesen will ohne gleich auf ein wissenschaftliches Buch zurückgreifen zu müssen, der wird vielleicht seine Freude haben.
Das Ministerium für die Zukunft von Kim Stanley Robinson, 720 Seiten, erschienen im Heyne Verlag.