Die Lukasch-Vermutung
Die Lukasch-Vermutung von Christian Mähr ist ein unglaublich origineller Kriminalroman, vor allem dank dem grandios schwarzhumorigen Schreibstil.
Der Krimiautor Theodor Lukasch ist ein friedvoller Mensch. Er geht sogar jedem möglichen Streit aus dem Weg, nicht mal Zeuge eines Streits will er sein. Doch eines Abends passiert ihm genau das. Zwei seiner Freunde kriegen sich in die Haare. Kurz darauf entdeckt Lukasch etwas merkwürdiges. Jeder, der sich mit seinem Kumpel streitet, erlebt danach ein Unglück. Das reicht vom Verlust eines Jobs bis hin zum Tod. In Lukasch keimt eine schreckliche Vermutung. Wie ein Ermittler in seinen Krimis fängt er an, nachzuforschen. Denn sein Freund scheint von jener “Gabe” gar nichts zu wissen. Irgendwann reicht es aber nicht mehr, nur zu ermitteln. Lukasch muss zur Tat schreiten und etwas gegen seinen Freund unternehmen.
Ich möchte das auch nicht, das ist keine gute Gabe, dieses Finden von Zusammenhängen, was sich dann zu einer fixen Idee verfestigt … Wie soll ich sagen: Mir wäre bei allem, was passiert ist, nicht diese verrückte Sache eingefallen, die Theodor Lukasch eingefallen ist. Bitte, er ist Schriftsteller, trotzdem, irgendwo muss es doch eine Grenze geben.
Was einem bei Die Lukasch-Vermutung sofort packt, ist gar nicht so sehr die Handlung, sondern der Erzählstil von Christian Mähr. Er schreibt nicht nur überaus rasant, sondern verpackt seinen Roman in einen wirklich originellen Stil. Dabei kommt auch sehr schwarzer Humor nicht zu kurz, der die Handlung zusätzlich unterhaltsam macht. Aber auch die eigentliche Krimi-Geschichte ist überaus spannend und gerade für einen Krimi auch sehr ungewöhnlich in ihrem Verlauf. Ein Umstand, der sich eben durch das grandiose Zusammenspiel zwischen Erzählstil und Geschichte ergibt. Oft ist es ja so, dass originelle Romane sich übernehmen und zu viel des Guten wollen. Nicht so Die Lukasch-Vermutung. Christian Mähr hält gekonnt die Balance.
Es ist auch beeindruckend zu sehen, wie sich die Handlung entwickelt. Mähr setzt hier eine Kettenreaktion an Ereignissen in Gang, die wie eine Lawine immer größer und unaufhaltsamer werden. Manchmal erinnert Die Lukasch-Vermutung im absolut positiven Sinn an die Filme der Coen-Brüder (Fargo, Inside Llewyn Davis), deren Handlungen ja auch oft von solchen Kettenreaktionen geprägt sind. Im Roman stellt sich daher auch die interessante Frage, ob die “Gabe” nun tatsächlich existiert oder es schlichtweg die Neugier, Arroganz und Angst der Menschen ist, die zu den weiteren Ereignissen führen. So oder so ist Die Lukasch-Vermutung ein unglaublich gut gelungener, spannender und origineller Kriminalroman.
Die Lukasch-Vermutung von Christian Mähr, 280 Seiten, erschienen im Hirnkost Verlag.