Das Scharren am Ende der Träume
In Das Scharren am Ende der Träume erzählt Bernhard Grdseloff sehr originell und spannend von einer paranoid gewordenen Welt im Dauerausnahmezustand.
Eine Pandemie folgt auf die nächste. Die Menschen sind in ständiger Angst vor Viren und Infektionen. Sich im freien aufhalten ist streng geregelt und die Gesundheitspolizei ist überall. Moritz Huang wird als Held gefeiert, weil er ein gefährliches neues Virus vorausgesagt hat. Das ist sein Job. Neue Viren prognostizieren. Aber nur die wenigsten entpuppen sich als real. Aber langsam kommen Moritz Zweifel. Nicht nur, ob sein Virus wirklich real ist, sondern er fürchtet, sich damit infiziert zu haben. Dann lernt er die Ärztin Elke Rodrigues kennen und erhofft sich von ihr Hilfe. Sie kommt ihm nicht nur merkwürdig bekannt vor, sondern er verliebt sich auch in sie. Aber ist in dieser Welt Liebe überhaupt noch möglich?
Ein scharrendes Geräusch riss Moritz Huang aus dem Schlaf. Er war Lärm nicht gewöhnt. Abgesehen jedenfalls vom vertrauten Brummen der Reinigungsmaschinen. Wegen des Gesundheitsnotstands und der Ausgangsbeschränkungen war es nachts immer sehr ruhig in der Stadt. Eigentlich auch am Tag.
Auch wenn der erste Gedanke vielleicht sein mag: bitte keine Geschichten über Viren, sollte man den Roman auf keinen Fall so abtun. Bernhard Grdseloff gelingt mit Das Scharren am Ende der Träume ein unglaublich eindringlicher, glaubwürdiger und origineller Roman. Es ist zwar zum einen ganz klassische Sci-Fi Dystopie in einem totalitären Staat. Von daher weist es Ähnlichkeiten zu solch großen Meilensteinen wie 1984, Brave New World oder We auf. Zum anderen ist Das Scharren am Ende der Träume aber so authentisch und nahe an der Wirklichkeit, dass es ohne Probleme auf eigenen Beinen steht.
Überhaupt ist die aufgebaute Welt eine der stärksten Elemente des Romans. Das alles liest sich so echt und glaubwürdig, dass es fast schon erschreckend ist, wie nahe wir uns bereits an dieser Wirklichkeit befinden. Das andere sind die Figuren. Grdseloff lässt sich beim Erzählen und der Entwicklung seiner Figuren genug Zeit. Vor allem der Protagonist wächst einem stark ans Herz. Gleichzeitig gelingt Grdseloff das Kunststück, dass man nie weiß, was geschehen wird. Im Verlauf scheint alles möglich zu sein und das macht den Roman ungemein spannend. Das Scharren am Ende der Träume ist einer der stärksten deutschsprachigen Sci-Fi Romane seit langem und sollte ganz dringend gelesen werden.
Das Scharren am Ende der Träume von Bernhard Grdseloff, 304 Seiten, erschienen im Hirnkost Verlag.