Wildnis
Was ist Wildnis und was braucht es für tatsächliche Artenvielfalt? Diesen und anderen Fragen geht Jan Haft in seinem Buch Wildnis nach und zeigt beeindruckende Möglichkeiten.
Meistens stellt man sich unter dem Begriff “Wildnis” einen dichten Wald mit alten und sehr unterschiedlichen Bäumen vor. Fern jeder menschlichen Zivilisation und deren Anzeichen und Spuren. Aufgrund unseres Verhaltens hat sich der Gedanke herausgestellt, dass Mensch und Natur sich ausschließen. Doch eigentlich steht der Mensch nicht über der Natur, es gibt nicht das Ökosystem auf der einen und den Mensch auf der anderen Seite. Wir sind sehr wohl ein Teil davon. Auch wenn unser Verhalten schon seit langem das Gegenteil davon behauptet. Über Millionen von Jahren der Evolution hat sich ein perfekt aufeinander abgestimmtes System gebildet. In der Natur hängt alles miteinander zusammen und ist durch Notwendigkeit und Vorteile verbunden. Eben ein ökologisches Gleichgewicht.
In der Wildnis werden wir uns rasch unserer Grenzen bewusst, erahnen das große Ganze der Natur und spüren, dass wir – so auf uns alleine gestellt – nicht mehr als ein Staubkorn im Universum sind.
Der Mensch stört dieses Gleichgewicht und die darin ablaufenden natürlichen Prozesse. Und das schon seit geraumer Zeit. Daraus resultiert eine verarmte Natur, das verschwinden vieler Tiere und Pflanzen und der Verlust von Wildnis. Aber das Bild eines Waldes, als einzige wirkliche Wildnis, ist zu einfach gefasst, wie Jan Haft in seinem Buch sehr eindrucksvoll beschreibt. Denn auch ein Wald ist ein sehr spezielles und spezialisiertes System. Für wirkliche Artenvielfalt braucht es mehr als Wälder. Allerdings bietet Wildnis spannende Einblick darin, was es benötigt und wie simpel es doch wäre, das zu erreichen.
Darüber hinaus gelingt Haft auch der Bogen zu gegenwärtigen Klimakrisen, die mit einer Rückkehr wirklicher Artenvielfalt und Wildnis quasi gleich in einem Aufwasch mit angepackt wären. Und nicht nur das, denn für alle, die jetzt über die “arme Wirtschaft” jammern würden, auch sie könnte davon profitieren. Es ist wirklich beeindruckend, wie viel Info und interessante Ansätze Haft in so ein schmales Büchlein packt. Mit etwas über 140 Seiten ist Wildnis schnell gelesen und doch voller Einsichten. Und es lohnt sich. Es ist wichtig. Es sollte eigentlich eine Pflichtlektüre sein.
Wildnis von Jan Haft, 144 Seiten, erschienen im Penguin Verlag.