Hinterhof
Dasa Hink lebt in Berlin ihren Traum. Sie ist Künstlerin, malt, macht Musik und Filme – und arbeitet als Domina. Ihre Klienten und Klientinnen speisen sich aus allen Schichten und bringen allerlei Vorlieben und Fetische mit. All das passiert hinter der Fassade des bürgerlichen Lebens, quasi im Hinterhof der Gesellschaft. Dabei sind auch das alles nur Ausdrucksformen der gleichen Sehnsucht nach Liebe und Zuneigung, wie bei allen anderen auch.
Um zu provozieren bezeichne ich mich manchmal als „Nutte“. Aber was sagen all diese Begriffe schon aus? Es geht um die Bedeutung, die die Menschen ihnen geben, nicht um die Nutten selbst. Es erinnert mich an die Wandlung, die das Wort Queer durchgemacht hat. Wenn ich also sage, dass ich eine Domina bin, ist die Reaktion meistens: „Wow, cool!“ Wenn ich aber sage, dass ich Prostituierte bin, kommt eher ein: „Oh nein.“
Hinterhof ist ein dokumentarischer Comic. Die „echte“ Dasa Hink gewährte der Autorin Anna Rakhmanko und dem Zeichner Mikkel Sommer Einblicke in ihren Alltag. Sie erzählt im sympathischen Plauderton über sich, wie sie zur Domina wurde, von ihren Gästen und deren Fetischen, philosophiert über das Leben und die Liebe – und öffnet unseren Blick auf das breite Farbenspektrum der sexuellen Vorlieben. Das alles ist völlig unverkrampft präsentiert. Intim ohne obszön zu sein, direkt ohne voyeuristisch zu sein.
Das Buch ist mehr Bilderbuch als Comic, da durchgehend Dasas Gedanken, als innere Monologe über den Bildern stehen und fast nie wird in Sprechblasen oder direkt miteinander geredet. Die Bilder stellen eine zusätzliche Ebene dar, die manchmal den Text begleiten, mal aber auch eine weitere Facette einbringen. Das macht Hinterhof zu einem ziemlich einzigartigen Leseerlebnis. Hinterhof ist eine warmherzige Lektüre für mehr Offenheit und Toleranz in der Gesellschaft. Also definitiv eine gute Sache – davon kanns ja nicht genug geben. Zusätzlich mit Humor und Gedanken zum modernen Feminismus unterfüttert. Eine runde Angelegenheit.
Hinterhof von Anna Rakhmanko und Mikkel Sommer, 128 Seiten, erschienen im Avant Verlag.