Hexen hexen (c) 2020 Pénélope Bagieu, Roald Dahl, Reprodukt(5)

Hexen hexen

Ein Junge wächst nach dem Unfalltod der Eltern bei seiner Großmutter auf. Die kettenrauchende Oma kümmert sich rührend um den Knaben. Eines Tages erzählt sie ihm jedoch eine Geschichte aus ihrer Kindheit, in der echte Hexen eine Rolle spielen. Diese hassen Kinder und sind darum bemüht die Erde möglichst von ihnen auszurotten. Oma weiß auch, woran man Hexen erkennen kann. Mit diesem Wissen ausgestattet, treten Oma und Enkel eine Urlaubsreise an. Zum Glück weiß der Junge nun Bescheid, denn in dem Hotel, in dem die beiden residieren, findet just zur gleichen Zeit ein geheimer Hexen-Kongress statt …

Der norwegisch-britische Schriftsteller Roald Dahl ist den meisten für seine schwarzhumorigen Kurzgeschichten (Küsschen, Küsschen) ein Begriff. Ebenso wie für eine Reihe Kinderbuchklassiker, darunter Matilda, Charlie und die Schokoladenfabrik und eben Hexen hexen. Der Kinder-Gruselroman erschien 1983 und ist einer seiner großen Erfolge. Nicolas Roeg verfilmte das Buch bereits einmal kongenial 1990, mit Anjelica Huston als Oberhexe. Noch heuer soll ein Remake von Robert Zemeckis mit Anne Hathaway in den Kinos starten. Doch eine weitere perfekte Adaption existiert bereits. Und zwar die Graphic Novel-Umsetzung der französischen Comic-Zeichnerin Pénélope Bagieu, die soeben in deutscher Übersetzung im Reprodukt Verlag erschienen ist.

 

In knapp 300 Seiten lässt Pénélope Bagieu Roald Dahls unheimliches Märchen in voller Pracht auferstehen. Sanfte Anpassungen an die Neuzeit erscheinen hier ganz im Geiste des Autors und der Comic trägt dem Schaffen Dahls in genialer Weise Rechnung. Die Story ist vom ersten Panel für Groß und Klein (aber nicht zu Klein) mitreißend erzählt. Mal tragisch, mal witzig und teilweise verdammt gruselig ist dieser „Kindercomic“ auch für die Erwachsenen ein großer Spaß. Die Beziehung zwischen Oma und Enkel ist derart berührend, da können schon mal die Augen feucht werden. Die Geschichte an sich ist streckenweise auch für heutige Verhältnisse derart böse, da wirkt die Altersempfehlung ab 8 Jahren gar ein wenig sportlich. Aber letztlich geht das Ganze ja gut aus – wenn auch auf eine etwas unkonventionelle Art und Weise. Zur großen Freude der Leserinnen und Leser.

Bagieus Bilder entsprechen dem vorherrschenden Indie-Kindercomic-Stil und passen hervorragend zur Geschichte. Außerdem entpuppt sie sich bei Hexen hexen als Meisterin der stillen Zwischentöne, in dem sie es schafft mit einem einfachen Strich viel Emotionen in die Gesichter ihrer HeldInnen zu zaubern. Ein kurzweiliges, aber sehr befriedigendes Lese-Erlebnis, das zum immer und immer wieder Lesen anregt.

Hexen hexen von Pénélope Bagieu, nach Roald Dahl, 320 Seiten, erschienen bei Reprodukt.




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