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Go!

Liebe Filmfreaks, es ist wieder Zeit für eine Wonne! Da diese Kolumne oftmals als Huldigung an B-Movies und Konsorten missverstanden wird, möchte ich nochmal darauf hinweisen: Das ist sie natürlich nicht! – Zumindest nicht ausschließlich. Der heute besprochene Film hat mit B-Movie nichts zu tun. Im Gegenteil: Es handelt sich um ein echtes Hollywood-Hochglanzprodukt, der bei Erscheinen sogar ein echter Kritiker-Darling war. Nur ein großes Publikum hat er nie erreicht. Und heute ist er fast vergessen. Also werfen wir doch nochmal einen genauen Blick darauf.

Go!

OT: Go, USA, 1999, Regie: Doug Liman, Drehbuch: John August, Mit: Sarah Polley, Timothy Olyphant, Katie Holmes, u.a.

Im Zentrum stehen drei miteinander verzahnte Geschichten einer wilden Nacht. Ronna (Sarah Polley) arbeitet in einem Supermarkt. Zudem droht eine Delogierung aus ihrer Wohnung, da sie im Zahlungsverzug ist. Im Supermarkt sprechen sie zwei junge Männer an. Die beiden suchten eigentlich ihren Kollegen Simon, der sie normalerweise mit Drogen versorgt. Ronna stimmt zu, den Deal zu übernehmen, handelt sich dabei aber nicht zuletzt den Ärger von Simons Dealer Todd (Timothy Olyphant) ein. Eben jener Simon ist indes auf einem Trip in Las Vegas mit drei Kumpels. Dort verzockt er eine Menge Geld, wird in die Welt des tantrischen Sexes eingeführt und legt sich mit einem Strip-Club-Besitzer an, der von nun an Jagd auf die Jungs macht. In der dritten Episode lernen wir die beiden jungen Männer Zack und Adam besser kennen, die Ronna mit der Besorgung von 20 Hits Ecstasy betreut haben. In Wahrheit ist das homosexuelle Schauspieler-Paar nämlich ins Visier eines Drogen-Cops geraten. Um eine Anklage wegen Drogenbesitzes zu vermeiden, haben die Beiden zugestimmt ihren Dealer ans Messer zu liefern …

Go! von Regisseur Doug Liman ist eine Art Mini-Pulp Fiction in der Raver-Szene der 90er Jahre. Und eine der wenigen Ausnahmen, bei der eine Anlehnung an das große Werk hervorragend funktioniert hat. Der Film ist schnell, cool, überaus schwarzhumorig und bietet ein paar irre Wendungen. Dazu kommen hübsche, junge Darsteller, die allesamt als vielversprechend galten. Manche von Ihnen (Sarah Polley Timothy Olyphant, Katie Holmes) haben inzwischen schöne Karrieren zu verbuchen. Andere (Jay Mohr, Taye Diggs, Scott Wolf) sind ein wenig aus dem Rampenlicht verschwunden. Allesamt überzeugen sie in Go! mit großer Spiellaune.

Das Drehbuch sprüht nur so vor gelungenen Dialogen und dem hochfrequentierten F-Wort. Drehbuch-Autor John August ist heute vor allem als Haus- und Hofdichter von Tim Burton bekannt (Big Fish, Dark Shadows, Frankenweenie, etc.). Trotz einer gewissen strukturellen und thematischen Nähe zum Tarantino-Werk gelingt es August durchaus eigene Akzente zu setzen. Die Regie von Doug Liman (Swingers, Bourne Identity, Edge of Tomorrow, etc.) hält das Geschehen in ruhelosen Handkamerafahrten fest und man bekommt so richtig Lust mal wieder ordentlich auszugehen. Hinzu kommt ein wirklich schöner 90er-Charme der heute durchaus Nostalgiecharakter besitzt. Dieser reicht von den bunten Schlabber-Klamotten bis zu einem Supersoundtrack von Fatboy Slim, über Massive Attack bis Air.

Aus unerfindlichen Gründen war dem Film aber kein großer Erfolg beschienen. Die Kritiker liebten ihn, das Publikum blieb fern. Auch bleibt die große Wiederentdeckung als Kultfilm, zumindest hierzulande, bisher aus. Wirklich ein Wunder bei der Qualität und den großen Namen, die hinter dem Projekt stehen. Daher mit besten Wieder- oder Neuentdeckungen an euch rausgeschickt. Ihr werdet eine schöne Zeit mit dem Film haben!

Schön, dass Raves vorbei sind. Genauso schön, dass der Film weiter existiert. Bis demnächst und bleibt seltsam!




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