Xenoblade Chronicles 2: Torna – The Golden Country
Es gibt verschiedene Zugänge zum neuen Release aus dem Hause Monolith: Einerseits DLC-Episode zu Xenoblade Chronicles 2, andererseits irgendwie aber auch eigenständiges Prequel.
Selten jedenfalls gab es Spielerweiterungen, die praktisch niemanden ausgeschlossen haben – ein interessantes Experiment. Das sich die Entwickler fast ein Jahr Zeit genommen haben, um das letzte Kapitel aus der Welt von Xenoblade Chronicles 2 zu entwickeln, merkt man dem Werk an. Zu erleben gibt es eine Epoche lange vor den Geschehnissen des Hauptspiels. Eine Zeit, in der der Titan Torna noch durch die Wolkenmeere streift und auf dem Rücken eine der größten Zivilisationen der Welt befördert.
Wie es zum Untergang dieser Zivilisation kommt ist der zentrale Spannungsbogen der düsteren Narrative. Die große Faszination dabei ist es zahlreiche Charaktere zu treffen, die sich im Hauptspiel 500 Jahre später völlig verändert haben oder überhaupt nur mehr als Legenden existieren. Während sich Xenoblade Chronicles 2 mit seinen teilweise unerträglich naiven Charakteren an ein junges Publikum richtete, fühlt man in Torna wie die Entwickler sich nun völlig frei ausdrücken konnten. Sympathische, gesetzte, gut geschriebene Charaktere tummeln sich in der neuen Story und zeichnen nicht nur ein deutlich ernsteres Erlebnis, sondern reichern als angenehmer Nebeneffekt das Hauptspiel mit einer gehörigen Prise Gravitas an.
Die Story in Torna ist natürlich wesentlich kompakter, aber dafür verliert sie sich nicht in den zahlreichen verwirrenden Nebenhandlungssträngen, für die man die Reihe kennt. In den knapp 20 Stunden findet man einen erfrischenden Fokus, der mit dem unausweichlichen Ausgang einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Aber auch das Gameplay selbst ist nochmal deutlich nachpoliert worden. Das Kampfsystem geht viel einfacher von der Hand und die limitierte Anzahl an Charakteren ermöglicht endlich das Gefühl von bleibendem Fortschritt.
In Sachen Level-Design gehört Torna als Titan mit Sicherheit zur Höchstform der Reihe, da keine anderen Umgebung in Xenoblade Chronicles 2 mit so vielen Details und zusammenhängenden Entdeckungen versehen wurde. Das Erkunden ist dabei nicht nur eine wahre Freude, die generell viel höhere Dichte der Spielumgebung vertreibt auch die Müdigkeit, die sich durch die allzu weitläufigen inhaltsleeren Umgebungen des Hauptspiels eingesetzt hat.
Der Soundtrack ist ebenfalls ein Highlight. Energetisch und jazzig entsteht eine Atmosphäre von frischen Wind, die sich durch das ganze Erlebnis zieht. Sogar die zahlreichen Quests fühlen sich persönlicher an und sind durch die Darstellung der Community als Ganzes deutlich befriedigender als zuvor. Es ist schon wirklich beeindruckend, wie mühelos Monolith praktisch jeden Makel des ohnehin schon imposanten Hauptspiels über diese DLC-Episode ausgemerzt hat. Egal ob als Einstieg oder Epilog funktioniert Xenoblade Chronicles 2: Torna – The Golden Country gleichermaßen, was ebenfalls eine gewisse Faszination ausübt.
Immerhin kann man das Spiel dazu benutzen, die Zehen ins Wasser zu strecken, bevor man sich in die 100 Stunden des Hauptspiels stürzt. Nintendo jedenfalls setzt mit Torna neue Maßstäbe für DLC. So viel Zusatz-Spaß gab es seit The Witcher 3 nicht mehr zu kaufen.
Plattform: Switch (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 12, Release: 14.09.2018, Link zur Homepage