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The Guest

Liebe Fangemeinde des guten schlechten Geschmacks! Der Sommer steht vor der Tür. Die Urlaubszeit beginnt. Die einen verreisen, andere kriegen Besuch. Die Sache mit Besuchen ist ja nun mal so: Meistens freut man sich im Vorfeld sehr darauf. Genauso häufig ist man danach aber auch froh, wenn der Besuch wieder abreist. Genauso geht es wohl auch der Familie Peterson mit ihrem Hausgast in unserem diesmaligen Highlight. Bleibt nur abzuwarten, wer bei der Abreise überhaupt noch genug atmet, um sich freuen zu können …

The Guest

OT: The Guest, USA, 2014, Regie: Adam Wingard, Drehbuch: Simon Barrett, Mit: Dan Stevens, Maika Monroe, Leland Orser, Brendan Meyer u.a.

 

Familie Peterson trauert um den Verlust ihres ältesten Sohnes und Bruders Caleb, der im Krieg in Afghanistan als Soldat gefallen ist. Eines Tages läutet ein ihnen gänzlich unbekannter junger Mann an der Tür. Er stellt sich als David (Dan Stevens) vor, der mit Caleb befreundet und im gleichen Einsatzgebiet war. Der Fremde ist charmant, einfühlsam und er erzählt, dass es Calebs letzter Wunsch war, dass David sich ein wenig um dessen Familie kümmert. Die Eltern Spencer (Leland Orser) und Laura (Sheila Kelley) und auch der jüngste Spross der Familie Luke (Brendan Meyer) sind hingerissen von dem jungen Mann und bitten ihn, eine Weile Gast in ihrem Haus zu sein. Nur Tochter Anna (Maika Monroe) ist skeptisch, was Davids Anwesenheit betrifft, obwohl auch sie sich seiner Reize nicht ganz entziehen kann. Die Skepsis zeigt durchaus ihre Berechtigung. David entpuppt sich als nicht aufzuhaltender Albtraum …

The Guest von Regisseur Adam Wingard und Drehbuchautor Simon Barrett ist ein nahezu perfekter Hybrid aus Thriller, Drama, Action und Horror (in dieser Reihenfolge). Autor und Regisseur arbeiteten sowohl davor, als auch danach häufig zusammen. Darunter waren der im Genre sehr bejubelte Slasher Your`re Next oder das gefloppte Sequel Blair Witch. Keiner dieser Streifen erreicht auch nur annähernd die Qualität von The Guest.

Das Schlechte zuerst: Logisch ist die ganze Kiste nicht. Und wenn der Film dann schließlich mit Annas Schlusssatz endet: „What the fuck?!“ – dann darf man das durchaus symptomatisch für die Reaktion des gesamten Zuschauerraums nehmen. Das mal kurz erwähnt habend, schreiten wir zu den Pluspunkten. Und derer gibt es viele. Zu allererst muss man den britischen Charakterkopf Dan Stevens hervorheben. Dieser hat sich von seinem leicht moppelig und schusseligen Aussehen in der BBC Serie Downton Abbey zu einem abgeschlankten Charmebolzen entwickelt. Er spielt seinen David derart sympathisch, dass man ihn wahrscheinlich trotz Kenntnis des weiteren Handlungsverlaufs, jederzeit bei sich als Gast aufnehmen würde. Besonders schön ist eine Sequenz im Film, als David bemerkt, dass Luke, der Sohn der Familie Peterson, in der Schule gemobbt wird. Kurzerhand beschließt er den Tyrannen eine Lektion zu erteilen. Es folgt einer der denkwürdigsten und humorvollsten Momente des Films. Mehr sei nicht verraten. Auch Maika Monroe, die im selben Jahr noch den ebenfalls phänomenalen Arthouse-Horrorfilm It Follows am Start hatte, gibt eine überaus schöne Performance ab. Überhaupt darf man den ganzen Cast als gelungen werten.

Nicht zu übersehen, bzw. zu überhören, ist der großartige Soundtrack des Films, der wohl nicht zufällig an Drive erinnert – diesen aber sogar noch toppt. So entsteht durch Bild und Musik eine kühle 80s Atmosphäre, in der man wunderbar eintauchen und versinken kann. Im letzten Drittel kippt der Film dann plötzlich in die Irrealität und wird damit nicht so ganz der inszenatorischen Finesse des Vorangegangenen gerecht. Das macht aber nichts, denn nun knallen die Action und die Gewalt so richtig. Unvorbereitete werden ab diesem Zeitpunkt wohl ganz schön Augen machen.

Rein audiovisuell betrachtet ist The Guest nichts anderes als ein Meisterwerk. Narrativ ist es eine Hommage an Home-Invasion-Thriller, Terminator und Drive. Also nichts, worüber man sich beschweren kann. Trotz durchgehend positiver Kritik geriet der Film zum Voll-Flop und sein Bekanntheitsgrad bleibt durchaus überschaubar. Daher wärmste Empfehlung. Für Film und Soundtrack!

Also passt gut auf, wem ihr da in naher Zukunft Tür und Toren öffnet. Seid trotzdem nett zu euren Gästen und bleibt seltsam!




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