Nintendo auf der E3 2017: Metroid Prime 4, Super Mario Odyssey und Xenoblade Chronicles 2

Auch 2017 lebt Nintendo in einer eigenen Blase. Mittlerweile hat sich der Spiele-Gigant dermaßen isoliert, dass er auf einem Event wie der E3 praktisch zur Fußnote verkommt. Kaum noch irgendwo präsent, hilft auch der eigens produzierte Stream nicht davon abzulenken, dass Nintendo irgendwie einfach sein eigenes Ding macht, abseits von all dem Getöse, unter dem andere Publisher auf der E3 von ihren Freemium-Zukunftsvisionen mit Spielen als Services schwadronieren.

Super Mario Odyssey nimmt langsam Form an. Hat bisher vielleicht noch der zündende Funke gefehlt, stellt sich nun heraus, dass dem Spiel eine durchaus unterhaltsame Mechanik zugrunde liegt: Mario kann seine Mütze auf alle möglichen lebenden und leblosen Objekte werfen um diese zu kontrollieren. Sei es ein gigantischer Dinosaurier (Yoshi, bist du das?) oder ein New Yorker Taxi – über einen Mangel an überraschenden Ideen kann man sich bei dem stilistisch neuartigen Mario-Abenteuer nicht beschweren.

Mit Mario + Rabbids Kingdom Battle hat Nintendo seinen einzigen neuentwickelten Third-Party-Titel vorzuweisen. Zusammen mit Ubisoft versucht man sich erneut am taktisch angelegten XCOM-Genre, was vor gar nicht allzu langer Zeit auf dem 3DS mit Codename S.T.E.A.M. schon einmal glorreich misslungen ist. Es lag wohl daran, dass Nintendo-Fans nicht so gut auf Ungewohntes reagieren. So hat man Ubisoft für diesen Versuch mit der mächtigen Mario-Lizenz bewaffnet, was sich aber durchaus zu lohnen scheint: Mario + Rabbids Kingdom Battle strahlt förmlich nur so vor Charme und Humor. Ubisofts Künstler haben dem Titel einen fröhlichen Stil verpasst, der sich nicht vor den besten Nintendo-internen Mario-Ausgaben verstecken muss. Bleibt nur noch abzuwarten, ob das Taktik-Gameplay auch auf Dauer überzeugen kann.

Nintendo hat die vielen Jahre Metroid-Funkpause gut genutzt um nun endlich Metroid Prime 4 zu präsentiert. Entstanden ist in all der Zeit eine große blaue 4. Genau genommen ist die 4 eigentlich schwarz und von blauen Flammen umhüllt, wodurch ein surrealer kalter Stil entsteht, der alles über den Titel verrät was man nur wissen möchte. Die 4 mischt runde und geradlinige Elemente und verrät so mit klaren Worten, was die kreative Vision der völlig anonymen Entwickler sein wird, wer interessiert sich da noch für ein Release-Fenster oder einen Gameplay-Teaser. Immerhin gibt es von Metroid Prime 4 ja mehr zu sehen als von Pokemon auf der Switch, welches überhaupt nur namentlich erwähnt wird.

Aber zum Glück hat man noch einen Paukenschlag für den 3DS im Gepäck: Mit Metroid: Samus Returns kommt nämlich endlich ein lang ersehntes 2D-Sequel auf den Markt. Genau genommen handelt es sich um ein Remake des zweiten Teils, der vor langer Zeit auf dem Gameboy erschien und heute das einzige Stück der Metroid-Reihe darstellt, das man kaum noch in der heutigen Zeit genießen kann. Interessanter Weise hat Nintendo mit dem Titel so lange herumgezögert, dass man nun in einer faszinierenden Situation ist: Mit AM2R ist nämlich im letzten Jahr ein Fan-gemachtes Remake entstanden, das sich qualitativ gesehen mühelos zu den besten Metroid-Plattformern gesellen darf. Die spannende Frage wird also sein, ob Nintendo nun mit dem eigenen kommerziellen Produkt überhaupt noch mithalten kann. Der erste Eindruck stimmt aber schon mal positiv.

Diverse Spiele hat Nintendo aber auch noch für die Switch im Gepäck. Ein neuer Yoshi-Plattformer und Kirby sind beides Titel, die auf den ersten Blick sehr generisch wirken und sich die Lorbeeren in den nächsten Monaten erstmal mühselig erarbeiten werden müssen. Fire Emblem Warriors ist dagegen leichte Action-Kost für Fans der Serie und sicherlich kein schlechter Lückenfüller.

Das hässliche Entlein in der Präsentation ist Xenoblade Chronicles 2, welches einen äußerst durchmischten Eindruck hinterlässt. Mit Charakter-Designs, die aus der Fan-Sektion von DeviantArt stammen könnten, furchtbaren Klischee-Dialogen und einer recht einfallslos wirkenden Welt hebt man in einem Jahr, in dem Persona 5 so ziemlich jede Note richtig trifft, wirklich keine Augenbrauen mehr. Irgendwas scheint bei der Entwicklung des Titels wirklich nicht ganz rund zu laufen, was vielleicht daran liegt, dass er tatsächlich noch in diesem Jahr für die Switch erscheinen soll. Mit jedem Trailer steigt jedenfalls die Sorge, dass die Serie, die mit zwei Ausgaben bisher für atemberaubende und einzigartige Erlebnisse gesorgt hat, ihren Zenit nun überschritten hat.

Die E3 Präsentation von Nintendo wirkt am Ende halbherzig. Enthusiasmus sieht anders aus, aber vielleicht braucht Nintendo diesen auch gar nicht. Dafür, dass die Switch ihr erstes Jahr angeht, biegt sich der Release-Kalender vor Schwergewichten. Wichtige Ankündigungen hebt man sich 2017 eben einfach für einen selbst gewählten Zeitpunkt auf.




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