OEFM-Filmmuseum-©-Bruno-Klomfar

50 Jahre Filmmuseum Band 2: Kollektion. Fünfzig Objekte: Filmgeschichten aus der Sammlung des Österreichischen Filmmuseums

Im Mittelpunkt des zweiten Bandes der dreibändigen Publikation zum 50-jährigen Bestehen des Österreichischen Filmmuseums steht die „unsichtbare Sammlung“. Anhand von 50 ausgewählten Objekten werden kleine Geschichten und zugleich auch die große Filmgeschichte erzählt.

Im Archiv des Museums befinden sich etwa 25.000 vorführbare Filmtitel, weiters Fotos, Plakate, Schriftstücke sowie film- und kinotechnische Geräte. Eine Besonderheit stellen Sammlungskonvolute in Form von Nachlässen oder Vorlässen (Dziga Vertov, Michael Haneke) oder in Form von Privatsammlungen (Amos Vogel Library, die Schlemmer-Filmkadersammlung) dar, nicht zu vergessen die Bestände in der Mediathek und der Bibliothek. Eine Geschichte der Sammeltätigkeit oder eine Darstellung der Sammlungsstrategie darf man mit der Kollektion allerdings nicht erwarten, diese findet sich in Teilen im ersten Band von Eszter Kondor. Die Herausgeber Paolo Caneppele und Alexander Horwarth lassen die Objekte sprechen – und die Menschen, die die Sammlung am besten kennen, denn besonders schön ist, dass die einzelnen Beiträge von den KustodInnen, VermittlerInnen, WissenschaftlerInnen etc. verfasst wurden, wodurch nicht nur die Arbeit an der Sammlung, sondern auch die Personen dahinter und ein vielfach auch persönlicher Blick darauf spürbar werden.

Die Kollektion beginnt mit dem ureigensten „Ort der Sammlung“ des Filmmuseums, dem Unsichtbaren Kino 3, das nach Umbau durch Friedrich Mascher und Erich Steinmayr, in Abstimmung mit Peter Kubelka, seit 2003 in Betrieb ist. In Folge finden sich wunderbare und wundersame „Augenmaschinerien“ aus der Vorgeschichte des Films, wie 39 teils bewegliche Schiebebilder für eine Laterna magica, die auf 1860–1880 datiert werden. Nicht weniger zauberhaft ist ein Nachbau des 1886/87 realisierten Zoetrop von Étienne Jules-Marey, eine „Seh-Maschine“, die den Flug einer Möwe veranschaulicht. Ein Selbst-Cinematograph von 1910 aus dem Wiener Verlag Emil M. Engel wiederum erinnert an das Kino der filmischen und unserer aller Kinderjahre: das Daumenkino. Rare Bucheditionen einer Bandbreite von Epstein bis Cronenberg repräsentieren die Bibliothek, die „Schatztruhe des Wissens über Kino und Film“. Deutlich wird auch der avantgardistische und programmatische Schwerpunkt des Filmmuseums, der sich in unterschiedlichen Formen, wie einer Mappe mit einer Dokumentation zum New American Cinema, in der auch Kubelka vertreten ist, oder Godards Manifest Que faire?, das als Autograph vorhanden ist, niederschlägt.

Nicht zuletzt ein acht Kilogramm schweres Scrapbook zu Ernst Marischkas Film Sissi untermauert den sich beim Durchblättern mehr und mehr verfestigenden Eindruck, dass es sich beim Filmmuseum um ein Musée sentimental handelt. Kuriositäten wie eine abgetragene Lederjacke oder ein gar nicht so kleiner grüner Kaktus tragen das ihre dazu bei. Was es mit diesen auf sich hat, liest man am besten selbst nach, denn die Auswahl der Objekte, die lebendigen Schreibweisen und Zugänge sowie die Aufmachung des Buches machen aus der Kollektion eine Lektüre, die nicht nur äußerst lehrreich ist, sondern FilmliebhaberInnen auch einige „Momente des Glücks“ beschert.

Nächste Woche: Band 3: Das sichtbare Kino




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