Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung
Als Star Wars vor über 40 Jahren in den amerikanischen Lichtspielhäusern aufschlug, sollte nichts mehr so sein wie zuvor. Dieser Film prägte nicht bloß nachhaltig das Blockbuster-Kino, wie man es heute kennt, sondern avancierte gleichzeitig zu einem popkulturellen Massenphänomen, das Generationen von Menschen seit jeher vereint und begeistert. Der Rebellenallianz ist es gelungen, die Baupläne einer tödlichen Kampfstation des Imperiums zu sichern und nun liegt es an Prinzessin Leia (Carrie Fisher) diese wertvollen Informationen in vertrauenswürdige Hände zu legen. Durch das Einschreiten von Darth Vader (David Prowse/James Earl Jones) zum Handeln gezwungen, vertraut sie ihrem Astromech R2D2 (Kenny Baker) die heiklen Daten inklusive einer wichtigen Nachricht an und entsendet ihn mit C3PO (Anthony Daniels), seines Zeichens Protokolldroide, auf den Wüstenplaneten Tatooine. Dort angekommen, treffen die beiden Gefährten auf den Farmerjungen Luke (Mark Hamill) und den alten Einsiedler Ben (Alec Guinness), der wohl mehr zu sein scheint als das Auge sieht.
George Lucas, der schon zuvor mit American Graffiti auf sich aufmerksam machen konnte, erzählt hier eine zeitlose Geschichte rund um einen jungen Niemand, der seinen Platz in der Welt erst finden muss, um schließlich seiner wahren Bestimmung zu folgen. Sein Film hob sich wohltuend von den Monumentalwerken und Musical-Filmen der damaligen Zeit ab und bot, trotz des bekannten Konzeptes der Heldenreise, etwas gänzlich Neuartiges. Der Regisseur ließ sich dabei von Werken wie Flash Gordon oder Die verborgene Festung inspirieren und erschuf ein einzigartiges Universum, das so alt und dreckig wirkt, als würde es bereits seit Ewigkeiten existieren. Auch geschichtliche Einflüsse lassen sich bei genauerer Betrachtung nicht leugnen. So sind Versatzstücke des Dritten Reiches oder des Römischen Imperiums von Lucas bewusst in die Handlung integriert worden, wobei eine Priese Mythologie das Gesamterlebnis perfekt abrundet. Eine spezielle Rolle kommt an dieser Stelle auch dem Anthology-Film Rogue One zu, der Jahrzehnte nach Erscheinen des ersten Kapitels ein schwerwiegendes Plot Hole auflöst und der Geschichte an sich willkommenen Mehrwert bietet.
Die Charaktere stellen im Grunde bekannte Stereotypen dar, werden aber vom Cast so glaubhaft gespielt und detailverliebt in Szene gesetzt, dass es sich schlicht und ergreifend echt anfühlt. Carrie Fisher verkörpert beispielsweise eine Figur, die viel mehr ist als die typische Jungfrau in Nöten. Sie steht mit Überzeugung bzw. Kraft für ihre Ideale ein, was zur damaligen Zeit die absolute Ausnahme darstellte und auch aktuell als einer der Richtwerte für brillant geschriebene Frauenfiguren herangezogen werden muss. Zusammen mit Fisher komplettieren Mark Hamill als Luke und Harrison Ford als verwegener Han Solo ein ikonisches Trio für die Ewigkeit, dessen freudiges Spiel durch die routinierte Performance eines Alec Guinness oder Peter Cushing einen idealen Ruhepol gegenübergestellt bekommt.
Um seine Vision Wirklichkeit werden zu lassen, gründete der aufstrebende Filmemacher sogar die eigene Effektschmiede Industrial Light & Magic, die für Episode IV einige der wohl bekanntesten Schauwerte der Kinogeschichte geschaffen hat. Seien es nun die brachialen Lichtschwertkämpfe, in Angriffsformation übergehende X-Wings oder die beeindruckende Rüstung von Vader. Dazu gesellt sich das inzwischen legendäre Geräusch seiner Maske, Blasterfeuer oder das surrende Zischen eines aktivierten Lichtschwerts. Für die Raumkämpfe studierte Lucas diverse historische Luftgefechte, die er teils 1:1 in seinem Film nachstellt. Vollkommen wird Star Wars aber erst durch die unvergleichliche Musik von John Williams, die dem Zauber dieser Welt einen von Perfektion getriebenen Charakter verleiht und mit Einsetzen des Lauftextes für eine wahrhaftige Sogwirkung sorgt.
Wie ein Virtuose malt George Lucas sein persönliches Gemälde eines Weltraummärchens auf die Leinwand und sprengt damit alle Grenzen des Vorstellbaren. Es ist eine Geschichte um Heldenmut und Freundschaft, die Jung und Alt bis heute fasziniert. Denn Star Wars ist mehr als ein bloßes Stück Kinogeschichte.
Regie und Drehbuch: George Lucas, Darsteller: Mark Hamill, Harrison Ford, Carrie Fisher, Peter Cushing, Alec Guinness, Filmlänge: 121 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 12.10.2015