Star Wars: Episode VIII – Die letzten Jedi
Rian Johnson beschreitet mit seinem Mittelstück der Sequel-Trilogie teilweise neue Wege und verschafft der Reihe eine notwendige Frischzellenkur. Gleichzeitig hält er es aber nicht für nötig, das Erbe von J.J. Abrams zu ehren. Die Erste Ordnung ist nach der verheerenden Niederlage auf der Starkiller-Basis erneut erstarkt und hat unter der Führung von General Hux (Domhnall Gleeson) den Stützpunkt des Widerstandes ausfindig gemacht. Während sich die Rebellenflotte rund um Poe Dameron (Oscar Isaac) und Finn (John Boyega) der schieren Übermacht entgegenwirft, steht Rey (Daisy Ridley) auf der abgelegenen Insel Ahch-To dem ergrauten Luke Skywalker (Mark Hamill) gegenüber und ersucht um seine Unterweisung in den Künsten der Jedi. Ben Solo aka Kylo Ren (Adam Driver) haben die jüngsten Ereignisse wahrhaftig gezeichnet und so muss er sich nicht nur erneut vor dem Obersten Anführer Snoke (Andy Serkis) beweisen, sondern auch seine innere Zerrissenheit überwinden.
Der Film splittet sich relativ rasch in drei parallel laufende Handlungsstränge auf, welche mal mehr und mal weniger gut unterhalten. Der stärkste Zweig entfaltet sich rund um Rey, die mit der Hilfe von Luke versucht, ihr vorhandenes Potenzial zu ergründen und ihn dazu zu überreden, seinem Exil zu entsagen. Dabei schafft es Rian Johnson der Macht die mystische Faszination zurückzugeben und ihr gleichzeitig neue Aspekte hinzuzufügen. Die Auseinandersetzung zwischen der Ersten Ordnung und dem Widerstand startet recht rasant, aber verkommt dann leider zu einem eher spannungslosen Rennen auf Zeit. Finn macht unterdessen mit der Mechanikerin Rose Tico (Kelly Marie Tran) Bekanntschaft und wird mit ihr auf eine wichtige Mission zu einem Casinoplaneten entsandt. Vor allem dieser Handlungsbogen verschleppt das Tempo des Films und scheint mehr eine Art Beschäftigungstherapie für Finn zu sein, als dem Gesamtkonstrukt zu dienen.
Daisy Ridley und Adam Driver spielen ihre Charaktere wieder sehr glaubhaft, wobei vor allem Driver mit seinem geschädigten und zerrissenen Porträt der Figur hervorstechen kann. Oscar Isaac muss man als keckes Fliegerass einfach ins Herz schließen, da seine charakterlichen Züge doch recht stark an einen gewissen Han Solo erinnern. Bloß mit John Boyega weiß Johnson scheinbar nicht viel anzufangen. Eine konsequente Weiterentwicklung seiner Figur wäre wünschenswert gewesen. Mark Hamill geht in seiner Paraderolle zwar wieder richtig auf, allerdings tut sich ein langjähriger Fan sicherlich schwer, ihn als desillusionierten und milchtrinkenden Eremiten zu akzeptieren. Gleichzeitig sorgt sein Charakter für einen der wohl denkwürdigsten Momente der gesamten Saga, welcher noch lange nach dem Kinobesuch nachhallt. Der Elefant im Raum ist ohne Zweifel Carrie Fishers letzter Auftritt als Lea. Sie bekommt im Laufe des Films nicht sonderlich viel zu tun, aber jeder Moment mit ihr ist von einer wehmütigen Schwere umgeben, derer man sich nicht entziehen kann. Eine ihrer Szenen erinnert eher an Comicverfilmungen als an Star Wars und wäre in einem anderen Kontext sicher stimmiger gewesen. Auch Snoke zeigt sich endlich in Fleisch und Blut und Andy Serkis darf erneut beweisen, wie perfekt er das Handwerk eines Motion Capture-Mimen beherrscht.
Die eingesetzte Tricktechnik ist über jeden Zweifel erhaben. Der Film bietet nicht bloß die spektakulärste Raumschlacht seit Rogue One, sondern vollführt außerdem eine gekonnte Symbiose zwischen digitalen und praktischen Effekten. Eine Szene im Weltraum verzichtet bewusst auf den Einsatz von Ton und sorgt mit den bloßen Bildern für einen Wow-Effekt. Sogar das Lichtschwert wird einer neuen Art der Verwendung zugeführt. John Williams untermalt ein weiteres Mal mit seiner unverkennbaren Musik das Geschehen, wobei der aktuelle Score wieder etwas präsenter und kraftvoller wirkt.
Dem Humor wird stellenweise zu viel Platz eingeräumt und so verfehlen manche Momente ihre volle Wirkung. Vor allem die Erste Ordnung selbst wird dadurch zu einer inkompetenten Truppe degradiert, die jegliche Bedrohung vermissen lässt. Dies mag ein notwendiges Mittel im Sinne des heutigen Zeitgeistes sein, untergräbt aber in diesem Fall ein sich ansonsten ernstnehmendes Universum. Schade ist auch, dass manche Elemente aus dem Vorgänger reine Randerscheinungen darstellen oder komplett fallen gelassen werden. Umso ironischer ist es, dass es nun wieder an Abrams liegt, einen runden Abschluss für diese Trilogie zu kreieren.
Star Wars: Die letzten Jedi bricht bewusst mit eingefahrenen Konventionen und spielt wiederum gekonnt mit den Erwartungen des Publikums. Der Film schafft es des Weiteren trotz visueller und geschichtlicher Parallelen zu vorherigen Episoden frische Akzente zu setzen und mehr kann man sich vom mittlerweile achten Teil der Skywalker-Saga eigentlich nicht wünschen.
Regie und Drehbuch: Rian Johnson, Darsteller: Daisy Ridley, Mark Hamill, Adam Driver, Gwendoline Christie, Domhnall Gleeson, Carrie Fisher, Andy Serkis, Laura Dern, Oscar Isaac, Benicio Del Toro, John Boyega, Filmlänge: 152 Minuten, Kinostart: 14.12.2017