E3 2015: Nintendo Pressekonferenz mit Star Fox Zero, Zelda: Tri Force Heroes und Mario & Luigi: Paper Jam

Schon seit ein paar Jahren macht Nintendo zur E3 sein ganz eigenes Ding: Es handelt sich im Vergleich zur Konkurrenz weniger um einen Messeauftritt, bei dem man einmal im Jahr der gesamten Fortschritt präsentiert, sondern vielmehr um eine Momentaufnahme, in der Nintendo einen gewissen Fokus auf neue Themen setzt. 

Nintendo-Direct-E3-©-2015-Nintendo

So erschien beispielsweise der New Nintendo 3DS dieses Jahr, heimlich still und leise, ohne jemals auf einer E3 vorgestellt worden zu sein und Nintendo hat 2015 bereits zahlreiche Nintendo Directs ausgestrahlt, in denen Neuvorstellungen der Mittelpunkt waren. Nur unter diesem Gesichtspunkt ist zu erklären, wieso das E3 Line-Up dieses Jahr im Großen und Ganzen viele Wünsche offen lässt.

Das Wii U Line-Up

Es scheint endgültig: Die Produktion neuer Titel für Nintendos Sorgenkind Wii U ist praktisch im Rückwärtsgang. Das Line-Up für 2015 ist eines der magersten seit langer Zeit und der Ausblick auf 2016 scheint düster. Allem voran wäre da Star Fox Zero. Der erste Blick ein Schock: Das Spiel wirkt visuell kaum auf dem Level eines Wii-Titels.

Doch man sollte dabei die Natur des Spiels nicht vergessen: Vorgestellt auf der letzten E3, ist die Entwicklungszeit mit einem Jahr knapp bemessen. Das Ziel: Ein Titel der voll und ganz darauf ausgelegt ist, das Second-Screen Gameplay des Gamepads zu erschließen. Visuelle Qualitäten sind da angesichts der ablaufenden Lebenszeit der Wii U zweitrangig und so darf man sich auf einen Titel freuen, dessen Spielmechanik durch und durch innovativ sowie faszinierend wirkt. Kein Wunder: Nintendo hat für das Projekt Platinum Games an Bord geholt hat.

Um das Herbstloch zu stopfen hat man Super Mario Maker nochmal ordentlich aufpoliert. Die recht magere Version aus dem Vorjahr ist mittlerweile randvoll mit allen Elementen, die man aus der langjährigen Mario-Reihe kennt und sollte jedem Hobby-Bastler praktisch unendlichen Gestaltungsfreiraum geben.

Ein Titel, der nun endlich ein lang ersehntes Datum für seinen (relativ) baldigen Release erhält, ist Xenoblade Chronicles X. Nintendo hat beschlossen, aus dem ambitionierten Sci-Fi-RPG einen großen Weihnachts-Release zu machen und so kommt der Titel bei uns im Dezember auf den Markt. Die faszinierende Kombination aus JRPG und MMO ist in Japan bereits mit (gemischtem Feedback) auf dem Markt, über die Qualität der Lokalisation lässt sich aber bisher nichts sagen, da der neue Trailer dem Thema aus dem Weg geht.

Eine herbe Enttäuschung für Animal Crossing-Fans ist wohl der absolut einfallslose Mario Party Verschnitt, der uns im Herbst auf der Wii U erwartet: Animal Crossing: amiibo Festival. Statt einer vollen Animal Crossing-Version, liefert Nintendo mit minimalem Aufwand eine weitere Brettspielsammlung. Ein starkes Indiz dafür, dass man keine Ressourcen mehr auf aufwendige Wii U-Projekte verschwenden will. Von den anderen beiden Miyamoto-Spielen gibt es keine Spur.

Zelda taucht bekannter Weise dieses Jahr auf der Wii U nicht auf und so bleibt nur Kennern die Hoffnung auf Spiele-Nachschub: Immerhin ein neuer Trailer für Fatal Frame: Maiden of Black Water schummelt sich heimlich auf den Nintendo Youtube-Kanal und zeigt, dass der Titel auf der Konsole eine völlig natürliche Heimat gefunden hat – und das Potential, ein heimlicher Hit zu werden.

Auch Project Treasure ist ein Titel der interessant wirkt, aber ob seiner Free-2-Play-Natur nicht unbedingt Euphorie auslösen kann. Ebenfalls kritisch darf man Shin Megami Tensei X Fire Emblem begutachten, welches zwar visuell erfrischend wirkt und mit solider Produktionsqualität winkt, ob dem recht plumpen, über-sexualisierten Design aber nicht unbedingt an die Höhepunkte der beiden Serien anknüpft.

Das 3DS Line-Up

Auf dem 3DS sieht die Lage gewohntermaßen solide aus. Gleich zu Anfang wäre da mal The Legend of Zelda: Tri Force Heroes, welches in der Engine von A Link between Worlds drei Spielern das simultane Lösen von kniffligen Dungeons ermöglicht. Verschiedene Kostüme und Skins machen es dabei leichter als jemals zuvor, Nicht-Gamer mit dem Zauber von Zelda zu begeistern. Eine wohlüberlegte Strategie.

Weniger durchdacht wirkt der lang erwartete Auftritt von Metroid Prime: Federation Force: In einem kinderfreundlichen Multiplayer-Shooter der den Titel „Mein erster Shooter“ verdient hätte, versuchen sich vier knuddelige Soldaten darin, Monster einzufangen. Tatsächlich birgt der Titel Potential, doch als Rückkehr der lange überfälligen Metroid-Reihe wird er bei Fans alles andere als Begeisterungsstürme auslösen.

Schon jetzt schäumt das Netz vor verbitterter Enttäuschung – kein Wunder, wenn man bedenkt, wie lange Nintendo das Thema Metroid nun schon kommentarlos vor sich herschiebt. So oder so sollte man den Titel, der aus dem selben Haus wie das hervorragende Luigis Mansion 2 stammt, im Auge behalten.

Absolut gelungen ist der neueste Eintrag in die Mario RPG-Reihe. Die große Frage auf dem 3DS lautete bisher: Paper Mario oder Mario & Luigi? Die Antwort ist einfach ausgefallen. Nintendo hat kurzer Hand beide Spiele miteinander in Mario & Luigi: Paper Jam kombiniert und so mal wieder eine launige Gameplay-Mischung kreiert, auf die sich das Warten lohnt.

Yo-Kai Watch bekommt endlich ein Releasedatum – und zwar gleich für 2015. Der Bestseller aus Japan, der vom renommierten Studio Level-5 entwickelt wurde, ist dabei eine moderne Alternative zu Pokémon: Der Spieler sammelt Monster in der Großstadt ein und übt sich in kreativen RPG-Gefechten.

Fire Emblem Fates hat seinen ersten westlichen Auftritt. Das RPG, das in verschiedenen Versionen auf den Markt kommen wird, glänzt vor hochwertigen Produktionsqualitäten. Weniger Fokus liegt bei der Präsentation auf den absurden Spielmechaniken, die sich in japanischen Trailern offenbaren: Charaktere, von zärtlichen weiblichen Protagonisten hin zu bärtigen bärenstarken Haudegen, können so (genau wie Pokémon) im Gesicht gestreichelt werden, um sich ihrer Zuneigung zu versichern. Japan lässt natürlich grüßen.

Einige Details und Auffälligkeiten

Zwar ist die E3-Präsentation sympathisch, wirkliche Impulse für die schwächelnde Wii U sucht man aber vergeblich. Selbst Nintendo Boss Satoru Iwata hat das wohl erkannt, als er sich anschließend nochmal persönlich per Twitter meldet und dabei hoch und heilig Besserung für die Zukunft gelobt, was im Grunde einer Entschuldigung gleichkommt.

Ein Wii U-Titel, auf den gut und gerne im Stream verzichtet wurde: Devil’s Third. Der absolut generische Action-Titel war wohl selbst Nintendo zu öde für einen Auftritt.

Nintendo hat sich dieses Jahr ins Zeug gelegt und Indiespiele (aka „NIndies„) nicht nur angekündigt, sondern auch Demos für die Wii U freigeschalten. Darunter: Typoman, ein absolut faszinierender Puzzle-Plattformer im Stil von LIMBO.

Schon länger im Visier: Runbow erlaubt es 8 Spielern, auf der Wii U gleichzeitig durch fordernde Plattforming-Levels zu manövrieren – und das online. Zusammen mit einem herausstechenden Soundtrack ist das sicherlich ein Titel, den man sich merken sollte.




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