GODS © Beatriz Morales

Interview mit GODS

Im Rahmen des Electric Spring Festivals, das letztes Wochenende im Wiener Museumsquartier zu einer super Party ausgeartet ist, waren auch GODS wieder einmal in Wien. pressplay hat die Musiker zum Interview gebeten.

Das ist nicht so selbstverständlich: Immerhin sind die vier Bandmitglieder von GODS Bensh, Sevo, Elias uns Sion quer über den Kontinent verstreut – und führen sozusagen eine musikalische Fernbeziehung. Wieso das trotzdem so gut funktioniert, Sion sich lieber nicht wie Elias eine Schokotorte um elf Uhr vormittags bestellt und Bensh sich sogar mit violettem Fingernagel zum Interview traut, lest ihr hier.

pressplay: Ihr Lieben, genießt ihr den Wiener Frühling?

Bensh: Ja, sehr. Das Wetter ist ja momentan wirklich großartig (Anm. d. Red.: Wir sind im zum Frühstücken bei herrlichstem Frühlingswetter draußen gesessen und haben geplaudert). Aber generell ist Wien ohnehin immer eine tolle Stadt, in die wir gerne zurückkehren.

Gutes Stichwort: Rückkehr. Wie schon angemerkt, seid ihr ja international aufgestellt. Sion, du lebst in UK, richtig?

Sion: Genau. In Cardiff, genauer gesagt. Ich bin dort aufgewachsen.

Und hast du es schon einmal erwogen, nach Wien zu ziehen?

Sion: Ja, natürlich, oft sogar. Aber wie das Leben eben so spielt… bin ich dann da geblieben. Mittlerweile finden wir die Idee einer auf Entfernung basierenden Zusammenarbeit aber eigentlich sehr gut. Irgendwie bekommt der musikalische Prozess dadurch eine eigene Dynamik.

Gods © Chiara Bonetti

Wie kann man sich das vorstellen, arbeitet jeder an seinen eigenen Sachen und dann trefft ihr euch und werft es in einen Topf?

Sion: Vereinfacht gesagt, ja. Natürlich arbeiten wir häufig getrennt, eben aufgrund der Wohnungssituation. Aber andererseits ist man mit Skype, Internet und generell ohnehin schon so gut verknüpft, dass wir eigentlich zu jeder Tages- und Nachtzeit alles teilen können.

Bensh: Und auch obwohl wir so weit verstreut leben, treffen wir uns eigentlich relativ häufig. Alle sechs Wochen ungefähr. Wir haben uns an die Situation einfach gewöhnt und es funktioniert für uns.

Wie wart ihr mit dem Feedback zu eurem Album zufrieden (Anm. d. Red.: das Debutalbum der GODS erschein Anfang Jänner 2015)? Und macht es einen Unterschied hier in Österreich z. B. im Vergleich zu UK?

Sion: Wir waren eigentlich positiv überzeugt vom Feedback, das wir erhalten haben. Was natürlich doppelt schön ist für die Kraft und Zeit, die wir in die Musik investieren – aber da geht es wohl jeder Band ähnlich.

Bensh: Unser Release-Fokus liegt eigentlich im deutschsprachigen Bereich, sprich Österreich, Deutschland, Schweiz. UK haben wir da gar nicht so im Fokus – deshalb sind die meisten responses natürlich auch aus dem deutschen Bereich gekommen. Mir wär’s eigentlich am liebsten, wir würden uns noch ein bisschen mehr auf Frankreich konzentrieren…. aber im Rahmen der nächsten Tour schauen wir da auch vorbei.

…. ihr habt am Eurosonic in Groningen gespielt, richtig?

Bensh: Ja, genau – es war großartig. Es war nicht nur das Festival super organisiert, auch die ganze Stadt war umwerfend.

Und ist eine Tour für die kommenden Monate geplant?

Bensh: Im Herbst. Wir werden in Östereich, Deutschland und Frankreich spielen. Und es wird wohl auch Sinn für uns machen, ein paar UK-Dates einzuschieben!

Festivalauftritte im Sommer?

Bensh: Ja, wir planen das gerade noch ein bisschen, aber feststeht, dass wir in Karlsruhe spielen werden im Juni und in Ulm im August – auf das freuen wir uns schon sehr. Weil wir endlich gemeinsam mit Dan Deacon spielen können!

Juhu, ja, der ist großartig. Er kommt auch nach Wien!

Sion: Ja, wirklich? Sehr gut. Ich muss sagen, ich mag ihn fast mehr als Person denn als Musiker. Zumindest das, was ich über ihn als Typ gelesen habe, sehr faszinierend.

…. das neue Album ist aber auch umwerfend gut. Ein crazy genius.

Bensh: Ja, ich freue mich wirklich schon, quasi eine Bühne mit ihm zu teilen.

In einigen Artikeln/Interviews werdet ihr als Band UND Künstlerkollektiv bezeichnet. Was ist da eigentlich der Unterschied, oder wie seht ihr das?

Bensh: Die Grenzen sind hier sicher verwischt. Zuallererst sind wir natürlich eine Band, aber im weiteren Sinn auch ein Kollektiv, weil wir auf verschiedenen Ebenen zusammenarbeiten. Das zeigt sich dann auch in den Videos oder auch auf der Bühne, in der Umsetzung der Visuals zum Beispiel. Und gleichzeitig auch an unserer eben besonderen Situation, so weit verstreut zu arbeiten. Wir sehen uns natürlich wie gesagt zuallererst als Musiker, die zusammenarbeiten, aber die Entstehung eines Albums bzw. eines neuen Projekts funktioniert mehr wie ein offener Prozess, der Vieles miteinbezieht, nicht „nur“ die Musik.

gods-©-Daniel Gebhard De Koekkoek

In Österreichs Elektro-Szene tut sich einiges. Was sagt ihr dazu?

Bensh: Eigentlich kann ich leider sehr wenig dazu sagen… ich bekomme natürlich mit, was sich tut, aber bin da gar nicht so integriert. Dadurch, dass ich in Berlin wohne, würde ich sagen, wenn wir von Szene sprechen, dass ich mich da natürlich viel besser auskenne.

Sion: Ja, ich denke auch, das ist einfach die geographische Distanz. Natürlich bekommt man das, was vor der eigenen Haustür passiert, besser mit, als anderes. Wobei es eigentlich auch hier interessant ist: Momentan höre ich eigentlich fast nur unsere eigene Musik.

… und da wollte ich gerade nach Einflüssen fürs neue Album fragen.

Sion: Ja, genau – das ist ohnehin ein guter Punkt. Wie gesagt, momentan bin ich so eingehüllt in unsere eigene Musik, in die Produktion, es hat sich so viel getan in den letzten Monaten, dass man wirklich ein bisschen abgekapselt das macht, was der eigenen Band am Herzen liegt. Natürlich hört man auch anderes, aber nicht mit derselben Aufmerksamkeitsspanne, die man seinen eigenen Projekten widmet. Mir geht es zumindest so. Vor allem holt man sich, glaube ich, seine Einflüsse aus bestimmten Bereichen – also Rhythmus, Texte usw. – das kann ja alles aus verschiedenen Ecken kommen und natürlich nicht nur aus einer Quelle. Aber momentan bin ich gerade wieder dabei, Vivaldi zu hören. Seit ich nicht mehr muss, wie in der Schule (lacht), finde ich’s super.

Bensh: Es gibt einfach so viel Musik da draußen. Das Wichtigste für uns ist, etwas zu produzieren, das für uns interessant ist. Something, that really kicks, wenn man das so sagen kann.

Vielen Dank für das feine Interview.

Ihr fragt euch sicher noch, was los war mit Schokoladentorte und violettem Nagel? Nagut, das wollen wir an dieser Stelle natürlich auch noch schnell klären. Sion hat verweigert, weil er ohnehin immer zu viel Kuchen isst, wie er gesteht (sehr sympathisch!) und als Bensh und ich dann verglichen haben, ob sein violetter oder meine an diesem Tag blau lackierten Nägel besser aussehen, konnten wir uns nicht einigen. Wir wollen das Rockstar-Image natürlich nicht zerstören, deshalb darf der Leser wählen zwischen zwei Stories zur Wahrheit: a) er hat beim Ausprobieren der Visuals für die Show am Electric Spring ganz viel Farbe abbekommen oder b) er hat sich tollpatschig in den Finger geschnitten. Weil Bensh ja Rockstar ist, unterstützen wir These a). Merci!