Desperado-©-1995-Columbia-Pictures

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Die Mexico– (oder: Mariachi-) Trilogie

Once-Upon-a-Time-in-Mexico-©-2011-Sony-Pictures

„The man who wants nothing is invincible, cabron.“

Zugegeben, zu einem legendären Indie-Filmemacher zu werden, indem man mit minimalsten Budget einen kompletten Spielfilm produziert, ist auch heutzutage schwer vorstellbar. Bedenkt man aber, wie “einfach” man heute mit jeder x-beliebigen Spiegelreflexkamera und mittels YouTube-Bauanleitung angefertigtem Dolly zumindest in rein optischen Belangen einen Film herstellen und auch gleich kostenfrei für ein (potentielles) Millionenpublikum veröffentlichen kann, so darf erneut der Hut vor Robert Rodriguez gezogen werden.

Wie bei einigen anderen Regisseuren in diesem fortlaufenden Feature startet auch der (übrigens in San Antonio, Texas geborene) Rodriguez mit einer kleinen, aber ambitionierten Produktion nicht nur seine – hier darf, sieht man sich sein bisheriges Schaffen an, ruhig eine blumige Umschreibung eingefügt werden – kometenhafte Karriere, sondern auch eine Filmtrilogie.

El Mariachi (Übersetzt: Der Gitarren-Spieler) nennt sich der 1992 erschienene Actionfilm der später als Mexico-Trilogie bekannten Serie, in dem der Filmemacher neben der Regie auch die Rolle des Produzenten, Drehbuchautors und Special-Effects Verantwortlicher übernehmen sollte. Ohne Storyboard, meist improvisierend (für Tonaufnahmen wurde ein normaler Kassettenrekorder genutzt, Dolly-Shots wurden via ausgemusterten Rollstuhl geschossen, Wasserpistolen etc.) und mit lediglich 7000 US-Dollar Budget, die Rodriguez größtenteils als Versuchskaninchen für Cholesterin-senkende Medikamente erwirtschaftet hat, vermag allein die Machart des Film zu begeistern. Doch El Maraichi kann sich auch als harter Actionfilm rund um einen harmlosen Musiker mit Gitarrenkoffer, der mit einem ebenfalls mit selbigem Handgepäck ausgestatteten Auftragskiller verwechselt sowie gejagt wird, behaupten. Hier wird einmal mehr vor Augen führt, das mit Ambition, Geschick und einem Auge für effektvoll in Szene gesetzte Action oftmals mehr erreicht werden kann als mit größtenteils sinnlos verpulvertem Budget – ökonomisches Filmschaffen in Reinkultur sozusagen.

Drei Jahre später und mit drei Nullen mehr beim Produktionsbudget (in Zeiten, wo auch schon 100-Millionen-Dollar Blockbuster wie etwa die Comicverfilmung Batman Forever in den Kinos starteten) folgte schließlich Rodriguez’ internationaler Durchbruch Desperado, dessen Erfolg wohl auch in gewisser Hinsicht einem anderen Filmemacher geschuldet ist – Quentin Tarantino. Als Freund, Kollege und Weggefährte ebnete Tarantino mit seinen brutalen Meisterstücken Reservoir Dogs (1992) und Pulp Fiction (1994) denn Weg in die Kinosäle, den Rodriguez mit seinem gelungenen Sequel perfekt auszementierte, sozusagen. Eine ebenso gut zusammengestellte wie auch harmonierende Besetzung – Antonio Banderas, Salma Hayek, Steve Buscemi und natürlich Danny “Machete” Trejo – sollte in dem hochstilisierten Spektakel sondergleichen das Talent des Regisseurs für schweißtreibende Action nochmals hervorheben.

Es sollten einige Jahre vergehen, ehe sich Robert Rodriguez erneut mit seiner unvollendeten Trilogie beschäftigen sollte: Bereits 2001 fertig gestellt und erst zwei Jahre danach veröffentlicht, erscheint der bislang letzte, vermutlich aber aufgrund mangelnder Einspielergebnisse abschließenden Teil Once Upon a Time in Mexico (deutscher Titel: Irgendwann in Mexico). Ein Großteil der Besetzung feiert seine Rückkehr (Banderas, Hayek, Cheech Marin) und zusätzliche Starpower mit klingenden Namen wie Johnny Depp und Willem Dafoe sollten dem mit 29 Millionen Dollar budgetierten Actioner zusammen mit Rodriguez’ Reputation im Vorhinein Aufwind und das gewisse “je ne sais quoi” verleihen. Angesichts einer mehr als konvoluten, übermäßig beliebig zusammengewürftelt wirkenden und zunehmend lachhafteren Handlung samt ebensolcher Actionsequenzen war der Erfolg von Once Upon a Time in Mexico auch überschaubar; der über den Titel gezogene Vergleich mit Western-Koryphäe Sergio Leone (Once Upon a Time in the West) wirkt auch heute noch eher beschämend, wohl für beide.

So kreativ, technisch versiert und Budget-schonend Rodriguez auch arbeiten kann – genau jener Abschluss der Trilogie führt sehr gut vor Augen, das der Regisseur als Drehbuchautor weniger Geschick vorzuweisen hat. Sieht man sich die Filmographie an (hier der IMDB-Link), so zeigt sich, das, abgesehen eben von El Mariachi und Desperado, seine herausragenden Erfolge wie Sin City und From Dusk Till Dawn auf den Vorlagen anderer Autoren basiert. Aber das soll ja auch nichts schlechtes bedeuten.

Marco Rauch und Christoph Stachowetz