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Interview mit Thomas Petritsch alias Effi

Effi trat mit seiner Band im Chaya Fuera in Wien auf und hat – wie erwartet – eine tolle Show abgeliefert. pressplay hat vor dem Konzert mit dem Musiker gesprochen. Nachdem er uns und sich selbst im Backstage-Bereich sympathischerweise einen Kaffee bereitgestellt hat, hat sich pressplay mit Thomas Petritsch alias Effi noch kurz vor dem Auftritt über das neue Album, die Musik im Allgemeinen und das österreichische Rockstar-Leben unterhalten.

pressplay: Wie ist die Stimmung kurz vor dem Auftritt, bist du überhaupt noch nervös?

Thomas Petritsch: Nervös eher nicht, man hat eigentlich gar keine Zeit, nervös zu sein, weil man schon ziemlich viel Stress beim Aufbauen hat. Aber eigentlich fühle ich mich gerade sehr gelöst, locker und voller Vorfreude.

Seit März ist das neue Album Closer veröffentlicht – hat sich Erleichterung breitgemacht, nachdem dieses Projekt abgeschlossen war?

Also es ist mir ein Stein vom Herzen gefallen, man präsentiert ein Produkt, es ist endlich fertiggestellt und dann kommt natürlich auch noch die Freude dazu, dieses live zu präsentieren und mit meiner wunderbaren Besetzung auf Tour zu gehen.

Für das erste Album hast du ja bekanntlich alle Instrumente selbst eingespielt. War nie die Idee da, eine Band zu gründen, oder haben womöglich einfach nur die richtigen Leute dafür gefehlt?

Doch, beim ersten Album ist das eigentlich ohnehin schon aufgekommen, ich habe auch teilweise schon Shows mit größerer Besetzung gespielt. Es hat klein begonnen, zuerst waren nur Schlagzeuger und Bassist dabei, dann kam die Bläserfraktion dazu und jetzt fehlt eigentlich nur noch der Gospelchor und das Orchester (lacht), dann wäre es perfekt.

In einem vorhergehenden Interview habe ich gelesen, dass du die Musikproduktion selbst auch gerne einmal nach Hause verlegst bzw. es dir sogar lieber ist, dort aufzunehmen oder etwas einzuspielen als vor Ort im Studio. Jetzt meine Frage: Wo ist zu Hause für dich?

Zu Hause ist bei mir in Graz, in der Stadt, wo ich im vierten Stock eine schöne Wohnung habe. Dort ist auch alles eingerichtet, ich wohne und arbeite dort, weil ich genug Platz für das Equipment habe, um Musik zu machen.

Wie war das eigentlich vor der Musikkarriere, Schule – und dann?

Dann war ich beim Bundesheer, musste, weil ich nicht untauglich eingestuft wurde… das habe ich hinter mich gebracht, um dann eine Weltreise zu machen, die insgesamt acht Monate lang gedauert hat. Danach habe ich in Graz studieren begonnen, Germanistik, und habe nebenbei eigentlich immer Musik gemacht. Schließlich hat sich dieses Musikprojekt dann verwirklicht, genannt Effi.

Dass fast ausnahmslos alle deiner Stücke auf Englisch geschrieben und eingesungen werden – war das eine Vorab-Entscheidung deinerseits oder hat sich das einfach so entwickelt, ohne dass wirklich ein Beschluss diesbezüglich gefasst wurde?

Ich habe das eigentlich von Anfang an so gemacht, ohne großartig darüber nachzudenken. Ich finde ja Deutsch eigentlich als Sprache in der Musik schwieriger – du erreichst nur ein bestimmtes Publikum und machst es dadurch keiner breiteren Masse zugänglich.

Dieselbe Frage stellt sich auch für die Grundeinstellung des Albums: Closer (hier geht es zur Kritik) ist ja an seinen Vorgänger Astronaut angelehnt wiederum ein sehr beschwingtes, man möchte fast sagen fröhliches Album. Ist das wiederum anhand eines Vorsatzes entstanden, den man fasst, bevor man ins Studio geht, oder gibt es überhaupt ein Album-Konzept, nach dem gearbeitet wird?

Ich finde es sehr schwer, traurige Lieder zu schreiben, obwohl das eigentlich auch nichts damit zu tun hat, wie ich persönlich bin. Die Leute glauben, wenn man beschwingte Musik macht, dass man selbst der glücklichste Mensch der Welt ist, aber im Endeffekt macht man sich schon viele Gedanken und bei mir geht das dann eben in die andere Richtung, also dass ich eben keine melancholischen, sondern eher fröhlichere Lieder schreibe. Obwohl es in den Texten dann doch auch oft um etwas anderes geht, man kann da gut dagegen steuern. Ich traue mich ehrlich gesagt auch nicht wirklich daran, traurige Lieder zu schreiben, weil das für mich die höchste Kunst ist. Es ist auch unglaubwürdig, ich sitze dann mit dem vermeintlich traurigen Text dort und kaufe es mir schlussendlich selbst nicht ab, mir kann es in der momentanen Situation gar nicht so schlecht gehen, dass ich jetzt ein wirklich trauriges Lied schreibe.

Wie lange hat es gedauert, bis das Album fertig war?

Das ist eigentlich mehr ein Prozess, ich bin kein Mensch, der sich hinsetzt und beschließt – gut, ich habe schon sechs Stücke, vier brauche ich noch, dann ist das Album fertig. Es ist eher so, dass ich ständig am Arbeiten bin, ständig schreibe und so sammelt sich ein neues Projekt über mehrere Etappen zusammen, was natürlich auch Jahre dauern kann.

Nun zu den aufregenden Themen – erzähl einmal, wie ist das Rockstar-Leben in Österreich? Wie sieht es da aus mit Groupies etc.?

(lachtNaja, das klassische Rockstar-Leben gibt es ja schon lange nicht mehr, ich glaube, das hat nach den 60er Jahren aufgehört… Also es kommt schon immer wieder vor, dass ich erkannt werde, wenn ich einkaufen bin, oder wenn ich auf der Straße gehe, aber so übertrieben ist das wirklich nicht. Ich bin ja auch kein Fernsehstar, sodass mich jeder sofort erkennen würde und bin weit entfernt von Leuten wie Joaquin Phoenix, mit dem man dann gleich ein Foto zusammen machen will.

Um noch einmal auf die Anfänge zu sprechen zu kommen – war es eigentlich dein ursprünglicher Lebensplan, irgendwann einmal Musik zu machen, oder gab es auch andere Berufswünsche?

Naja, ich war eine große Zukunftshoffnung im Fußball (lacht). Ich wollte eigentlich Fußballer werden, das war mein Ziel von der Volksschule weg. Meine Gitarrenstunden damals habe ich geschwänzt, weil ich lieber spielen wollte. Das ein – oder andere Instrument habe ich in der musikalischen Frühausbildung ausprobiert, aber es hat mich eigentlich nicht interessiert, das ist dann erst so mit 17 Jahren wiedergekommen. Da habe ich dann begonnen, den Bass zu spielen, dann die Gitarre und so weiter.

Und da hast du keinen Unterricht genommen, dir alles selbst beigebracht?

Nein, ich habe einfach alles nachgespielt und es mir so selbst gelernt.

Was hörst du momentan privat?

Momentan höre ich sehr gerne ältere Musik, vor allem aus den 50er und 60er Jahren. Sogar deutsche Schlager, aber ältere, à la Marlene Dietrich – das hat sich dann auch am neuen Album bemerkbar gemacht.

… das ja in wenigen Minuten präsentiert wird! Vielen Dank für das Gespräch und vor allem viel Spaß beim heutigen Auftritt.

Und live? Man merkt, dass sich das Musikschaffen des Grazers vom ersten zum zweiten Album schon in andere Dimensionen entwickelt hat, allein schon das Ensemble auf der Bühne ist angewachsen. Effi selbst probiert sich in Verschiedenstem: Einmal mit klassischer Leadgitarre, dann wieder mit der kleinen Ukulele, die scheinbar sein auserkorenes Lieblings-Mitbringsel auf der Bühne darstellt, dann wieder einfach nur ohne jegliches Instrument innbrünstig seine Stimme präsentierend.

Das Konzept schließlich geht auf: Ein Konzert in kleinem Kreis, das sich sehr wohl auch einem größeren hätte präsentieren können, wenn man vom Elan und dem Können dieser sympathischen Formation ausgeht. Die alten Songs wurden gekonnt zwischen die eigentliche Präsentation der neuen Platte gemischt, welche sich wiederum als absolut live-tauglich erwiesen hat und im Konzertsaal beinahe noch besser klingt als im Original.

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