Alien-Isolation-©-2014-Sega,-Twentieth-Century-Fox-(17)

Alien Isolation

6
Survival-Horror

Eine vornehmlich werktreue Alien-Lizenz-Umsetzung, die an Stelle von banaler Shooter-Action mit Survival-Horror und Atmosphäre punkten will? Immer her mit Alien Isolation – der skeptische, weil erfahrene Spieler lässt sich ja gerne mal überraschen. Nach der Videospiel gewordenen Katastrophe namens Aliens: Colonial Marines dürfte sich die Mehrheit der Gamer-Community ihre überwiegend negative Meinung zu jeglichen weiteren Versuchen, irgendetwas aus dem Franchise rauszuholen, längst gebildet haben. Seit den frühen 1980er Jahren erscheinen ja mit steter Regelmäßigkeit neue Versoftungen und nur eine Handvoll davon darf gleich wieder vergessen werden (nennenswerte Ausnahmen bilden etwa Alien versus Predator oder das komplett untergegangene Aliens: Infestation für den NDS).

So dürfte man doch mit einiger Überraschung schon vorab feststellen, das sich das primär auf Strategiespiele spezialisierte Entwicklerstudio The Creative Assembly (bekannt für die Total War-Serie) nicht den leichter umsetzbaren Ableger der Filmreihe – Aliens von James Cameron – als Vorlage für Alien Isolation zur Brust genommen hat, sondern den nicht minder legendären ersten Teil von Ridley Scott aus dem Jahr 1979, der vor allem auf Suspense und Horror setzte. Also nochmal ein Dead Space oder Dead Space 2, nur halt von Sega und nicht von Electronic Arts? Mitnichten, denn obwohl das einsame Raumstation/Raumschiff-Setting fast ident (und für Survival-Horror ja auch absolut ideal) ist, so finden sich allerlei kreative Unterschiede bei Alien Isolation. Da wäre zunächst natürlich die Alien-Lizenz selbst, die schon kurz nach dem Start des Spiel mit deren ominös-düster-spannungsgeladenen Score hörbar ist und in weiterer Folge auch immer wieder eines der großen Highlights des Titels darstellt.

 

Auch ein bald spürbarer Fokus weg von actionreichem Gameplay hin zu Stealth-Einlagen kann als Gegenpol zu EAs Survival-Horror-Reihe genannt werden: Aus der Egoperspektive übernimmt der Spieler die Rolle der Tochter von Filmprotagonistin Ellen Ripley (in der prägenden Rolle ihrer Schauspielkarriere: Sigourney Weaver, übrigens auch im Spiel via Voice-Over zu hören), Amanda, die sich schnell in einer vergleichbaren Situation wie ihre leidgeprüfte Mutter zuvor befindet. 15 Jahre nach deren Verschwinden wird eine kleine Truppe auf die Suche nach dem Flugschreiber des zerstörten Raumfrachters Nostromo geschickt, welcher sich nun auf einer Raumstation namens Sevastopol befinden soll. Unnötig zu erwähnen das nicht alles so erscheint, wie es letztendlich ist – ein „Xenomorph“ (das Alien) schleicht bzw. stampft schnell und wortwörtlich unaufhaltsam durch verlassene Gänge auf der Suche nach neuen Opfern.

Um nicht selbst ein Alien-Häppchen für zwischendurch zu werden, stehen dem Spieler einige Möglichkeiten offen, dem (fast) unsterblichen Wesen zumindest aus dem Weg zu gehen: So können etwa mit diversen gesammelten, unterschiedlich einsetzbaren Komponenten effektive Ablenkungen gebastelt werden – unter anderem Blend-, EMP- und Rauchgranaten oder auch Rohrbomben sowie Molotow-Cocktails. Denn nicht nur das Alien selbst, das übrigens nicht geskripteten Wegen „intelligent“ folgt und so stets unberechenbar für den Spieler bleibt, macht Amanda Ripley das Leben schwer, sondern auch die spärlichen Reste der Besatzung der Raumstation. So muss nicht nur zwecks Alien-Zusammentreffen so mancher Schrank schnell als Versteck aufgesucht werden, sondern auch aufgrund bewaffneter, mit nervösem Zeigenfinger versehenen Menschen und sogenannten „Working Joe“-Androiden, die mit ihren rot-glühenden Augen, dezent-gelassenen Gehgeschwindigkeiten sowie deren Langlebigkeit ein wenig an eine andere Figur eines 8oer Jahre-Sci-Fi Klassikers erinnern.

Und so schleicht der Spieler (größtenteils) vorsichtig durch insgesamt 18 lange Missionen, späht vorsichtig ums Eck, versteckt sich einigermaßen hilflos unter Tischen oder Betten, bastelt in Echtzeit seine Hilfsmittelchen zusammen und hat die meiste Zeit den bekannten Bewegungsdetektor mit seinem markanten Piepsen vor Augen, der bei Ortung von sich bewegenden Objekten auch noch den Controller vibrieren lässt. All das, zusammen mit dem erwähnt großartigem Score bzw. einem überragenden Sounddesign sowie einer hübschen Retro-Optik, lassen anfangs keine Zweifel offen, das es sich bei Alien Isolation tatsächlich um DIE gelungene Umsetzung der Lizenz handelt.

Problematisch erscheinen allerdings die sich mit der Zeit einschleichenden Mängel in Sachen Handlung, Leveldesign und Gameplay: So ist die Story auf ein Minimum an interessanten Wendungen zusammengeschrumpft, was in Korrelation mit den überaus lange andauernden Missionen und deren schierer Menge auf Dauer zu Eintönigkeit und Monotonie führt (Ein Großteil davon sind banale Fetch-Quests oder Suche-Möglichkeit-XY-um-nächsten-Bereich-zu-betreten).

Zusätzlich wurden stationäre Speicherpunkte eingerichtet und mäßig intelligent/effizient verteilt, was bei einer kleinen Unachtsamkeit samt nachfolgendem Tod des Spieler in der Regel zu einer langwierigen „nochmal den bisherigen Weg entlang schleichen“-Angelegenheit wird. Später werden dem Spieler dann wiederum Waffen zur Verfügung gestellt, die die Alien-Bedrohung dann mehr oder minder komplett ausschließen – Der Übergang von fast unfairem Stealth-Gameplay hin zu ebensolchen Selbstverteidigungsmaßnahmen lässt Fragen hinsichtlich des Gesamtkonzepts offen.

So ist Alien Isolation sicherlich eine angenehme Überraschung für viele, gleichzeitig aber eine herbe Enttäuschung für einige andere: In jeder Sekunden ist die Alien-Lizenz spürbar – sowohl audiovisuell mittels Soundtrack, Soundeffekte und durch das retro-futuristische Design der Level als auch über den Faktor Spannung, den das ausserirdische Wesen mit sich bringt. Hätte man jetzt noch abwechslungsreichere Missionen und ein weniger nervendes, dahingehend weniger frustrierendes Speichersystem integriert, so wäre der Titel nicht nur für absolute Fans des Films empfehlbar und auch für einen zweiten Durchlauf geeignet.

Plattform: PS3 (Version getestet), PS4, PC, Xbox One, Xbox 360, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 18, Release: 07.10.2014, http://alienisolation.com