Mechwarrior-5-Mercenaries-(c)-2021-Piranha-Games-(12)

MechWarrior 5: Mercenaries

8
Taktik-Shooter

Mit Mechwarrior 5: Mercenaries meldet sich eine langgediente Spieleserie zurück aus der Versenkung, was Fans und vielleicht auch Neulinge gleichermaßen aufhorchen lassen dürfte. Die Wurzeln von Mechwarrior liegen im Battletech-Tabletop/Brettspiel verankert, welches Mitte der 1980er-Jahre veröffentlicht wurde und seither eine treue Fanbase finden konnte. Das Battletech-Universum beschreibt, sehr kurz gesagt, eine Zukunft, in der zahlreiche Fraktionen den Weltraum besiedelt haben und im ständigen Konflikt zueinander stehen. Hierbei kommen haushohe und schwerbewaffnete Kriegsmaschinen zum Einsatz, die sogenannten „Battlemechs“, welche durch „Mechwarrior“-betitelte Piloten über die Schlachtfelder gesteuert werden.

Über die Jahre hinweg ist das Franchise nicht nur in Sachen Lore gewachsen – etwa durch zahlreiche Romane, Handbücher, Kartenspiele und zig Neuauflagen der Tabletop-Version, sondern hat auch eine Reihe von Videospieladaptionen hervorgebracht. Bereits seit Amiga-Zeiten werden in unregelmäßigen Abständen neue Spiele von Mechwarrior veröffentlicht, den großen Durchbruch mit entsprechender medialer Aufmerksamkeit konnte aber im Jahr 1995 der Titel MechWarrior 2: 31st Century Combat erreichen.

Aus der Ego-Perspektive konnten hier Mechs durch zahlreiche Szenarien gesteuert werden, ein großer Fokus lag hierbei auf einer taktischen Komponente, die dem Shooter-Gameplay den nötigen Tiefgang verliehen hat. Der Mech steuerte sich nämlich über komplex: Die Gehgeschwindigkeit ließ sich automatisch einstellen, der Torso der Kampfmaschine unabhängig davon steuern, das Gewicht bzw. die Panzerung und Bewaffnung des Gefährts wirkte sich direkt auf das Handling aus und (optionale) Sprungdüsen öffneten vertikales Gameplay wie etwas Death-from-Above-Angriffe. Des weiteren musste auch ein wortwörtlich kühler Kopf bewahrt werden, denn der Einsatz von Waffen führte zur Erhitzung des Mechs, was bis zu einer automatisierten Abschaltung mitten im Angriff führen konnte. Dies konnte auch taktisch eingesetzt werden, etwa durch Flammenwerfer, die eine Abschaltung seines Gegenübers unfreiwillig herbeiführen konnten. Darüber hinaus mussten auch die einzelnen Extremitäten der Mechs in Betracht gezogen werden, denn mit gezielter Beschussnahme eines Beins oder einer Hand konnten damit dort untergebrachte Waffengruppen strategisch außer Gefechte gesetzt oder die Fortbewegung entsprechend eingeschränkt werden.

Unnötig zu erwähnen also, dass das Gameplay enorme Einarbeitungszeit vom Spieler erforderte, wobei das Erlangen der vollkommenen Kontrolle eines Battlemechs mithilfe der üppig belegten Tastatur dann umso mehr Spaß machte und den immersiven Effekt enorm steigern konnte.

 

In den nachfolgenden Jahren konnte die Serie einige kleinere und größere Erfolge verzeichnen, vor allem taktische Ableger wie MechCommander, ein Echtzeit-Strategietitel, bei dem die Battlemechs aus einer isometrischen Perspektive gesteuert wurden, konnte überzeugen. Nach Beginn der 2000-Jahre wurden die Abstände zwischen den diversen Spielen größer und die Erfolge marginaler. Ein simpel „BattleTech“-betitelter Reboot der darauf spezialisierten Entwickler von Harebrained Schemes sorgte in der jüngeren Vergangenheit (2018) zumindest kurzzeitig für Aufmerksamkeit.

Ähnlich durchwachsen wie die gesamte Videospielreihe zeigt sich die Entstehungsgeschichte von Mechwarrior 5: Angekündigt für den Release im Jahr 2008, verzögerte sich dieser mehrfach, Ende 2019 erschien der Titel schlussendlich – zunächst nur für PC. Weitere zwei Jahre zogen ins Land, bis auch Gamepad-Mechpiloten auf aktuellen Konsolengenerationen über virtuelle Schlachtfelder ziehen konnten.

“Reactor Online, Sensors Online, Weapons Online, All systems nominal.”

In Sachen Storyline setzt Mechwarrior 5 auf Standardkost und präsentiert einen Plot rund um eine Söldnertruppe, die nach einem entscheidenden Rückschlag um ihre Existenz kämpfen muss. Zur Wiedererlangung von notwendiger Reputation müssen im Battletech-Universum – wortwörtlich zu verstehen – Missionen bzw. Aufträge verschiedenster Fraktionen durchgeführt werden. Eine unfassbare Anzahl an Planeten wird dem Spieler hierbei eröffnet, jede Erkundung hat allerdings seinen Preis: Sowohl An- als auch Weiterreise kostet Geld, ebenso der Unterhalt von weiteren Mechpiloten, die Instandhaltung der Battlemechs wie auch die Reparatur derselben nach erfolgten Einsätzen. Vor den jeweiligen Missionen lassen sich Punkte im Zuge von Verhandlungen mit dem Auftraggeber verteilen, die sich bei erfolgreicher Durchführung entsprechend auswirken – legt man also mehr Wert auf die Auszahlung von Geld, bleibt weniger übrig für das Aufsammeln erbeuteter Mechs oder Waffen. Die Punkteanzahl pro Mission ist dabei abhängig von der Neigung des Auftraggebers zum Spieler selbst – nimmt man etwa nur Aufträge von Haus Steiner gegen Haus Davion an, so darf man nicht allzu viele Punkte bei einem etwaigen Davion-Auftrag erwarten. Ein interessantes System, welches sehr gut mit der Söldner-Thematik des Titels zusammenpasst.

In Sachen Gameplay zeigt sich Mechwarrior 5 überraschend komplex und an die direkten Vorgänger angelehnt: Das Management von Bewegung, Hitzeentwicklung, strategischem Schlachtfeldüberblick, Waffeneinsatz und Zielzuweisung von bis zu drei weiteren Mitstreitern (auch kooperativ möglich) gilt es zu lernen und zu meistern, um Unterhaltung aus dem Titel zu ziehen. Vermutlich kein leichtes Unterfangen für Neulinge, die sich eventuell einen eher geradlinigen Actiontitel erwarten. Fans der Serie werden zwar auch Einarbeitungszeit benötigen, jedoch sicher ihre Freude am Umgang mit den Kampfmaschinen und den taktischen Elementen vor sowie nach den Kampfhandlungen finden. Erwähnenswert erscheint dabei vor allem die Konsolensteuerung, die, angesichts der zahlreichen Einstellungen während der Missionen, überraschend gut funktioniert.

 

Bei der Präsentation abseits der Kampfhandlungen bewegt man sich auf gerade noch akzeptablem Terrain: Vor und nach den Missionen kann man durch ein eher unbelebt wirkende Raumschiff spazieren, ein umfangreiches, text- und iconlastiges Menü wird zur Auswahl sowie Abwicklung von Mission genutzt. Dabei wird der Spieler zwar meist mit etwas öden Textfeldern konfrontiert, Hauptmissionen spendiert man immerhin die eine oder andere Grafik. Bei den Kampfhandlungen bewegt man sich optisch am Mittelweg zwischen „nett“ und „zweckdienlich“, bei einigen der Lokalitäten bzw. Planeten darf man sich über nette Wettereffekte freuen. Hauptaugenmerk liegt natürlich auf den Mechs selbst, die in Sachen Ausgestaltung ausgezeichnet in Szene gesetzt wurden: Die wuchtigen Schritte der unzähligen Kampfmaschinen, deren geballte Feuerkraft und der desaströse Kollateralschaden an Gebäuden und Vehikel macht auch auch nach Mission 50 noch Eindruck. Die Tonkulisse trägt hierbei noch zur entsprechenden Verstärkung bei, ähnliches lässt sich jedoch nicht vom Soundtrack selbst sagen, der mit generischem Rock-Gedudel schnell zum Muten einlädt.

Insgesamt lässt sich Mechwarrior 5: Mercenaries wohl vor allem Fans der Serie bzw. des Battletech-Universums empfehlen oder jenen, die das Feeling erleben wollen, eine haushohe Kampfmaschine in zunehmend schweißtreibende Scharmützel zu führen. Wer auf der Suche nach schneller Action für zwischendurch ist, könnte von der Komplexität überfordert und entsprechend enttäuscht werden. Fans werden mit dem Mix aus strategischem Kampfmanagement und taktischem Shooter, der auch auf Konsolen via Gamepad hervorragend funktioniert, aber sicher erfreut sein.

Plattform: PS5 (Version getestet), PS4, Xbox One, Xbox Series X/S, PC, Spieler: 1-4 (Koop), Altersfreigabe (PEGI):12, Release: 23.09.2021 (PS5), Link zur Homepage




Entdecke mehr von pressplay

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen