Interview mit Regisseur Dani Levy
Ein anarchistisches, kommunistisches Känguru kämpft zusammen mit seinem menschlichen Mitbewohner gegen einen rechten Politiker, der plant ihre heimelige WG dem Erdboden gleich zu machen. Dies ist die Kurz-Zusammenfassung der Handlung von Die Känguru Chroniken, dem neuen Film des Schweizer Regisseurs und Autors Dani Levy. In enger Zusammenarbeit mit Marc-Uwe Kling, dem Autor der gleichnamigen Romanvorlage, schafft es ein Film in die heimischen Kinos, der Unterhaltung, aber auch Politikum ist und zwar für alle Altersgruppen. Wir trafen uns mit dem Regisseur der Literaturverfilmung in Wien auf eine nette Unterhaltung.
pressplay: Känguru Chroniken, ein Film für Kinder oder für Erwachsene?
Dani Levy: Eindeutig für beide. Ich glaube es ist eigentlich eher Stoff für Erwachsene aber die Kinder lieben das Känguru, dass zum Teil ja auch ein Stück Kind ist. Es hat diese anarchistische Energie, die Kinder lustig finden und gleichzeitig fasziniert. Das Känguru ist diese autoritäts-sprengende Figur, die Kinder lieben, aber thematisch gehört der Film mehr in die Erwachsenenwelt. Ich finde es jedoch gut, wenn viele Altersgruppen den Film sehen, denn es gibt viel zu reden, viel zu diskutieren und die Bezüge im Film auf aktuelle politische Situationen braucht es auch, meiner Meinung nach.
Inwieweit entstanden Schwierigkeiten im Filmschaffen, einen so breitgefächerten Film zu machen?
Gar nicht, denn die Marke „Känguru Chroniken“ ist schon sehr breit aufgestellt. Wir müssen in dem Sinne das Publikum nicht erschaffen, denn das Glück bzw. das Wunder ist, dass sich die Literaturvorlage und die Hörbücher so breit etabliert haben. Wir haben gesagt, wir versuchen einen Film zu machen, der der Vorlage treu ist, dass der Geist der Bücher auf die Leinwand übertragen wird. Wir wollten einen Film schaffen, der frech ist, der die Zuschauerin, den Zuschauer fordert.
Wo lagen die Herausforderungen diesen Geist der Literaturvorlage auf die Leinwand zu bringen?
Grundsätzlich ist es, wenn man von einer Buchvorlage, oder in diesem Fall auch von einer Hörbuchvorlage in ein anderes Medium wechselt, immer eine Transformation. Man muss sich überlegen, funktionieren die Gesetzmäßigkeiten des Buches auch im Film? Bei Die Känguru Chroniken war dies ein Jein. Wir mussten umdenken, da diese kleinen Geschichten per Se noch keinen Film ergeben, wir mussten etwas dazu packen, wir mussten eine Filmhandlung finden, wir müssen einen Lauf finden, der den Film auch zum Film macht und nicht einfach nur zu einer Nummern-Revue. Wenn man von Buch auf Film wechselt, wird man oft mit dem Vorwurf konfrontiert, das Buch war aber besser, ich hab mir das aber so vorgestellt. Da das ja sehr oft passiert, haben wir uns da gar nicht beeindrucken lassen, für uns war klar, wir müssen ein eigenes Produkt erschaffen, welches für sich selbst leben kann, es muss für die Fans leben und es muss auch für ein Publikum leben bzw. funktionieren, welches Die Känguru Chroniken gar nicht kennt.
Wie intensiv war die Zusammenarbeit mit dem Autor Marc-Uwe Kling?
Sehr intensiv. Über viele Monate haben wir am Drehbuch gebastelt, was er geschrieben hat. Ich war als Berater immer dabei und habe ihm als Filmschaffender meine Meinung und meine Vorstellung von gewissen Szenenabläufen nahegelegt. Das war eine sehr vertrauensvolle Arbeit, gerade was das Buch betraf, die immer unter Marc-Uwes Diktat stand. Es ist sein „Baby“ (lacht), er ist der Papa und er musste sicher sein, dass es für ihn funktioniert, was auf die Leinwand kommt. Den Film habe ich gemacht, aber die Grundlage musste er schaffen. Ich, der ja selbst auch Autor bin, fand das auf der einen Seite schwierig, aber auf der anderen Seite, als jemand der unter einer Marke arbeitet total sinnvoll.
Wie vereinbart Die Känguru Chroniken als Komödie das doch ernste Thema des Rechtspopulismus?
Wir sind beide zwei hochgradig besorgte politische Zeitgenossen, die mit größter Beunruhigung sehen, dass der rechte Rand immer stabiler wird. Der Rechtspopulismus gewinnt immer mehr an Boden und wir müssen aufpassen, dass sie nicht plötzlich in der Mitte der Gesellschaft stehen. Wir sollten darauf achten, dass wir die Signale hören, die man hören muss. Und wir müssen uns auch im Klaren sein, dass wir als besorgte Künstlerinnen und Künstler, als beunruhigte Bürgerinnen und Bürger dieses Thema aus dem Film nicht ausklammern wollen. Man kann das Känguru ja nicht nur als Kommunist ohne Handlungsspielraum sehen, denn das Jammern über McDonalds oder die Banken ist die eine Sache, aber viel wichtiger ist, dass sich der Film grundsätzlich um einen viel größeren Kontext dreht. Das Thema ist auch Teil des Universums, das Marc-Uwe aufgebaut hat. Und es ist aktuell im Mainstream oder im Family-Entertainment sehr ungewöhnlich, dass ein Film explizit politisch ist und das ist die Vermischung, die so interessant ist.
Vielen Dank für das Interview.