Jahrescharts der Redaktion 2018: Games
Zuerst Musik, dann Film, nun also Games: Es ist wieder Zeit für die Jahrescharts der Redaktion! Wir haben erneut die ungewöhnlichsten Awards zusammengestellt – von der Leveldesign-Perle über gute wie auch schlechte Überraschungen des Jahres bis zum ultimativen Beziehungskiller ist alles dabei, was unterhaltsam und informativ ist. Wir wünschen viel Spaß beim lesen!
Konversations-Schmankerl des Jahres
Das Marvel’s Spider-Man genauso hübsch aussieht wie es sich auch großartig spielt, ist wohl längst kein Geheimnis mehr. Was der PS4-Exklusivtitel aber auch abseits des gelungenen Gameplays mit einigen wirklichen Design-Schmankerl überzeugen kann, dürfte wohl bei all den (verdienten) Lobpreisungen etwas in den Hintergrund gedrängt worden sein. So finden sich gleich mehrere grandios inszenierte Dialog-Sequenzen zwischen Peter Parker und MJ, die in jeder Hinsicht überzeugen. Besonders gut gefallen hat neben der Kurznachrichten-Szene (in der Spidey verzweifelt in jeder Position mit MJ textet) vor allem jene spielbare Sequenz bei der Geiselnahme in der Grand Central Station, die hier zwecks Spoiler nur angedeutet werden soll. Muss man gesehen bzw. gespielt haben.
Kopfhörer-Pflicht
Natürlich war klar, dass der Blockbuster God of War mit seinem gelungenen Szenerien-Wechsel in kältere Gefilde und hin zu ungewöhnlicheren Mythologie auch in Sachen Soundtrack mit neuem Anstrich versuchen wird zu überzeugen. Mission erfüllt: Dank dem überragenden Einsatz von Bear McCreary, der sich seine Bekanntheit etwa bei Serien wie The Walking Dead, Battlestar Galactica und Black Sails mehr als verdient hat, hat der Titel nicht nur eindrucksvolles für die Finger und Augen parat, sondern auch für die Ohren. Man höre selbst:
Leveldesign-Perle 2018
Absolute Plattforming-Perfektion: Celeste ist nicht nur ein Highlight aus dem Jahr 2018, sondern grundsätzlich eines der besten 2D-Spiele aller Zeiten. Perfektes Gameplay, dichte Atmosphäre, stimmiger Soundtrack – wer braucht da noch AAA. Vor allem das Leveldesign ist jedem Zweifel erhaben und fordert, angefangen bei Spiele-Neulingen, letztendlich auch noch den härtesten Speedrunning-Profi. Celeste ist ein Pflichttitel und wird es noch für viele Jahre bleiben.
Comeback des Jahres
Wer hätte gedacht, dass Capcom sich nochmal auf das Niveau einer vergangenen Gaming-Ära begibt und einen simplen 2D-Plattformer produziert? Mega Man 11 knüpft nahtlos an vorherige Ausgaben an und startet nicht einmal einen Versuch die kultige Spielformel mit modernem Schnick-Schnack zu verwässern. Das Spiel könnte so wie es ist aus einem Indie-Haus stammen – was natürlich ein Kompliment sein soll. Man darf hoffen, dass Capcom auch die Mega Man X-Reihe erfolgreich wiederbelebt.
Der Beziehungskiller von 2018
Ubisoft steht ja mittlerweile fast offiziell für offene Spielwelten, die zwanghafte Sammler weit über den Rand des Wahnsinns hinausbringen. Seien es Funkmasten, die zu erklimmen sind; Tiere, deren Fell für Upgrades verwendet werden müssen oder auch schlicht endlos wiederkehrende Side-Quests, die den Spieler beschäftigen: Ubisoft-Titel bieten die perfekte Grundlage zu einer Diskussion über „Quantität vor Qualität“.
In diesem Jahr stand neben Far Cry 5 vor allem das massive Assassin’s Creed Odyssey im Zentrum der eingangs erwähnten Komplettisten: Unzählige Inseln müssen erreicht werden, Items, Missionen, Forts, bewachte Häuser, Docks, Häfen, Städte, Dörfer, Kornspeicher, Höhlen, Schiffswracks, Tiere, Soldaten, Attentäter und natürlich Aussichtspunkte gilt es darüber hinaus „erledigen“. Wer soll dafür noch die Zeit finden?
Sinnvoller Remaster
Dark Souls ist und bleibt in seinem Design unsterblich. Selbst als Remaster hat das Spiel nicht einen Funken seiner Relevanz eingebüßt und tatsächlich, wenn man so über die Releaselisten der letzten Jahre überblickt können das nicht viele Spiele von sich behaupten. Zwar hat sich inhaltlich nicht viel in der Neuauflage getan, sie sorgt aber dafür, dass auch die Online-Community, die ein wichtiger Bestandteil des Erlebnisses ist, weiterhin aktiv bleibt.
(Gute und Schlechte) Überraschung des Jahres
Spiele aus dem Haus Telltale Games: Jeder kennt sie, jeder mag sie – aber keiner spielt sie. In diesem Jahr wurde die duale Natur der Gaming-Gemeinschaft sichtbar: Ohne inszenierten Hype gibt es auch keine Verkaufszahlen. Besonders schmerzt am Untergang des beliebten Spielehauses der Umstand, dass die erzählerische Qualität der meisten Titel bis zum Ende ungebrochen gut war. Schade, aber wenn man den geleakten PS4-Spielerzahlen glauben darf dann eigentlich doch wenig überraschend.
Videospielcontroller zum Selber-Bauen, ein postmodernes Lego sozusagen. Kaum irgendetwas aus dem Hause Nintendo war so unfassbar kreativ wie Labo in diesem Jahr. Zur Hälfte Videospiel, zur Hälfte MacGyver-Simulation trotzen die drei bisherigen Titel jeglicher Kategorie. Das einzige Problem: Wer hat daheim Platz für dieses ganze Kartonzeugs?
Endlos Gameplay-Award
Es hat ja bekanntlich einige Jahre gedauert, bis sich Capcom endlich dazu entschlossen hat, die Welt von Monster Hunter auch den klassischen Konsolen-Gamern zu öffnen. Auftritt: Monster Hunter: World. Eine wunderbar gestaltete, nicht zu überdimensionierte offene Spielwelt kombiniert mit hervorragendem Monsterdesign und involvierendem Gameplay mitsamt RPG-Elementen kann man als seriöser Spieler wohl kaum ablehnen, was den Erfolg des Titels leicht erklärbar macht. Besonders gut gelungen ist Capcom (natürlich) die Langlebigkeit des Spiel durch das feine Quest-System, welches immer irgendwie und irgendwo eine Jagd verfügbar macht, die man einfach nicht ablehnen kann. Und was lässt sich noch hinsichtlich Red Dead Redemption 2 und einer Auszeichnung für endloses Gameplay sagen? Wohl kaum mehr als: Passt perfekt.