Wish-I-Was-Here-©-2014-Wild-Bunch-Germany,-Constantin-Film(11)

Interview mit Zach Braff

Machst du einen Unterschied zwischen Mainstream- und Festival-Filmen? Und sind Festival-Filme gehobener, intellektueller?

Nicht notwendigerweise, aber Festival-Filme schauen nicht so darauf der Masse zu gefallen. Du versuchst natürlich immer so viele Ärsche wie möglich in die Kinositze zu bekommen, aber Wish I Was Here ist nicht dafür da jedem zu gefallen, das wird wohl nicht passieren. Ich kann nur sagen, dass ich mir sicher bin, dass es dafür ein Publikum gibt. Das ist das Schöne am Internet, du findest weltweit Leute, die du als dein Publikum erkennen kannst. Und das wunderbare an Independent Filmen ist, dass du einen speziellen Geschmack finden kannst. Dieser Film wird nicht versuchen jeden in der Welt zu gefallen, aber die Leute, denen gefällt was ich mache, kann ich nun Inhalte liefern und sie so erreichen, wie ich das vorher nie gekonnt hätte.

War das der Grund, weshalb du den Film mittels Crowdfunding finanziert hast?

Hollywood-Produzenten würden so ein Skript nicht einmal lesen, schon allein wegen der Thematik. Ich sage, egal welcher Religion man angehört, jeder hat seine eigenen Erfahrungen und das Publikum ist um so vieles smarter, als viele glauben. Viele Leute sind keine mit sich ringenden Schauspieler, haben aber ihre eigenen Probleme, mit welchen sie sich herumschlagen und ihre eigenen Träumen, die sie sich erfüllen möchten. Ich habe also mittels Crowdfunding finanziert, weil sonst niemand Wish I Was Here gemacht hätte, so wie er ist. Es hätte schon Finanziers gegeben, aber ich hätte den Film unter gewissen Bestimmungen und Konditionen machen müssen. Normalerweise hätte ich dazu auch „ja“ gesagt. Aber das Gute ist, ich bin mit einer sehr loyalen, crazy und leidenschaftlichen Fangemeinde im Internet gesegnet und so sagten wir uns „Es ist zwar verrückt, aber warum sollten wir es nicht versuchen?“. Und alle sagten, es wird nie funktionieren, weil ich kein Scrubs – The Movie oder Garden State 2 machen würde. Mein Pitch war „Ich habe ein Idee und ich denke, ihr werdet sie mögen.“ – das wird nicht funktionieren. Und das Lustige ist, wir haben es in 48 Stunden geschafft, und wir mussten eine News-Story schreiben und die war falsch. So war es an mir ein Jahr lang, während der Dreharbeiten, meinen Standpunkt zu erklären, warum es so richtig war. Der Film wird nicht Millionen einspielen, ich werde vielleicht sogar Geld verlieren. Aber das Experiment war, kann ich Inhalte gemeinsam mit den Fans für die Fans kreieren? Ich denke, wenn man Garden State und Scrubs mag, dann wird man auch Wish I Was Here mögen. Mein Argument ist also, ich möchte nicht viel Geld aus diesem Film herausschlagen, aber wenn es mir gelingt Inhalte für genau diese Fanbase zu kreieren, und auch mit ihnen, was soll daran falsch sein?

Würdest du es noch einmal machen?

Hell no! Es war so unglaublich viel Arbeit! Und die Leute waren wunderbar, das Beste daran waren die Menschen – ich bin um die Welt gereist und habe diese Q&A’s und Meet&Greets gemacht, habe sie ans Set kommen lassen und wir hatten auch den Online-Channel, auf dem wir Video-Content für sie kreierten – es war unglaublich! Aber mit der ganzen Politik … ich bin kein Politiker, es war erschöpfend! Ich würde nie Politiker sein wollen und ich möchte auch nicht die Stimme von Crowdfunding sein. Es war wirklich erschöpfend. Es war ein wirklich tolles Experiment, das sehr viel Spaß gemacht hat, und ich hoffe die 47.000 Leute hatten auch ihren Spaß, und laut Reaktionen online, hatten sie das auch, aber nein, ich bin fertig damit die Stimme des Crowdfunding zu sein.

Was würden Kinder, welche zu Hause unterrichtet werden von Zach Braff lernen?

Sicher nicht Geometrie! Ich würde gerne glauben, dass ich genauso wie der Vater im Film bin, denn offensichtlich ist Aidan von mir inspiriert, aber ich wäre sicher kein guter Lehrer, im akademischen Sinn. Ich kann mich noch erinnern, dass ich einmal bei einem Tutor-Programm freiwillig gearbeitet habe gemeinsam mit meinen Freunden. Ich habe übrigens erst jetzt realisiert, dass ich sicher deswegen Geometrie und Winkel ausgewählt habe. Ich kann mich erinnern, dass ein junges Mädchen neben mir gesessen ist, sie war gerade dabei subkomplementäre und komplementäre Winkel zu berechnen und so Zeug. Als sie mich etwas fragte, es war Multiple Choice, dachte ich nur „Ich habe absolut keine Ahnung! Ich bin wohl die falsche Person um in einem Tutor-Programm zu arbeiten.“ Das habe ich schon fast vergessen. Aber zurück zur Frage: Ich würde wohl auch im Sinne von Aidan mehr über das Leben lehren, als irgendetwas Akademisches.

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