Die 10 besten Surprise Endings
Die üblichen Verdächtigen (1995, Regie: Bryan Singer)
Eigentlich hätte man schon misstrauisch werden können, als Roger “Verbal” Kint (Kevin Spacey) verkündet, dass der größte Trick des Teufels der ist, der Welt glauben zu machen, dass es ihn nicht gäbe. Oder als er dem Cop Dave Kujan (Chazz Palminteri) versicht, dass der Über-Gangster Keyser Soze niemals so leichtsinnig wäre sich so Nahe an die Cops zu trauen, dass sie ihn erwischen könnten, er wäre viel zu vorsichtig. Immer wieder mockiert er sich über Kujan, der ihn verhört und des Zuschauers Stellvertreterposten im Film einnimmt. Umso ärgerlicher die Überraschung, dass er doch tatsächlich die ganze Zeit in Form des scheinbar verkrüppelten Kleinganoven Kint vor uns gesessen ist und uns ein Lügenmärchen nach dem anderen aufgetischt hat. Egal wie man nun dazu stehen mag, die Lüge (und sind das nicht die meisten Geschichten?) war derart gekonnt konstruiert und ineinander verwoben, dass es ein Genuss war sich so frech belügen zu lassen.
Shutter Island (2010, Regie: Martin Scorsese)
Jetzt kann man über die Qualität von Martin Scorseses Shutter Island streiten oder nicht, eines offenbart sich spätestens nach einer erneuten Sichtung des Thrillers: Wenn jemand den Zuseher in die Irre führen kann und zugleich so viele Hinweise zur Aufklärung streuen kann, dann offenbar der gebürtige New Yorker Regie-Altmeister. Mithilfe seines liebgewonnenen Favoriten Leonardo DiCaprio (und vielen grandiosen Schauspielern in Nebenrollen) legt Scorsese Fähren und überlässt es den Protagonisten und Zuseher gleichermaßen, auf das Geheimnis rund um die Ereignisse der titelgebenden Insel und deren “Bewohner” zu kommen. Die Auflösung sei in ihrer dramaturgischen Abfertigung nun als passend oder doch eher unglaubwürdig zu erachten – die Wirkung verfehlt sie zumindest nicht.
Der Maschinist (2004, Regie: Brad Anderson)
Auf den ersten Blick mag Christian Bales radikal abgemagerter Körper, um den seit über einem Jahr nicht mehr schlafenden Trevor Reznik darzustellen, das wohl schockierendste an Der Maschinist sein. Doch wenn das Ende zuschlägt und das ganze Ausmaß der Tragödie offenbart wird, die für seine Schlaflosigkeit verantwortlich ist, versteht man warum dieser Mann solch ein Wrack ist. Der Unfall vor einem Jahr hat auch letztlich nicht nur dazu geführt, dass Trevor nicht mehr schlafen kann, sondern sich auch allerlei Personen und Situationen zusammenspinnt, bis hin zu einer feinen Verschwörung innerhalb seiner Fabrik. Das erstaunlichste Kunststück an Der Maschinist ist die feine Balance zwischen seinen düsteren, der verstörten Gedankenwelt seines Protagonisten enthobenen Momenten, und seinen durchaus realen, gerade deswegen so erschütternden Hintergründen, für Rezniks Krankheit. Was sich vor dem Zuschauer abspielt ist eine Gratwanderung zwischen Realität und Wahnvorstellung, deren Trennung erst durch das überraschende Finale erkenntlich gemacht und vom Zuschauer erkannt werden kann, eine Achterbahnfahrt durch die Psyche seines Protagonisten.
Lucky Number Slevin (2006: Regie: Paul McGuigan)
Als „Kansas City Shuffle“ wird hier ein Ablenkungsmanöver bezeichnet, wie der von Bruce Willis gespielte Mr. Goodkat (= der beste Name für einen Auftragskiller aller Zeiten!) erklärt. Dabei sieht die ganze Welt nach rechts, während man selbst links herum geht. Will heißen man benutzt den unschuldigen Slevin Kelevra (Josh Hartnett) als Lockvogel, damit man an zwei der größten Mafiabosse rankommt und sie töten kann. Erst im Finale entfaltet sich jedoch die vollkommene und tatsächliche Bedeutung des Kansas City Shuffle und die Tatsache, dass der brave Kelevra gar nicht so unschuldig ist, wie die ganze Zeit vermutet. Selten hat ein Film derart verspielt und charmant den Zuschauer nach rechts blicken lassen, während sich Lucky Number Slevin klammheimlich von links anschleicht und sein überraschendes, aber auch herzliches Ende offenbart. Mr. Goodkat hat seinen Namen alle Ehre gemacht.
Oldboy (2003, Park Chan-Wook)
Eine Auflösung in der Dimension einer griechischen Tragödie. Nichts weniger als das bietet der, auf den ersten Blick als harter Actionfilm deklarierte Oldboy, als sich im Finale die ganze dramatische Auswirkung des Handelns der Hauptfigur offenbart. Nicht nur, dass es einen guten Grund gab Oh Dae-su (Min-sik Choi) fünfzehn Jahre lang einzusperren, auch der schreckliche Inzest, den er unwissentlich begeht, war Teil eines perfiden Plans den Mann endgültig zu brechen. Mission gelungen! Ein hartes Stück zum Verdauen. Bei jeder erneuten Sichtung möchte man Oh Dae-su am liebsten vor seinen bevorstehenden Fehlern, die er – verblendet vom Rachewahn – begehen wird, warnen.
Passend, aber….
leider nicht auf der Liste unterzubringen waren diverse Klassiker, allen voran natürlich Planet of the Apes, dessen Surprise Ending zwar filmgeschichtlich relevant, aber doch etwas durchgekaut im Vergleich zu unseren gelisteten Filmen erscheint. Lange überlegt haben wir auch bei The Skin I Live In und The Ward, die beide ebenfalls großartige Wendungen bieten, angesichts der Konkurrenz jedoch nur hier unterzubringen waren. The Game, The Village und The Book of Eli sollen zusätzlich noch erwähnt werden, der Vollständigkeit willen.