Interview mit Reptile Youth
Das Dänische Alternative-Electro-Duo (wenn man es überhaupt kategorisieren kann) Reptile Youth (ehemals Reptile and Retard) wird von der internationalen Presse in den Himmel gelobt. pressplay hat die Band interviewt. Das internationale Lob liegt nicht zuletzt an ihren unglaublichen Liveauftritten, bei denen Sänger und Frontman Mads Damsgaard und Multitalent Esben Valløe eine Show über ihr Publikum werfen, wie ein übergroßes Zelt aus Rhythmus, mitreissenden Melodien, jeder Menge ansteckender Energie und einem Quäntchen kompletten Wahnsinn. Zum Musikersein gehört aber im Normalfall nicht nur das leben auf der Bühne, sondern auch das Werken im Tonstudio. Damit haben sich die beiden allerdings ungewöhnlich lange Zeit gelassen. Warum, was es mit der Namensänderung auf sich hat und was sonst noch neu ist im Hause Reptile Youth, haben wir Esben Valløe selbst gefragt.
pressplay: Das Jahr 2012 hat für euch einen neuen Start mit einem neuen Namen bedeutet – warum war das zu dieser Zeit wichtig für euch?
Esben: Wir haben zu der Zeit unser Album aufgenommen und in diesem Prozess sehr viel verändert. Die Namensänderung erschien uns so also ganz logisch.
Was hat sich im Zuge dessen noch bei euch geändert?
Die Instrumente, der Sound und die Art und Weise wie wir Songs schreiben haben eine ganz neue Form angenommen. Wir haben uns vom Electronic-Duo zu einer kompletten Liveband entwickelt. Wir haben einen Schlagzeuger, einen Gitarristen und ich habe meine Synths gegen den Bass eingetauscht. Und obwohl die Band sich so erweitert hat, fühlt es sich mehr an, als ob wir auf das Wesentliche, auf das was uns ausmacht, reduziert haben.
Ihr seid ja für eure verrückten, energiegeladenen Liveshows bekannt. Wie beginnt man überhaupt so eine Energie auf Platte zu übertragen?
Das ist eine sehr gute Frage und war auch eine unserer größten Sorgen während den Aufnahmen. Das war fast schon einschüchternd, schließlich haben wir einen Ruf, dem wir gerecht werden wollen. Unsere Energie auf der Bühne ist ja sehr verspielt, besonders Mads als Leadsänger ist sehr extrovertiert und wir wollten uns damit immer treu bleiben. Das funktioniert gut, weil es sich natürlich anfühlt. Die Bühnenpräsenz entspringt einer großen persönlichen Leidenschaft. Das funktioniert live und auf CD.
Die (internationale) Presse hat euch immer gerne als „Die Band, die noch nie einen Song aufgenommen hat“ betitelt. Wieso habt ihr euch damit so viel Zeit gelassen?
Uns war bewusst, dass Konzerte spielen und ein Album aufzunehmen und zu veröffentlichen zwei völlig unterschiedliche Medien sind, deshalb haben wir nicht aufgenommen, bis wir uns wirklich bereit gefühlt haben. Wir wollten einfach sicher gehen, dass die Songs so stark wie möglich sind, bevor wir sie wirklich auf Platte verewigen.
Habt ihr die Studioarbeit dann überhaupt genossen, verglichen mit den Liveauftritten?
Definitiv. Abends mit einem neuen Song nach Hause zu kommen ist eine magische Erfahrung.
Wie lange könnt ihr schätzungsweise überleben, ohne auf einer Bühne zu stehen?
Haha, das klingt ja so, als wären wir süchtig danach. Es kommt aber ganz auf die Phase an, in der wir uns gerade befinden, aber wenn wir gerade auf Tour sind wird es fast zu einer Sucht für mich. Es ist ein fantastisches Abenteuer jeden Tag einen neue Ort zu sehen, ein aufgeregtes Publikum zu treffen und fast in einer Art Parallelwelt zu leben, wie es nur ein Musiker kann.
Was würdest du jetzt gerade tun, wärst du kein supercooler Rockstar geworden?
Ich würde nach Spanien fahren und dort an den aktuellen Demonstrationen teilnehmen.
Was ist das beste an eurem Job?
Es fühlt sich gut an, sich so ausdrücken zu können, wie wir es tun. Außerdem treffen wir ziemlich viele neue Leute, kürzlich hatten wir beispielsweise ein Konzert, auf dem die Fans so gut wie alle unsere Texte mitsingen konnten – das ist total surreal.
Und was ist das Schlimmste an eurem Job?
Im Moment sitze ich auf dem Rücksitz eines Autos, auf dem 400km langen Weg von München nach Stuttgart und wäre stattdessen viel lieber in meinem Bett. Wir haben die ganze Nacht gefeiert und da fühlt sich früh aufstehen einfach nur sehr falsch an. Wir haben generell einfach nicht sehr viel Zeit zu entspannen, manchmal vermisse ich die Ruhe und Einsamkeit, aber dann denke ich daran, dass ich das Leben lebe, von dem ich immer geträumt habe und das ist doch mehr als besänftigend.
Reptile Youth sind besser als andere Bands weil…?
…weil wir nie damit angeben wir gut wir sind.
Wenn keiner von euch talentiert im Song schreiben wäre, aber unbedingt in einer Band sein wollen würde, wessen Songs würdet ihr covern?
Ich würde eine Band gründen, die live Remixes macht. So wie Erol Alkan Tame Impala remixed, oder Soulwax Gossip remixen. Ausdrucksstark, fetzig und mit dem Groove einer Liveband.