Waves Vienna – Music Festival & Conference
Wiens erstes Showcase-Festival, das Waves Vienna, ist vorbei. 80 Bands auf 12 Bühnen, Music Conferences, Vorträge sowie Workshops – und das alles in fünf Tagen. Das klingt nicht nur nach viel Programm, sondern war es dann auch wirklich. Alles zu sehen und hören, was sehens – und hörenswert ist, war daher fast unmöglich…
Am Eröffnungstag war noch alles relativ überschaubar. Soap&Skin machte mit einem Ensemble bestehend aus Streichern, Bläsern und allem drum und dran im Wiener Stadtsaal den Anfang, gefolgt von M185 und Gang of Four im Flex, The End Band sowie EMA auf dem Clubschiff (aka Jack Rocks the Boat). Letztere waren lang erwartet und bereits im Vorfeld gehypt, begeisterten dann trotz technischer Schwierigkeiten und rockten was das Zeug hielt, bevor Tag eins mit DJ-Sets ausklang.
Am zweiten Tag waren auch das Badeschiff, das Fluc, die Pratersauna und zahlreiche andere Venues mit dabei und präsentierten eine Flut an internationalen, aber auch heimischen Bands, wie etwa The Sado-Maso Guitar Club oder Clara Luzia.
Das Highlight jenes Abends waren aber eindeutig When Saints go Machine aus Dänemark, die in einem gut gefüllten Flex eine großartige Synth-Pop Show zum Besten gaben. Das Publikum war begeistert, verlangte nach einem viel zu kurzen Auftritt naturgemäß nach Zugabe, aber, wie das bei einem Showcase Festival so ist, war keine Zeit für desgleichen vorhanden. Weiter ging es auf dem quasi benachbarte Clubschiff, wo bereits die Finnen von Rubik mitten in ihrem Set waren– ebenfalls eine durchaus positiv zu erwähnende Band. Leider war es das auch schon mit den Höhepunkten am ersten richtigen Festivaltag. Die darauffolgenden Bands wie etwa The Duke Spirit und Figurines, konnten nicht überzeugen. Die Festivalbesucher sahen das ähnlich, Club- und Badeschiff leerten sich schon relativ früh. Auch auf der anderen Seite der Veranstaltung – Richtung Prater – steppte der Bär auch nicht so richtig. In der eigens aufgebauten Opel Corsa Stage, ein Zelt mit einer Kapazität von mindestens 400 Personen, herrschte gähnende Leere.
Der heiß erwartete Freitag begann schon mit einigen Absagen von Seiten der Bands, Verschiebungen im Programm und der Unterbringung der ursprünglich für die Opel Corsa Stage geplanten Bands auf den diversen anderen Locations, da das Zelt angeblich wegen Lärmbelästigung vorzeitig schließen musste – Ob das der wahre Grund war, bei einer Bühne, die zwischen Prater und Oktoberfest lag, sei dahingestellt.
Jedenfalls schien keiner mehr so recht zu wissen, wer wann wo spielt, wer nicht mehr spielt, wer schon gespielt hat und wo man denn nun überhaupt hingehen sollte. Der Spurt zwischen Flex – Clubschiff – Badeschiff und wieder zurück begann somit aufs Neue, mit viel Glück brachte man sechs halbe Konzerte unter und sah von allem ein bisschen. Nachdem Jamie Woon, einer der heiß ersehntesten Acts des Waves, bereits im Vorfeld abgesagt hatte, fieberte man hauptsächlich Haight-Ashbury und Zola Jesus entgegen. Ungünstigerweise spielten beide Acts dann fast zeitgleich.
Während die Schotten von Haight-Ashbury ihr kleines, aber feines Publikum auf dem Clubschiff mit einer Mischung aus Folk, Blues und Psychedelic bespaßten, bekamen Zola Jesus endlich einmal eine Location auf dem Waves wirklich voll; das Flex war gefüllt mit einer Auswahl der hippsten Hipstern die Wien zu bieten hatte. Schade nur, dass dies offensichtlich ein bisschen zu sehr aus dem Gruppenzwang resultierte, denn wirklich interessiert schien hier nur die Minderheit. Aber Zola Jesus war, wo der coole Endzwanziger an diesem Abend zu sein hatte. Synthpop, schräg, düster und laut, starke Stimme, sehr hysterisch.
Am letzten Tag, wieder vollgepackt mit Konzerten bis zum Schluss, verdiente eine der quantitativ gut vertretenen Bands aus der Heimat besondere Erwähnung: Bilderbuch. Professionell wie immer zogen die vier eine Show vor einem leider eher mäßig gefüllten Flex ab, als wäre es die ausverkaufte Stadthalle. Große Musik, großes Talent. Wohl das Beste was Österreich momentan auf diesem Sektor zu bieten hat.
Gleich darauf ging es weiter mit WhoMadeWho, eine tolle Neuentdeckung aus Dänemark. Gitarre, Synth, tolle Stimmen – die Dänen schienen zu wissen, wie der Hase läuft. Flex voll, Publikum begeistert.
Aufgrund von zahlreichen Terminänderungen war es an diesem Tag schwer, die guten Acts heraus zu fischen, es spielten nämlich alle fast zeitgleich. Und so lies man das erste Waves Festival einfach bis spät in die Nacht in der Pratersauna ausklingen, die ebenfalls mit DJ – Sets im Programm vertreten waren. Passte zwar nicht zum Rest aber gehörte wohl dazu.
Alles in allem hinterlässt das Waves Vienna eine Vielzahl von Eindrücken. Eine tolle Idee, eine Bereicherung für Wien, nur leider hat man sich ein bisschen zu viel vorgenommen. Mit weniger Bands und vor allem weniger Locations hätte man sich und den Besuchern einen großem Gefallen getan und ein wesentlich entspannteres und übersichtlicheres Festival zustande gebracht.
Aber aller Anfang ist schwer, und es war sicherlich ein großer, sehr ambitionierter. Lob dafür jedenfalls – wir warten auf 2012, wenn die nächste Showcase-Welle durch Wien rollt.