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Jahrescharts der Redaktion 2019: Musik

Alle Jahre wieder blickt die pressplay-Musikredaktion auf die musikalischen Highlights der letzten zwölf Monate zurück. 2019 haben wir bis zum letzten Moment gewartet um unsere absoluten Favoriten, die besten Songs, die mitreißendsten Alben und so einiges mehr in unseren Jahrescharts zusammenzufassen. Mit dabei sind heuer Tool, Foals, The Black Keys, Little Simz und wie könnte es anders sein – Bilderbuch.


Die Alben von 2019

Das Warten hat sich für Tool-Fans durchaus gelohnt: Auf Fear Inoculum finden sich progressive Rock- und Metal-Songs, die ausgekostet werden (Descending), sich zum Teil hypnotisch entfallen (Pneuma) und unter die Haut gehen (Invincible). Tool machen auch 2019 Musik auf hohem Niveau, in die man eintauchen und sich beim Hören verlieren kann.

Sakrale Kompositionen und teilweise orchestrale Nummern gab es 2019 auf Ghosteen von Nick Cave & The Bad Seeds, während Vampire Weekend mit Father of the Bride ein unbeschwertes Album veröffentlicht haben, das mit lockeren Songs Leichtigkeit in den Alltag bringt. Everything Not Saved Will Be Lost Part 2 von Foals ist ein Album, das vor Energie nur so strotzt und mit rhythmischen Songs einfach Freude bereitet. In die Reihe der besten Alben des Jahres reiht sich auch i, i von Bon Iver, das mit stillen, tiefen Arrangements verzaubert.


Made in Austria – Die besten heimischen Acts

Bilderbuch (c) Neven Allgeier

Alle Jahre Bilderbuch. Ganz viel Liebe gibt es ein weiteres Jahr in Folge wieder für die wohl schönste Band Österreichs. 2019 gab es nicht nur zwei großartige Bilderbuch-Alben, sondern zwei fantastische Konzerte in Schönbrunn. Wer die Location vor dem Schloss zwei mal so wunderschön bespielen kann wie diese Band und dann noch eine geballte Ladung eingängiger Songs abliefert, muss einfach gefeiert werden.

Voodoo Jürgens zaubert einem regelmäßig ein Lächeln ins Gesicht. Charmant-morbid geht es durch sein neuestes Album S’Klane Glücksspiel. Darauf finden sich atmosphärische Songs, welche die österreichische Gesamtbevölkerung in all seinen Facetten nur so vor Augen führen – wienerischer geht es kaum. Mavi Phoenix vereint Pop-, Elektro- und Hip Hop-Sound gekonnt und gibt ihrem (seinem) Spiel dann nicht nur einen Hauch von Raffinesse, sondern auch Coolness. Dabei darf es aber durchaus mal etwas lieblich werden, wie man auf dem Song Romantic Mode hören kann.

Ebenfalls ganz große Sounds gab es 2019 von Ankathie Koi, die ihrem Hang nach 80er-Jahre, Synth-Pop und jeder Menge nackter Haut in aller Schönheit auslebt; Wanda, die sich 2019 mit einem herzhaften Ciao zurückgemeldet haben, Granada, die sich nicht nur den Nackapatzl-Award, sondern mit ihrem Song mit Fivva auch die Kollaboration des Jahres verdient haben. Zuletzt übrigens auch noch Päm, von denen es 2019 eine geballte Ladung heimischer Frauenpower um die Ohren gab.


Ohrwurm Olé – Die besten Songs

Die besten Songs kamen 2019 – neben Juice von Lizzo – unter anderem von Brittany Howard, die sich mit 13th Century Metal auf die Suche nach Optimismus gemacht hat und, no-na, Billie Eilish, die mit Bad Guy und zahlreichen weiteren Songs die Karriereleiter steil nach oben steigt. Generell mag man vom Hype rund um Eilish halten was man möchte, ihrem eingängigen Sound auf When We Fall Asleep, Where Do We Go entkommt man nur schwer. Zu den besten Songs unserer Meinung nach zählen außerdem auch Sympathy von Vampire Weekend, Not von Big Thief, Dawn Chorous von Thom Yorke, Romantic Mode von Mavi Phoenix und Kitsch von Bilderbuch.


Solo Artist des Jahres

Michael Kiwanuka, Nick Waterhouse oder Thom Yorke – diese Musiker haben 2019 grandiose Alben veröffentlicht. Kiwanuka besticht in seinem neuesten Album mit dominante Soul-, Folk sowie Psychedelic-Klängen und mit eingängigen Bassläufen bzw. afrikanischen Rhythmen. Dabei wechselt er mit einer scheinbaren Mühelosigkeit zwischen den Musikrichtungen, was sehr gefällt. Nick Waterhouse beherrscht Jazz-Blues-Rock’n’Roll-Sounds wie kaum ein anderer. Er hat in diesem Jahr neue Songs veröffentlicht, die vor allem durch reichliche Liebe zum Detail und Retro-Sounds vom Feinsten bestechen. Radiohead-Mastermind Thom Yorke hat mit der Veröffentlichung von Anima einmal mehr bewiesen, dass er der Meister von düsteren-elektro Sounds ist.


Frauenpower

Wie erwähnt gab es 2019 richtig viel Juice von Lizzo. Auf Cuz I Love You gibt es Frauenpower und einen befreienden Aufruf zur Selbstliebe. Auf der Platte werden Funk-, Soul- und Blues-Sounds mit einer Portion Pop vereint, was zur Folge hat, dass die Songs unter die Haut und zugleich in die Beine gehen. Wer da noch still stehen kann, hat echt was falsch gemacht.

Brittany Howard hat mit Jaime Rock-Mantras veröffentlicht, welchen man sich nur schwer entziehen kann. Die Rhythm & Blues-Songs bekommen einen Rock’n’Roll-Anstrich und gleich auch noch intellektuelle Texte, die oft für Gänsehaut sorgen. FKA Twigs dehnt in ihrem neuesten Album das Verständnis von R’n’B aus und wagt neue Experimente. Das bewies sie 2019 einmal mehr mit dem Album Magdalene. Währenddessen ist Angel Olsen im Art-Pop angekommen und lieferte auf All Mirrors ein wahres Wechselbad der Gefühle.


Comeback des Jahres

Neben Tool feierten 2019 auch Sleater-Kinney, Beck und The Black Keys ihr Comeback. Bei Sleater-Kinney gab es heuer ein paar Veränderungen. Drummerin Janet Weiss verließ die Band, was sich auch musikalisch durch gezähmtere Sounds bemerkbar machte. Dennoch macht The Center Won’t Hold durchaus Spaß und reißt einen mit. Beck hat nach ein paar Jahren Abstinenz endlich sein neues Album Hyperspace veröffentlicht, welches von Pharrell Williams koproduziert wurde. Musikalisch gibt es dann genau das, was diese beiden Namen vermuten lassen: Pop, der sich mal mit Synthie, Elektro und mal mit ein bisschen Rock vermischt. The Black Keys …


Let’s Rock Award

… The Black Keys haben mit Let’s Rock ihr neuntes Studioalbum veröffentlicht und machen damit dem Albumtitel selbst alle Ehre. Fans von Garage-Rock werden nicht enttäuscht. Dan Auerbach und Richard Carney verschreiben sich einmal mehr dem originellen Gitarrenspiel und dazu treibenden Drums. Da groovt es an so manchen Ecken, sodass einem das Stillstehen in jeder Situation einfach schwer gemacht wird. Dem Duo gelingt auf Let’s Rock erneut ein harmonisches Spiel zwischen tanzbaren und ruhigen Nummern. Am krönenden Ende der Platte gibt es dann auch noch grandiosen Blues-Rock, wie man es von den Herren gewohnt ist.


Es wird richtig laut

Auch Fans der etwas härteren Klänge mussten 2019 auf nichts verzichten: The Hussy haben mit Looming ihr bereits fünftes Album auf den Markt gebracht und vereinen darauf Garage- und Punk-Sounds. So mancher Hardcore-Fan dürfte auch an Bezoar von Khiis Gefallen gefunden haben, während Powerplant mit People in the Sun den Synth-Punk ausgepackt haben und Trampoline Team in ihrem zweiten Album durch nicht minder pushende Punk-Songs mit Dynamik vorwärtspreschen.


Videos des Jahres

Mit Grey Area hat Little Simz das Rap-Album des Jahres veröffentlicht. Der Song Boss besticht nicht nur durch die Optik, sondern auch durch Chemie zwischen Little Simz und ihrem Produzenten Inflo. Durch minimalistische Mittel entsteht so ein sehr eingängiges Stück Song und Video.

In Cellophane verknüpft FKA twigs abermals musikalische und künstlerische Performance gekonnt. Der Song wird dabei kreativ von einer visuellen Inszenierung der Weiblichkeit umspielt. Das Video zum Song On the Luna von Foals zeigt die Band, wie man seine bevorzugte Rock-Band gerne sieht, nämlich in Aktion. Im Song verschmelzen roughe Gitarren mit einer Runde Synthie. Sowohl optisch als auch für die Ohren ein echter Genuss. In Lark erzählt Angel Olsen von der Schwierigkeit zu Lieben und seinen Partner dabei klar zu sehen. Das Video bringt die Geschichte dann in einer wunderschönen Erzählung, die echt unter die Haut geht, auf den Punkt.


Press-Stop Award

Aus der Kategorie „Das war dann mal eher nichts“ gab es auch 2019 ein paar Alben, die man besser noch einmal überdacht hätte. Um nur zwei zu nennen: Fettes Brot und Kanye West. Bei Lovestory von Fettes Brot ist einfach nichts mehr von Nordisch by Nature übrig geblieben. Kanye West gibt dem Begriff des Höhenflugs in diesem Jahr eine ganz neue Bedeutung: So muss man den Sänger wahrscheinlich wirklich, wirklich (wirklich!) mögen, um das Album Jesus is King verstehen und als gut  bzw. hörenswert befinden zu können. Hier überwiegen bei den meisten Zuhörern am Ende meist eher Fragezeichen und Irritation. Daher besser in diesem unser gut gemeinter Ratschlag: Press Stop.





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