VR-Sport-Feature-(c)-2019-Unsplash,-pressplay-magazin-(1)

Do you even VR, Bro?

Die Sache mit beinahe tödlichen Unfällen ist, dass man sich durch den konditionellen Rückschlag gezwungen sieht eine Strategie zu entwickeln, um wieder mit alter Kraft auf die Beine zu kommen. Was schon zuvor für ein Endorphin-verwöhntes Gamer-Gehirn ein Problem war, wird durch den zwingenden Bedarf nicht leichter.

Die Suche nach dem passenden Workout

Beinahe jeden Lebensbereich habe ich in den letzten Jahren durch meine digitale Affinität meinen individuellen Bedürfnissen unterworfen. Nur die Frage des passenden Workouts bleibt schon seit Jahrzehnten ungelöst.  Fahrradfahren ist saisonal eingeschränkt, ähnliches beim Skifahren. Im Fitnessstudio reibt man sich ein hasserfüllter Misanthrop zu sehr an der Menschheit und Gymnastikübungen sind durch zeitliche und örtliche Abhängigkeiten ein einziger Stressfaktor. Eine einzige Verkettung ungünstiger Faktoren, die sich kaum mit einem Fitness-Narren besprechen lassen, ohne auf die alleinige Macht des Wollens hingewiesen zu werden.

Doch wir leben im Jahr 2019, in einer dystopischen orwellschen Sci-Fi-Welt, deren unzähliger Innovationen man sich nur bewusst bedienen muss. Kompromisse? Inakzeptabel. Alles hat sich ad hoc und bedingungslos meiner irrationalen Willkür zu unterwerfen. Und so kommt es, dass sich in diesem Jahr mein Wohnzimmer immer mehr zum Holodeck entwickelt. Ich begebe mich in eine virtuelle Gymnastik-Halle – irgendwo auf dem Gipfel eines Wolkenkratzers wird zu motivierender Musik virtuelles Boxen praktiziert. Nach einem halben Jahr macht sich der gesundheitliche Effekt tatsächlich bemerkbar, doch dazu muss man nicht meinen Worten glauben schenken.

Ein wissenschaftlicher Blick auf die VR-Fitness-Szene

Das „Virtual Reality Institute of Health and Exercise“ beobachtet die VR-Fitness-Szene genau und liefert auch die entsprechenden Daten. Verglichen wird der Sauerstoffgehalt von aktiven VR-Spielern mit den “Metabolic Equivalent Scores (METs)” um die Intensität der Trainings anhand des Kalorienverbrauchs zu messen. Im Grunde stellt sich heraus, dass das virtuelle Hampeln mit den unterschiedlichsten Sportarten gleichzusetzen ist – von Tennis-Spielen zu Laufen, je nach Intensität der Interaktion. Ich persönlich sehe in dieser neuartigen Industrie unzählige Vorteile.

Schattenboxen ist beispielsweise als herkömmliche Übung bestens eingestuft, schließlich muss der Körper die gesamte Bewegungsenergie selbst absorbieren. Doch empfohlen wird die Übung kaum, da die visuelle Leere, der sich ein Mensch gegenüberstellt, einfach nicht zu einem ausgefüllten Training beiträgt. Ohne ein Ziel, ohne visuelle Stimulation, verliert ein Mensch den Fokus und es ist natürlich genau dieses Problem, an welchem eine VR-Umgebung Abhilfe verschafft.

Ohne Gegenüber kein Fokus

Ich schwinge beim Boxen zwar nur Arme durch die leere Luft, doch was ich wahrnehme sind nicht nur Hindernisse, die in einem fulminanten  Partikelfeuerwerk explodieren, auch das haptische Feedback, das die VR-Controller geben, führt dazu, dass ich tatsächlich das Gefühl habe etwas zu treffen. Diese beiden Faktoren reichen aus, um meinen reizsüchtigen Verstand für beliebige Zeiträume ruhig zu stellen und, ohne Bedarf einer anderen Person, stundenlange, geistig fordernde Fitness-Sessions abzuhalten.

In der Tat hat sich meine Gesundheit in dieser Phase bestens entwickelt und es wundert mich nicht, dass sich dieser Unterhaltungsbereich über gutes Wachstum freut. Fitness-Studios rüsten bereits auf, doch ist es die Geschichte vom privaten Fitnessbereich im eigenen Heim die mich wirklich fasziniert. Während Virtual Reality als simples Unterhaltungsmedium noch eher schleppend in die Gänge kommt, hat sich meine VR-Brille mittlerweile zu einem unverzichtbaren Fitness-Gerät entwickelt.




Entdecke mehr von pressplay

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen