Interview mit Joris
Das pressplay-Team hat Joris, deutscher Singer-Songwriter und seit seinem Debütalbum Hoffnungslos hoffnungsvoll Shootingstar der Szene, getroffen.
pressplay hat mit ihm über musikalische Vorbilder, schlechte Auftritte und seine Pläne für 2016 gesprochen.
pressplay: Wie geht es dir gerade?
Joris: Ich muss in ein paar Tagen an der Schulter operiert werden, danach wird auch eine einigermaßen lange Reha-Phase passieren – also das ist es, was mich momentan wohl am meisten stresst. Ansonsten geht’s mir aber sehr gut. Deutschland-Termine im Jänner und Februar musste ich verschieben aber good news für Österreich: die Shows hier werde ich einhalten können!
Das freut uns natürlich, aber Operation und Reha klingt natürlich nur halb so lustig. Gute Besserung gleich einmal von unserer Seite!
Joris: Vielen Dank dafür.
Beginnen wir bei null: Ich habe gelesen, dass du schon mit fünf Jahren begonnen hast, Musik zu machen. Also kann man sich das wie den deutschen W. A. Mozart vorstellen?
Joris: Haha, ganz so hat es wohl nicht ausgesehen. Ich habe auch mit Schlagzeug – nicht mit Klavier – begonnen. Das ist später dazugekommen, genauso wie die Gitarre. Aber ja, ich habe mit fünf Jahren begonnen, mich an die Drums zu setzen. Eins hat das andere ergeben – seither habe ich nie wieder wirklich aufgehört, Musik zu machen, zu schreiben, zu spielen.
Wie sieht dein musikalischer Werdegang aus?
Joris: Ich bin in einer ziemlich überschaubaren Ortschaft in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen. Wie gesagt, Musik hat mich immer begleitet, es war dann bald einmal klar, dass ich nach Berlin gehen will. Dort hab ich zuerst einmal ein bisschen studiert, Gesang und Studiotechnik. Ich habe in mehreren Bands gespielt, unter anderem bei „The Seastream“ und „Oakland“.
Da bist du aber nie als Sänger in Erscheinung getreten, oder?
Joris: Nein, das mache ich eigentlich erst jetzt, seit dem Soloprojekt. Bzw. ab jetzt ist gut gesagt: Ich arbeite seit vier Jahren an meinem Debütalbum. Singles sind schnell einmal hinausgepfeffert, ein paar Songs via Spotify. Aber ich habe mir lange Zeit gelassen, um auch wirklich mit dem Endergebnis völlig zufrieden sein zu können. Ja – und siehe da, jetzt kann ich mich eigentlich nicht beschweren.
Du hast die Zeit nach dem Release also in vollen Zügen genossen?
Joris: Absolut, es waren so wunderbare Monate. Ich habe über 100 Shows gespielt, in kleinen, in großen Venues. In Wien zum Beispiel, weil es mir gerade einfällt, habe ich im Oktober im Chaya Fuera gespielt. Das war vielleicht kuschelig – weil überschaubar und voll – deshalb auch sehr warm, haha. Aber es war ein toller Gig. Und ich mag das, wenn ich zwischen kleineren und größeren Venues wechseln kann, so behält das Ganze Abwechslungsreichtum.
Der schlimmste Auftritt, an den du dich erinnern kannst?
Joris: Puh, schnell gefragt fällt mir da gar keiner ein… natürlich gibt es immer wieder Pannen, wenn mit der Elektronik oder dem Sound generell etwas nicht klappt, wenn jemand krank wird. Ich finde gerade solche Punkte aber eigentlich ganz spannend. Weil man improvisieren muss, bzw. weil das einfach zeigt, dass eh nie alles so läuft, wie geplant. Ich habe eine wahnsinnig tolle Crew mit auf Tour, die mich so stark unterstützt – wir konnten da noch jede Widrigkeit lösen, haha!
Hast du dann, wenn du momentan so viel unterwegs bist, auch noch Zeit, selbst Konzerte zu besuchen?
Joris: Leider wenig momentan. Ich war aber natürlich seit ich mich erinnern kann auf sehr vielen Konzerten, privat. Jetzt ist es natürlich vor allem fein, wenn man auf einem Festival spielt, weil man dann doch noch die ein- oder andere Minute abzweigen kann, um sich ein Set anzusehen. Oft ist es aber leider so, dass ich ziemlich knapp zum Venue komme und dann oft auch leider meinen eigenen Supportact verpasse. Bemühe mich aber sehr, mir viel anzusehen, wenn es mir zeitlich irgendwie möglich ist.
Du hast vorhin schon erwähnt, du hast vier Jahre lang an deinem Debütalbum gebastelt. Wie darf man sich das bei dir vorstellen – kapselst du dich da total ab, sperrst dich zuhause ein und schreibst, nimmst auf – oder ist das eher so ein langgestreckter Prozess?
Joris: In der Endphase wird es natürlich immer intensiver, aber generell bin ich niemand, der sich jetzt acht Stunden lang im Kämmerchen einsperren könnte, um dort zu arbeiten. Ich lasse mich auch gern von verschiedensten Dingen inspirieren, das muss nicht einmal direkt Musik sein, das kann genauso eine Reise, ein Treffen, eine Landschaft sein. Die vier Jahre waren sehr wichtig für mich, weil ich in den Texten viel verarbeiten konnte, viel aufgesaugt habe, viel Energie hineingesteckt habe.
Hat sich dein Musikgeschmack über die Jahre verändert, dein persönlicher?
Joris: Eine gute Frage. Das ist fast so, wie wenn ich gefragt werde, in welches Genre ich mich selbst stecken würde. Ich glaube, das lässt sich schwer festhalten. Ich habe eigentlich schon immer verschiedenste Genres gehört, aber es gibt natürlich Klassiker, die man immer dabei hat. Das wären zum Beispiel Damien Rice oder Norah Jones.
Was wünscht oder erhoffst du dir von 2016?
Das Arge daran: bis Oktober 2016 habe ich eigentlich auch schon einen vollständigen Plan davon, was passieren wird. Mich beruhigt das aber ein bisschen. Und ich freue mich wahnsinnig auf die großen Festivals, die ich spielen werde. More to come!
Lieber Joris, alles, alles Gute für deine OP, deine Genesung und dein 2016. Merci beaucoup.
JORIS „Hoffnungslos Hoffnungsvoll“ Tour 2016 (08. 03. 2016 Weekender, Innsbruck | 09. 03. 2016 WUK, Wien | 10. 03. 2016 PPC, Graz | 11.3. Conrad Sohm, Dornbirn)