Kitty, Daisy & Lewis im Interview
Anfang März haben Kitty, Daisy und Lewis ihr drittes und auch so benanntes Album The Third im Wiener Flex vorgestellt. Bevor sie ihr wirklich fabelhaftes Liveset abgeliefert haben, hat das pressplay Team sie noch schnell im Backstagebereich auf ein kurzes Frage-Antwortspiel getroffen.
Dass sie ihre Wurzeln auf die musikalischen 1940er/50er Jahre zurückführen, steht für sie selbst gar nicht so sehr im Mittelpunkt wie für die Journalisten, schmunzelt Sänger und Multiinstrumentalist Lewis. Eigentlich formieren sich ihre Songs aus den verschiedensten Einflüssen, ohne da jetzt ein bestimmtes Zeitfenster besonders zu bedienen.
Doch ohne ein bisschen Nostalgie kommt man trotzdem nicht aus: Schon backstage sitzen die drei, blutjung und aufgefädelt wie brave Rockstarperlen nebeneinander und tragen sogar dieselbe Baseball-Collegejacke im Stil schwerer 70er Jahre. Auch Papa Graeme Durham, den wir nur schnell vorbeiflitzen sehen, trägt diese. Einzig Mama Ingrid Weiss, die selbstverständlich auch mit auf der Bühne steht – und da den Bass bedient – ist der Einheitskluft entwischt. Familybusiness all over also? Es scheint wirklich so. Und das, laut Kitty, Daisy und Lewis, sogar ohne gröbere Diskussionen.
pressplay: Wie geht es euch heute, wie war die Tour bis jetzt?
Daisy: Uns geht es sehr gut, danke. Seit drei Wochen touren wir jetzt. Gestartet haben wir in England – Leeds, Glasgow, Manchester, London. Dann waren wir in Frankreich – in Paris! – und danach in Deutschland, in Berlin, München und Hamburg.
Und welche Stadt hatte bis jetzt die beste Fan-Crowd? Welche war die beste Show?
Daisy: Letzte Nacht war super – da haben wir in München gespielt. Ich glaube, das war mein Lieblingsgig dieser bisherigen Tour! Die Leute waren so gut drauf und auch der Ort, an dem wir gespielt haben, war einmalig.
… und wenn wir bei Tour-Erfahrungen sind: was war denn demnach der schlechteste Gig bisher, bzw. der, bei dem vielleicht am meisten schiefging?
Lewis: Hm, also eigentlich gab es bis jetzt keinen schlechten Auftritt (lacht) – es hat alles super funktioniert bis jetzt.
Ihr tretet nicht nur als Geschwister gemeinsam auf, auch eure Eltern unterstützen euch schon immer auf der Bühne, richtig? Euren Dad konnten wir schon fleißig hin- und hersausen und beim Aufbau helfen sehen.
Daisy: (lacht) Ja, genau. Es sind alle mit dabei, es unterstützen uns auch beide, also Mum und Dad, auf der Bühne während dem Gig. Sie spielt dann den Bass, unser Vater Gitarre.
Wann ist bei euch die Entscheidung gefallen, wirklich eine Familienband, wenn man es so nennen kann, zu gründen?
Kitty: Das ist eigentlich mehr oder weniger so passiert, ohne es wirklich zu entscheiden. Wir haben, seit wir uns erinnern können, schon immer gemeinsam mit unseren Eltern Musik gemacht und sind dann auch schnell zusammen aufgetreten, als wir noch Teenager waren.
… und jetzt die offensichtliche Frage: wie oft gibt es dabei schwerwiegendere Auseinandersetzungen? Oder ist es wirklich eine Art harmony business?
Lewis: Naja, manchmal… (lacht).
Daisy: Also ab und an streiten wir schon, das ist klar. Wobei ich das gar nicht so sehr streiten nennen würde als vielmehr argumentieren… meistens bleibt sogar das in einem glücklichen Rahmen stecken. Die meiste Zeit lachen wir eigentlich gemeinsam und haben Spaß dabei, zusammen zu musizieren, so freaky das auch klingt (lacht).
Haben euch eure Eltern das Spielen der Instrumente beigebracht?
Kitty: Im Großen und Ganzen, ja. Viel haben wir auch einfach dadurch gelernt, dass wir selbst einfach drauflos gespielt haben. Über die Jahre hinweg, wenn man ständig übt, lernt man das meiste für sich selbst dazu – auch im Spiel mit den anderen, weil man sich gegenseitig beeinflussen und sozusagen „belehren“ kann. Aber wir haben uns nie wirklich mit jemandem zusammengesetzt, sprich einem Lehrer, der uns jetzt spezifisch Sachen beigebracht hätte. Das, was wir heute können, hat sich über die Jahre im Zusammenspiel, Ausprobieren und Üben entwickelt.
Ihr seid alle drei noch ziemlich jung! Wie handhabt ihr den Spagat zwischen Schule und der Musik – jetzt auf Tour zum Beispiel?
Daisy: Ich habe die Schule 2009 verlassen… wir haben eigentlich alle drei wenig Zeit dafür momentan. Wenn wir nicht gerade auf Tour sind oder in England auftreten, müssen wir uns um Neuaufnahmen oder Promotion kümmern. Aber diese Entscheidung mussten wir einfach treffen, weil beides geht sich gerade jetzt nicht aus.
Wie lange habt ihr an eurem dritten Album, „The Third“, gearbeitet?
Kitty: Wir haben drei Jahre gebraucht, um unser momentanes Studio einzurichten, davor haben wir im Haus unserer Mutter aufgenommen.
… das neue Studio befindet sich in einem ehemaligen indischen Restaurant, richtig?
Kitty: Ja, genau!
Lewis: Die Songs schreiben wir dann eigentlich getrennt – die Produktion ist dann mehr ein langwieriger Prozess. Als wir das Studio eingerichtet hatten, haben wir die Platte in ungefähr drei Monaten eingespielt, die Stücke natürlich immer wieder überarbeitet etc.
Wie habt ihr euch musikalisch auf eurem neuen Album weiterentwickelt?
Daisy: Die Produktion ist viel intensiver geworden, viel ausgefeilter. Wir haben zum Beispiel Hornbläser in manche Tracks mithineingenommen und auch andere musikalische Features, die wir so zuvor noch nicht ausprobiert hatten. Generell ist das dritte Album vielschichtiger geworden, man könnte das es als mehrschichtig bezeichnen – was den Sound angeht. Es ist einfach schon viel präziser gearbeitet als die beiden ersten Alben.
Käme ich nach Hause in euer Wohnzimmer, was würde ich im Plattenregal finden?
Lewis: Eigentlich eine bunte Mischung. Journalisten schreiben uns oft den klassischen Rock zu, Einflüsse vornehmlich aus den 40er/50er Jahren – aber im Endeffekt hören wir viel verschiedenes und lassen uns demnach auch durch unterschiedlichste Richtungen beeinflussen.
Kitty: Das stimmt! Du würdest zum Beispiel T-Rex finden, oder The Kinks, The Velvet Underground und noch viele mehr. Aber auch eine große Disco-Sammlung – großartig!
Welche Band, die ihr noch nicht gesehen habt, würdet ihr wirklich gerne live sehen?
Kitty: Ich bin da eher etwas skeptisch. Leider werden die wirklichen Legenden, die wir gerne sehen würden, natürlich auch immer älter. Chuck Berry war so ein Beispiel: wir haben ihn live gesehen und es war leider eine herbe Enttäuschung. Manchmal ist es besser, seine Heroen so im Kopf zu bewahren, wie man sie auf Platte kennengelernt hat (lacht).
Lewis: Das war wirklich einfach ein schlechter Auftritt. Die Band war miserabel.
Danke für das Interview.