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Interview mit Vague

Vague sind gerade auf Tour quer über den Kontinent – pressplay hat Gabriel, ganz Rockstar-alike, Fragen für die Pausen zwischen Auftritt, durchzechter Nacht und einem beinahe Auto-Crash gestellt. Hier die wunderbar ehrlichen Antworten.

pressplay: Momentan befindet ihr euch mitten in der Tourphase. Ist das eure erste, richtig große Tour?

Gabriel: Ja, wir wurden da gewissermaßen von Bernhard (Siluh Records, Anm. d. Red.) hineingeworfen (lacht). Ist jedoch eine wunderbare Sache und irgendwo auch eine Ehre, dass sowas überhaupt zustande kommt, wenn man bedenkt, dass es uns als Band noch nicht allzu lange gibt.

Welche Länder stehen alle am Plan – auf welches freut ihr euch am meisten?

Gabriel: Tschechien, Deutschland, Niederlande, Frankreich, England… ist schon mehr als Graz und Linz. Wir fahren zwar mit der Kirche ums Kreuz, aber wie gesagt, es fühlt sich herrlich an, so viele Orte bespielen zu können und der Fakt, dass es recht international ist, macht das Ganze noch interessanter.

Denkt ihr, man tritt euch in Österreich mit anderen Erwartungen entgegen als anderswo?

Gabriel: Ich glaube nicht, dass uns in Österreich viel mehr Leute kennen als anderswo in Europa, aber eh scho wissen: Der gesunde Neid schwingt daheim natürlich immer mit und wenn eine Band, die keiner kennt, auf Europatour geht, wird man sich da bestimmt um einiges mehr erwarten als vorher. Sie werden trotzdem nichts anderes zu hören bekommen.

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Wie sieht so ein Live-Set aus – ihr müsst aufgrund der Länge wohl auch noch unveröffentlichtes Material präsentieren?

Gabriel: Wir hatten eigentlich immer eher das Problem, Live-Sets zu kürzen als sie in für uns gewohnter länger spielen zu können. Anfangs haben wir uns die Konzerte selber gebucht und da war das kein Problem, auch mal 1 ½ Stunden zu spielen, danach kamen natürlich Support-Geschichten für größere Acts, die wir teilweise auf 40 Minuten runterbrechen mussten, was natürlich ärgerlich ist, da man nicht die ganze Soundgeschichte erzählen kann. Wir spielen dennoch einiges an neuem Material auf der Tour und es ist schön zu sehen, wie es sich zu den bisherigen Songs gesellt.

Wann darf man denn mit dem Erstlings-Album rechnen, nachdem jetzt im Jänner die Debüt-EP (hier geht es zur Kritik) erschienen ist?

Gabriel: Wir hoffen, das Label gibt uns sobald wie möglich grünes Licht, da das Album ja schon fertig ist und im Endeffekt nur eine EP daraus geschnitzt wurde, um den Leuten eine kleine Einführung zu geben, aber wie gesagt, da ist es gleich wie mit den Live Sets, man kann das Spektrum nicht abdecken und muss sehen was sich musikalisch auf gewisse Zeit aneinanderreihen lässt. Wir schreiben ja schon am zweiten Album, das wir im Herbst aufnehmen werden, also wär‘s ganz gut, das Ganze so schnell wie möglich nach der Tour rauszubringen, sonst tragen wir das alte Material in eine neue Schaffensphase hinein, ohne dass es draußen ist – und das ist künstlerisch einfach eine Bremse.

Wieso die Entscheidung, eine EP und nicht gleich einmal ein vollständiges Album herauszubringen?

Gabriel: Ich glaube, so funktioniert die Musikindustrie heutzutage nun einmal. An der Bar bestellt man auch erstmal ein Bier und wenn es Spaß macht, werden vielleicht zehn weitere daraus und man geht wieder hin.

Wie empfindet ihr die österreichische Musiklandschaft als Plattform für junge Künstler? Welche besonderen Hürden gilt es zu überwinden – oder sind die für junge Bands europaweit wohl eher ähnlich?

Gabriel: Da wir ja wirklich alles komplett selber machen und bei einem sehr engagierten Label sind, können wir das gar nicht beurteilen. Bis jetzt können wir uns nicht beschweren, Musik zu machen ist kein Privileg mehr und sollte nichts mit irgendwelchen Erwartungen und Förderungen zu tun haben, es war nie leichter Musik zu produzieren und zu veröffentlichen, die Bands die davon nicht Gebrauch machen sind meiner Meinung nach selbst Schuld oder machen eben einfach keine gute Musik.

Wie kann man sich euren Band-Alltag vorstellen? Seit wann bzw. wie oft spielt ihr gemeinsam – und findet das alles in Wien statt?

Gabriel: Simon ist gerade nach Berlin gezogen und pendelt vor Konzerten zu uns nach Wien, wo wir dann proben und an Songs arbeiten. Da jeder von uns irgendwo involviert ist und drei von uns schreiben, gibt’s da keinen Bruch im Schaffen. Es könnte sogar sein, dass gerade die Distanz ein Vorteil ist, da man sich menschlich und musikalisch sehr viel zu erzählen hat. Einen Bandalltag gibt es nicht wirklich, würde ich sagen, mehr Bandallnight (lacht). Irgendwo müssen ja die Geschichten her.

Wie habt ihr zusammengefunden und hat das in irgendeiner Weise euer Musikschaffen beeinflusst – klassische Konservatoriumsausbildung u. Ä.?

Gabriel: Soweit ich weiß, hat niemand von uns eine musikalische Ausbildung genossen. Vielleicht auch ein Vorteil bei der Musik, die wir machen. Wenn man sich einen Sexratgeber holt, bevor man Sex hat, wird’s wahrscheinlich schwierig, eigene Vorlieben zu finden und sich einfach gehen zu lassen. Hab das leider schon zu oft bei wirklich begnadeten Musikern erlebt. Wenn wir einen Akkord nicht können, dann muss der einfach irgendwie gelernt werden.

Simon, Konstantin und ich kommen alle drei aus Tirol und haben vorher schon ein wenig zusammen gespielt, Juan und Gregor sind auch auf der selben musikalischen Schiene, deshalb funktioniert alles sehr gut. Jeder bringt sich auf seine Weise ein. Vague funktioniert also nur als Band. Sonst klingt das gleich anders, würd ich meinen.

Eure Musik macht ein bisschen melancholisch, beinahe nostalgisch. Woher bezieht ihr eure Vorbilder?

Gabriel: Ich glaube, dass unsere melancholische Ader mehr von der Melodie als von den Texten kommt. Melodien können dich in ganz schöne Tiefen oder Höhen reißen und darin liegt der Reiz. Mit drei Gitarren kann man sich da eben ganz schön spielen und das versuchen wir in manchen Liedern in den Vordergrund zu bringen. Ich hab aber auch schon gehört, dass wir wie Joy Division klingen, wäre Ian Curtis ein glückliches Kind gewesen. Also allzu trist kann es nicht sein.

Wer hat euch – wenn ihr Bands/Solokünstler nennen müsstet, am meisten beeinflusst?

Gabriel: Ich kann jetzt nur für mich sprechen, aber explizit für Vague sind es definitiv zeitgenössische Bands wie Younghusband, Deerhunter, Parttime, Lower Dens, Toy, Kurt Vile… und dann natürlich noch Klassisches wie Felt, The Cure, Echo and the Bunnymen, The Velvet Underground, Brian Jonestown Massacre und Blues Geschichten… Es gibt so viel Gutes, da kann man gar nicht aufhören, sich inspirieren zu lassen.

Welche Alben darf man sich in eurem privaten Regal im Wohnzimmer vorstellen?

Gabriel: Da geht’s drunter und drüber, von BRMC bis Muddy Waters, von Serge Gainsbourg bis Bach. Wär da jetzt leicht überfordert, für jeden von uns zu sprechen. Aber definitiv Gutes (lacht).

Haben eure Eltern / eure Ausbildung starken Einfluss auf euer jetziges Musikschaffen genommen?

Gabriel: Mehr der Freundeskreis würde ich meinen, mehr die Leidenschaften, die einem zu anderen Leidenschaften bringen, die einen dazu bringen, dass auch Musik eine Leidenschaft wird.

… und zum Ende hin: Wie sieht denn euer Plan für 2015 generell aus? Kooperationen, Auftritte, Album?

Gabriel: Auf jeden Fall erstmal das Album und vielleicht noch eine kleine Europatour, wenn‘s die Geldbörse erlaubt, wir fuhren nämlich just in diesem Moment in einen parkenden Opel. Shit.

Vielen Dank für das feine Interview.




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