Stellan-Skarsgard © Lukas Krummholz

Interview mit Stellan Skarsgard

Nach den Interviews mit Olivier Martinez, Tom Payne und Philipp Stölzl und Nico Hofmann, nun unser Gespräch mit dem Ausnahmeschauspieler Stellan Skarsgard zu Der Medicus. Gut gelaunt und überhaupt völlig unbeeindruckt von dem Presserummel betritt der Schauspieler das Zimmer und stellt sich gleich jedem persönlich vor. Er überrascht die Journalisten im Raum mit einigen Sätzen Deutsch und steigt danach zwecks leichterer Verständlichkeit wieder auf Englisch um.

pressplay: Haben Sie den Roman Der Medicus gelesen, bevor Ihnen die Rolle angeboten wurde?

Stellan Skarsgard: Nein, meine Schwester hat es gelesen und es ist eines ihrer Lieblingsbücher. Aber ich hatte es nicht gelesen und habe es noch immer nicht … also, nein.

Was hat Sie an der Rolle des Barber besonders interessiert?

Es ist die Art von Rolle, die man nicht oft angeboten bekommt … ein extrem überbordender Charakter, gepaart mit Naivität und Emotionalität und kindischem Benehmen – was auch zu einem gewissen Maß an Brutalität führt und unter all dem ist er aber trotzdem ein guter Kerl. Und er hasst sich selbst – er möchte nicht dieser gute Kerl sein, er möchte Toms Figur Rob nicht adoptieren … weil er weiß es wird zu Problemen führen und natürlich kommt es genau so. Es ist jene Art Charakter der zwischen großen Emotionen schwankt und dem Schauspieler erlaubt diese auch auszuspielen. Normalerweise kennt man mich eher für ruhige und zurückhaltende Figuren, deshalb war es angenehm einmal das genaue Gegenteil davon zu spielen.

Was interessiert Sie an großen Blockbuster Filmen wie The Avengers?

Es macht unglaublich viel Spaß solche Filme zu machen. So wie man auch nicht ständig die gleiche Mahlzeit essen möchte, möchte man auch hin und wieder andere Sachen spielen. Aber nachdem man ein paar solcher großen Filme gemacht hat, ist es auch angenehm sich in einen Film mit kleinem Budget zu vertiefen.

Wie ist die Zusammenarbeit mit Joss Whedon?

Oh, er ist großartig. Besonders als Autor. Er schreibt fantastische Drehbücher – als ich das Drehbuch zu The Avengers gelesen habe, war ich begeistert davon. Nicht so sehr, weil es Poesie hat oder hohe Literatur ist, sondern weil er es schafft ein Drehbuch mit zehn Hauptfiguren zu schreiben und zwar so, dass es funktioniert. Einfach unglaublich. Und dann ist er, genau wie ich, ein Atheist – das alleine macht ihn mir schon sympathisch. Was allerdings sehr selten ist in Amerika. Er ist einfach ein großartiger Autor und Filmemacher.

Spielen Sie lieber die bösen oder die guten Figuren – oder überhaupt die mehrdeutigen, vielschichtigen Figuren?

Nun, da ich nicht an gute oder böse Leute glaube, versuche ich beides so vielschichtig und mehrdeutig wie möglich zu spielen. Ambiguität ist meine Religion (lacht).

Philip Stölzl kommt ja eigentlich von der Oper. Ist Ihnen als Schauspieler ein Unterschied aufgefallen?

Ich habe schon gemerkt, dass er vom Theater ist. Er ist auch Mann, dessen Kopf voller Kunst ist. Sei es nun Malerei oder Bildhauerei oder Oper oder Musik im allgemeinen – er hat den ganzen Kopf voll mit Kunst. Ein Umstand, der es überaus faszinierend macht, sich mit ihm zu unterhalten. Ich habe mich sehr gut mit ihm verstanden. Er ist zwar ein Nerd, natürlich, aber die meisten Regisseure sind eigenartig, auf die eine oder andere Art und Weise – Lars (von Trier) ist da auch keine Ausnahme. Aber er macht kein Geheimnis aus seinen Gefühlen – wenn man eine Szene dreht, braucht man ihn nicht erst fragen, ob es gut war oder nicht. Man sieht es, weil es ihm körperlich weh tut. Sein Körper windet sich genau so, wenn er unglücklich damit ist (Skarsgard windet sich auf dem Sessel). Sofort weiß man: Okay, machen wir es noch mal! Und dann sieht man, dass er sich entspannt und man weiß, diesmal war es gut. Seine Körpersprache sagt sehr viel aus, er kann einem nichts vormachen. Ich glaube nicht, dass er jemanden manipulieren kann oder dergleichen, er ist ein extrem ehrlicher Mensch. 

Vielen Dank für das Gespräch.




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