Sizarr-©-2012-Stefan-Schallert

Interview mit Sizarr

Im Rahmen ihrer ersten Tour kamen die drei jungen Wahl-Mannheimer Sizarr im Oktober auch ins Wiener Fluc. Press:Play hat sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen und sich mit der Band vor dem Konzert getroffen.

Ihr seid ja schon länger groß im Business und seit einem Monat ist jetzt auch euer Debütalbum raus, das mit einem Goldregen begrüßt wurde. Was hat sich in den letzten Wochen für euch verändert?

Philipp/Sizarr: Mit unserem ersten Album „Psycho Boy Happy“ haben jetzt etwas, das wir präsentieren können. Wir müssen nicht mehr erzählen, wie wir klingen und was wir machen.

Fabian/Sizarr: Natürlich hat man bemerkt, dass mehr Aufmerksamkeit da ist, aber es hat sich für uns vom Feeling her nicht viel verändert.

Die Erwartungen waren ziemlich hoch nachdem ihr auf dem Melt! und dem Berlin Festival gespielt habt. Da entstand, zumindest medial gesehen, ein gewisser Rummel um euch und dann seid ihr eingeschlagen.

Philipp: Wir wurden immer gefragt, wie sich so ein Hype denn anfühlt. Für uns ist das mehr ein Blog- und Musikkritikerhype. Im Mainstream scheint das noch gar nicht so angekommen zu sein. Wir werden in Deutschland noch nicht auf der Strasse erkannt und angesprochen. Aber das ist schon ok so, das Album ist ja auch erst n Monat raus.

Anderes Thema: Ihr seid ja durch das Web groß geworden, das war so quasi die Startrampe. Als braver Facebook Follower hab ich festgestellt, ihr seid da eine der aktivsten Bands, die ich kenne. Welche Hintergründe hat das? Wollt ihr einfach kommunizieren oder ist es Marketing?

Fabian: Wir werden „getriezt“ – wir müssen! Nein, es ist der einfachste und beste Weg die Menschen zu erreichen, zumindest die Zielgruppe, die wir haben. Auf Facebook hat man alle auf einem Fleck, da ist es schon praktisch viel zu machen und die Leute zu involvieren. Mittlerweile merken wir das auch in den Statistiken der Page.

Also dient Facebook dazu, euch noch weiter bekannt zu machen?

Fabian: Ja natürlich, es ist halt ein Element der Promo.

Philipp: Es ist ein ganz natürliches Kommunikationsmittel um die Leute zu erreichen.

Ich habe gelesen, dass ihr nicht die klassische Garagen – Jam Session Band seid, sondern eure Songs individuell schreibt und sie dann in der Kommunikation mit den anderen überarbeitet. Wie schaut denn der kreative Input dabei aus?

Fabian: Jeder hatte sein kleines Homestudio im Zimmer, nahm seine Ideen auf und die wurden dann zusammengeworfen. Ich denke bei den neuen Sachen, wird sich das schon etwas ändern, da wir wesentlich mehr Equipment haben und wir uns einen Raum besogen können, wo wir das alles reinstellen.

Casper und Kraftklub waren grad hier, Cro bricht Teenieherzen, wo er nur hinschaut. Ihr seid zur selben Zeit im selben Alter: seid ihr auch Teil von einem Trend oder seht ihr euch was ganz anderes?

Fabian: Natürlich sind wir eine neue deutsche Band im gleichen Alter, wie die Band, die du aufgezählt hast. Ich glaube aber, dass uns musikalisch da nicht wirklich viel verbindet. Wir sind auch einen anderen Weg gegangen, wir haben unser Album komplett selbst produziert und vorfinanziert und sind danach erst an Labels gegangen.

Wir sind durch Zufall und Glück bei dem Majorlabel Four Music gelandet und dagegen hatten wir zuvor Vorbehalte. Bei Kraftklub, Casper und Cro war das anders, die haben einen Künstlervertrag dort und kriegen einen Produzenten, der mit ihnen dann das Album produziert. Da ist das Label viel mehr involviert von Anfang an.

Aber seht ihr das Aufkommen einer Reihe von ähnlichen Künstlern als eine Art Trend an? Besteht eine Nachfrage nach jungen deutschen Bands?

Marc: Das war ja alles unbewusst. Wir wussten ja nichts von Kraftklub, Cro und Casper als wir angefangen haben.

Fabian: Casper gab es schon, aber Cro und Kraftklub. Also es war nicht so, dass wir gedacht haben „das passt und da springen wir jetzt auf“. Wir haben von Anfang an gar nichts geplant, wir haben ein Album gemacht und geschaut, was passiert. Und zum Glück ist was passiert.

Die Bandbreite auf dem Album ist sehr hoch. Mal klingt es sehr elektronisch, mal mehr akkustisch. Gab es einen gewissen Plan dahinter?

Fabian: Nein überhaupt nicht, dafür waren wir auch viel zu unerfahren.

Philipp: Ich glaube den werden wir auch nie haben.

Fabian: Wir haben gemacht was funktioniert hat und haben einfach ausprobiert. Beim Zweiten wird es schon so sein, dass man Sachen von vornherein mehr ausschliessen kann. Wir haben uns da nie im Vorfeld ein Konzept gemacht.

Ihr habt im Laufe des Interviews mehrmals von einem neuen Album geredet und das in der frühen Promophase von eurem Ersten. Steht der weitere Weg also schon fest? Habt ihr schon Pläne?

Fabian: Natürlich wollen wir das weitermachen, solange es geht. Wir haben noch kein neues Album in Planung, aber es ist der Plan, dass es eines geben wird.

Nehmt ihre euch als Independent-Untergrund Band wahr oder startet ihr jetzt mit nem Majorlabel groß durch?

Fabian: Die Begrifflichkeiten verschwimmen heutzutage. Wir haben bei Four als Majorlabel, eigentlich einen Indielabel Vertrag. Wenn man das in den Begrifflichkeiten sehen will, um in dem Kontext zu sprechen, würde ich schon sagen, dass wir eher eine Indieband sind, weil wir alles selbst gemacht haben.

Wollt ihr auch weiter den Indie Weg gehen? Was, wenn euch wer sagt, ihr könnt gemeinsam mit U2 einmal um die Welt und wieder retour.

Philipp: Da ist halt die Frage ob, wir da Bock drauf haben. Wir sind da aber offen, solange wir machen können, worauf wir Lust haben.

Fabian: Das ist ja was, was man nicht von Vornherein ausschliesst. Kein Schauspieler sagt, ich will nur kleine Filme spielen.

Ok, ich dank euch vielmals und wünsch euch alles Gute und einen gelungenen Konzertabend heute.




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