Waves Vienna 2012: Rangleklods im Interview
Im Rahmen des Waves Festival gab es am Samstag feinsten Elektro von einem jungen dänischen Künstler zu hören. Rangleklods war für viele die Überraschung des Festivals.pressplay hatte das Vergnügen den sympathischen Esben Andersen zu treffen und mit ihm darüber zu plaudern, was eigentlich ein Rangleklods ist, warum man in Berlin nichts fertig bringt, welche Kindheitserinnerungen er in seinem Erstling “Beekeeper” verarbeitet hat und warum er mal wie Nick Cave und mal wie Chris Martin klingt.
Pressplay: Hallo Esben, freut mich dich kennen zu lernen. Wie lange bist du schon hier in Wien? Hattest du schon Zeit, dich am Waves umzuschauen?
Rangleklods: Wir sind erst heute Nachmittag in Wien angekommen. Ich habe aber morgen noch etwas Zeit mir die Stadt anzuschauen. Das freut mich, da ich noch niemals in Wien war.
Konntest du einen Blick auf das Line-Up werfen? Welchen Künstler würdest du gerne live sehen?
Wenn ich auf ein Festival fahre, schaue ich mir eigentlich niemals an wer spielt. Meistens bin ich enttäuscht, weil ich so wenig Zeit habe mit andere Bands anzuschauen.
Ich denke, meine nächste Frage wird die oft gestellt: Heißt es „Raengelklodz“ oder „Rangelklodz“?
Beides ist korrekt. Ich habe den Namen gewählt, weil ich keinen „normalen“ Bandnamen wollte. Wenn Leute die Bedeutung von Worten im Bandnamen kennen, färben sie automatisch die Musik auf irgendeine Art und Weise. Ich wollte einen Namen, der viele Bedeutungen haben kann. Für mich gibt es daher keine richtige Aussprache des Bandnamens. Ich mag die Tatsache, dass es alles bedeuten kann. Jeder kann es aussprechen wie er möchte.
Das ist ein schöner Ansatz. Du willst also auf keine Weise in Kategorien gesteckt werden?
Genau! Die Musik, die ich mache, hat Einflüsse von vielen verschiedenen Genres. Es war für mich schon immer wichtig, mich keiner bestimmten Richtung zuzuschreiben.
Als ich mir dein Album angehört habe, stellte sich mir die Frage: „Was ist sein Ziel? Wen will er damit ansprechen?“ Es gibt keinen wirklichen roten Faden, der sich durch das ganze Album zieht, die Palette reicht von melancholisch bis zur Heavy-Rotation Hymne.
Ich weiß was du meinst. Ich wünsche mir, dass das Album als Ganzes von jenen Personen gehört wird, die sich keine Gedanken über Genres, sondern lediglich über gute Musik machen. Ich habe keine voreingenommene Meinungen über verschiedene Musikrichtungen. Ich fand es viel spannender an einem Album zu arbeiten, bei dem ich völlig frei arbeiten konnte. Es gab Zeiten, als nicht einmal ich mir darüber sicher war, ob das Album als Ganzes funktionieren würde. Ich habe einfach gehofft, dass es klappt und das hat es.
Viele studierte Musiker, wie du selbst, legen viel Wert auf ein Konzept und tendieren stark zum Perfektionismus. Hast du beim Songwriting ein bestimmtes Konzept verfolgt und wie beeinflusst dich dein wissenschaftlicher Hintergrund beim Komponieren?
Beim Komponieren mag ich es, meiner Intuition zu folgen und weniger ein gewisses Konstrukt aufzubauen. Aber wenn es um die Produktion selber geht, bin ich sehr perfektionistisch und obwohl es sich manchmal anhört so, als wären Fehler in der Produktion, geschehen diese aus voller Absicht. Mein schulischer Hintergrund ist ja in zwei Teilen geteilt. Ich studierte einerseits Ästhetik und Kultur, wo ich lernte Kunst als ein Ganzes zu sehen. Andererseits hab ich einen Master in elektronischer Musik. Das verschafft mir eine sehr technische Sichtweise, als Kontrast zu der theoretischen. Ich genieße es wie diese beiden Aspekte miteinander funktionieren und zwar gänzlich intuitiv.
Gibt es ein Thema, welches das ganze Album umhüllt?
Die Thematik, mit der ich mich am meisten beschäftigt habe ist meine Jugend. Das interessante an dieser Zeit ist für mich, dass man die Erfahrungen, die man macht zum ersten Mal erlebt. Mittlerweile bin ich 27 und da geschieht das seltener. Vielleicht ist ein Gefühl stärker, wenn man es zum ersten Mal fühlt. Die erste Liebe, wenn man sein Zuhause das erste Mal nicht mehr ausstehen kann und nur mehr weg will, das erste Mal wenn man die negativen Seiten des Erwachsenwerdens sieht…
Also eine „Coming-of-Age“ Story? Das klingt passend, denn du bist von Dänemark nach Berlin gezogen und hast dort dein Album produziert…
Ich bin im Frühjahr 2010 von der zweitgrößten Stadt Dänemarks Aarhus nach Berlin gezogen und habe dort eineinhalb Jahre lang gelebt. Dann ich nach Kopenhagen gezogen, wo ich seitdem lebe. Berlin war eine ungeheure Erfahrung und ein großer Einfluss, als ich hinzog habe ich ungefähr vier Monaten an Rangleklods („Raengelklodz“) gearbeitet. Ich probierte noch am Sound rum und habe überlegt wie ich die Platte gestalten will. Es war in Berlin, als ich herausfand was Rangleklods („Rangelklodz“) eigentlich ist. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, ich war Teil eines Ortes wo ich mich als Künstler bezeichnen konnte und das machte für mich einen großen Unterschied aus. Es fühlte sich gut an sich nicht erklären zu müssen, warum ich genau diese Art von Musik machte. Ich realisierte, dass ich mich nicht für ein bestimmtes Genre entscheiden muss.
Ich dachte immer Kopenhagen gilt als Brutstätte der Independent Kunst…
Das ist es, auf jeden Fall. Einer der Gründe warum ich Berlin verließ war, dass ich in eine Richtung steuerte, das aber nicht zu Ende bringen konnte. Was zumindest in meinem Umfeld ein typisches Berliner Phänomen ist. Zurück in Dänemark gab es dann den Druck das Album zu Beenden. Das habe ich gebraucht. Irgendwann will ich auf jeden Fall nach Berlin zurück, zumindest für eine kurze Zeit. Die Stadt hat einen besonderen Vibe und es ist ein Ort an dem es einfach ist, kreativ zu sein, aber auch ein gefährlicher. Es ist leicht nur Spaß zu haben und zu vergessen, warum man eigentlich dort ist.
Du wirst manchmal als Singer/Songwriter – Elektro-Artist bezeichnet. Was ist deine Traum-Venue? Würdest du dich eher hinter ein DJ-Pult in einen Club stecken, oder umgeben von Instrumenten auf eine Bühne?
Derzeit möchte ich mich eigentlich nicht an einen Ort binden lassen, da ich es gerade sehr genieße wie es läuft. Wir spielen in Clubs, wir spielen um vier Uhr morgens auf Festivals und dann spielen wir um neun Uhr Abends auf seriösen Bühnen, wo die Leute hauptsächlich einfach zuhören. Wir haben dieses Jahr am Roskilde Festival vor 6000 Leuten zu Mittag gespielt, was auch sehr gut funktioniert hat. Es ist wunderbar Musik zu haben, die den ganzen Tag und an verschiedensten Orten gespielt werden kann. Es fühlt sich jede Nacht gänzlich anders an.
Hattest du schon Gelegenheit dir die „Fluc Wanne“ anzuschauen, wo du heute spielen wirst?
Nein wir gehen später hin und schauen uns die Location an. Ich denke, heute Abend werde ich mich eher auf ein Club Erlebnis einstellen. Meine Gitarristin ist leider krank und ich bin alleine, deshalb werde ich die Leute so gut zum tanzen bringen, wie es nur geht. Heute in Wien wird es mehr eine Party als ein Listening.
Das ist schön zu hören. Ich danke dir vielmals und wünsch dir alles Gute für deinen Auftritt.