Interview mit Max Riemelt
In unserem zweiten Teil der Interviewreihe mit den Stars aus „Heiter bis Wolkig“, trafen wir uns, nach unserem Plausch mit Jessica Schwarz, mit dem charismatischen Max Riemelt zu einem gemütlichen Gespräch, dass wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen.pressplay: Was ich als erstes gerne wissen würde: Der persönliche Zugang zur Krebserkrankung, der persönliche Umgang – wie war der? Hast du recherchiert?
Max Riemelt: Ich persönlich habe ganz wenig gemacht. Ich habe das sozusagen den Damen überlassen, die wirklich dem Thema gerecht werden mussten und auch wollten. Ich habe in der Situation im Krankenhaus gesessen und überlegt, ob ich da mit hinein gehe. Letztendlich habe ich es für richtiger befunden, dass ich das der Sterbepatientin nicht mehr antue. Es fühlte sich eher voyeuristisch an, wie ein touristen-mäßiges Interesse. An die Thematik bin ich relativ unbedarft rangegangen, so wie die Figur auch selber ist.
Findest du es gut, wie der Tim mit Edda umgeht? Also wie er sie nimmt?
Ja, also ich finde es auf jeden Fall nicht falsch. Richtig und falsch sind sowieso schwierige Kategorien in diesem Zusammenhang . Aber ich finde, es ist ein guter Weg so selbstverständlich damit umzugehen, diese Krankheit als Teil des Lebens zu akzeptieren. Und das Leben, egal wie man es sieht, relativiert sich auch, wenn man gewisse Gedanken zulässt und auch Tabuthemen aus einem anderen Winkel sieht.
Edda hat ihre Wunschliste- was würde auf deiner Liste stehen? Was würdest du machen?
Ich glaube ich würde viel reisen. Ich würde so viel wie möglich sehen wollen…von der Welt. Und dann an Ort und Stelle erleben- was mir dann einfällt muss auch gemacht werden.
Also auch sehr spontan eher?
Ja, auf jeden Fall! Mich dann auch einfach zulassen- als Menschen.
Was ich persönlich auch sehr unterhaltsam fand, waren ihre Anmachsprüche bevor sie dann ihre Methode anwenden. Waren die Improvisation, Drehbuch oder Eigenbedarf?
Diese Anmachsprüche wurden uns tatsächlich auf einen Zettel geschrieben und ich fand die so bekloppt. Ich wollte die überhaupt nicht machen. Es war kurz vor einer Mittagspause und ich hatte gar keine Lust mehr. Eigentlich waren die Aufnahmen gar nicht für den Film selber gedacht, sondern eher für den Teaser, um die Leute an das Thema des Films heran zu führen. …und dann wurde das tatsächlich auch noch verwendet! (lacht)
Das fand ich sehr sympathisch. Was ich speziell für deine Figur Tim aufgeschrieben habe: Tim bewegt sich oft an der Grenze zwischen dem was richtig ist und dem was ihm gefällt. Beeinflusst dich das? Welchen Standpunkt hast du dazu? Wie schwierig ist es für dich so etwas zu spielen?
Schwierig ist es überhaupt nicht, weil ich das ähnlich sehe- dass man die Moralvorstellung der Gesellschaft oder der Allgemeinheit nicht immer auf sein Leben übertragen darf. Ich empfinde die Figur Tim als wohlerzogen und sensibel und mit den besten Intentionen ausgestattet. Der macht das noch sehr unbedarft und ist wahrscheinlich noch nicht mit dem vollen Ernst des Lebens konfrontiert worden. Deswegen fand ich das legitim- er ist für mich immer noch ein Held, kein Antiheld. Ich kann die Figur auch gut nachvollziehen- er reagiert dann richtig wenn es darauf ankommt. Letztendlich.
Ich fand auch die Beziehung zwischen Tim und Edda beeindruckend- sie wird zu seiner Mentorin, obwohl er das gar nicht will…
Ja naja…er sucht halt nach gar nichts. Er findet aber alles.
Was mir auch gut gefallen hat: Die Balance zwischen Komödie und Tragödie. Da läuft man ja Gefahr ins Kitschige abzurutschen- war bei diesem Film gar nicht. Wie war das am Set? Hat der Marco Petry (Regisseur) da sehr drauf geachtet? Ist das natürlich gekommen, das ihr selber gesagt habt: Da halten wir die Balance?
Ja, wir haben das in der Vorbereitung, in den Proben erarbeitet- was wir lustig finden und was nicht. Wo es hinlaufen soll. Beim Inszenieren ist es manchmal ein bisschen zäh gewesen- das war zumindest mein Empfinden. Vielleicht lag es aber auch an den Arbeitszeiten und dem Umständen überhaupt. Marco Petry hat ein extremes Talent dafür, die Sachen auszuwählen und zu kombinieren, wie sie dann in der Wirkung letztendlich entscheidend sind. Das ist ein ganz großes Talent von ihm, dass er wirklich weiß, wo das hinlaufen soll und was er dazu benötigt. Er hat einen guten Geschmack und einen Sinn für Ästhetik um daraus eine gute Mischung machen zu können, die dann, wie du gesagt hast, nicht in den Kitsch abrutscht, aber auch nicht zu locker leicht wird, sondern immer noch was mit dem Leben zu tun hat.
Würdest du denn einem Freund oder Familienmitglied denn so viel erlauben, wie Tim und Marie der Edda erlauben? Würdest du irgendwann sagen: Stopp, das ist zu viel was du von mir erwartest?
Äh ja, das ist sehr hypothetisch.
Ich weiß.
Hm, ich bin ziemlich offen geworden muss ich sagen. Nicht nur durch den Film, auch durch viele Erfahrungen die ich gesammelt habe. Ich muss sagen ich lasse ziemlich viel zu. Ich möchte auch keinen Menschen reinreden, genauso wenig wie ich möchte, dass mir irgendwer reinredet….ich finde jede Meinung wertvoll. Aber die solls dann auch bleiben. Ich finde es sehr gut, wenn man konstruktive Kritik ausübt, aber darüber hinaus entscheiden was ist richtig, was ist falsch, möchte ich nicht.
Ich nehme an, die Stimmung am Set war sehr angenehm – da ihr euch alle schon aus vorherigen Produktionen kanntet.
Die meiste Zeit auf jeden Fall, ja. Und diese Vertrauensbasis war auch eine gute Basis für die Arbeit.
Ist sicher wichtig, das man den Leuten vertrauen kann mit denen man so etwas schwieriges spielt.
Ja klar. Dadurch kann man darüber hinaus noch etwas entwickeln. Man hält sich nicht nur mit den Oberflächlichkeiten auf.
Ich finde man kann den Film mit „Ziemlich beste Freunde“ vergleichen…
„Ziemlich beste Freunde“…ja den hab ich letztens auch gesehen! Super Film. Wahnsinn. Und der dealt dann genauso mit so einem ernsten Thema rum….wie man das Leben sehen kann, dass das Leben nicht so trist sein muss und man es auch mit Humor nehmen kann!
Danke für das Interview.