Interview mit Jessica Schwarz
Kurz vor der Premiere von „Heiter bis Wolkig“ in Wien hatte Press:Play die Gelegenheit, einige der Stars zu einem persönlichen Gespräch zu treffen. Wir haben mit Jessica Schwarz, Max Riemelt und Anna Fischer über ihren Zugang zur Krebserkrankung, Herausforderungen am Set und im Schauspiel, sowie über schwierige, aber bereichernde Beziehungen gesprochen. Durch ihre Offenheit vermitteln sie ein lebhaftes Bild ihrer Rollenwahrnehmung und bieten Einblick in die Vorbereitungszeit am Set. Hier nun der erste Teil unserer Interviewreihe mit den Stars aus „Heiter bis Wolkig“, unser Gespräch mit der stets reizenden Jessica Schwarz.
pressplay: Was ich sehr schön fand, war die Balance zwischen Komödie und Tragödie. Wie habt ihr das am Set gemacht?
Jessica Schwarz: Ich fand das schwierig. Ich habe letztes Jahr zwei Tragödien gedreht. „Heiter bis Wolkig“ war die zweite und ich fand die erste schon schwierig. Grundsätzlich weiß ich, dass ich mit dem Drama besser klar komme, weil ich da ganz klar meine Grenzen kenne. Eine Komödie ist die Königsklasse – mitunter das schwierigste was man spielen kann. Wenn es dann um beides geht, wenn man aus dem Lachen heraus ins Weinen übergeht, da fängt man an, sich richtig Gedanken zu machen… Ich habe mich sehr verantwortlich gefühlt, vor allem den Menschen gegenüber, die mit dieser Diagnose leben und wissen, dass sie sterben werden. Da ist die Verantwortung einfach groß und man möchte kein Schindluder damit treiben. Es gibt da viel was zur Rollenentwicklung mit dazu gehört – Wut, Verzweiflung, traurig sein, sauer sein … das war am Set schon immer ganz gut zu spüren!
Du trägst sehr viel von diesem Film, das fand ich sehr beeindruckend.
Danke schön.
Wie war dein Zugang zur Krebserkrankung? Hast du recherchiert, wie war dein persönlicher Umgang damit?
Bis zu dem Drehbeginn habe ich es vermieden, dabei zu sein wenn über die Krankheit gesprochen wurde. Ich habe versucht, das tunlichst nicht an mich herankommen zu lassen – aus hypochondrischen Schauspielerkrankheitsgründen, wo man dann ab und zu denkt: Besser nicht zu viel, sonst steigert man sich zu schnell in Dinge hinein. Außerdem gab es natürlich doch verschiedene Krebserkrankungen bei mir in der Familie, von denen ich aber nicht viel mitbekommen habe, weil ich A) noch nicht auf der Welt oder B) noch sehr klein war. Wir haben zur Vorbereitung mit einem Facharzt gesprochen, der uns über Diagnosen, Zustände, Zeiten und wie unterschiedlich die Krankheit verlaufen kann, aufgeklärt hat. So bekam ich das ganze praktische und theoretische Arzt-Allgemeinverständnis für die Rolle, was ich vorher ja nicht hatte. Ich habe dann aber auch noch zusätzlich die Möglichkeit bekommen durch den Arzt zwei Patienten kennen zu lernen. Das war unglaublich interessant und hat mich wesentlich schneller und näher an das Thema heran geführt, als alles was man sich so erlesen kann. Beide haben sehr offen mit mir gesprochen und hatten auch keine Angst vor meinen Fragen.
Ich finde die Beziehung zwischen Tim und Edda ganz toll. Edda wird sein Lifecoach, seine Mentorin. Sie sind ein ungleiches Paar. Wie wichtig sind dir solche ungleichen Beziehungen, wo du von jemandem Unterstützung kriegst, von dem du es gar nicht erwartest? Von dem du es vielleicht auch nicht willst? Gerade am Set…
Ähm…gerade am Set? Hm ja, jetzt muss ich mal kurz überlegen, das ist eine Frage, die hier bei den ganzen Interviews noch nicht aufgetaucht ist…
Yes! (kleine Triumphgeste)
Haha, da freust du dich (lacht)! Hm, es gibt schon Leute die meinen, manchmal Dinge, die mich betreffen, besser zu wissen und da bin ich eher jemand, der sich dann dagegen stellt, weil ich selber auch so ein Dickkopf bin, der meint alles besser zu wissen. Dabei merkt man aber doch manchmal, dass der andere es eigentlich nur gut meint und das gar nicht immer so verkehrt ist. Meine Mutter ist in der Hinsicht ganz gut: Sie hält sich immer sehr zurück mit ihren Ansichten, kann dann aber wenn es darauf ankommt, punktgenau sagen, um was es hier eigentlich geht und damit hat sie mich schon sehr oft verblüfft.
Da kann ich gleich noch was dazu fragen: Edda wehrt Tim und Marie beide sehr stark durch ihren Sarkasmus und Zynismus ab. Macht sie das für dich sympathischer oder eher nervig?
Also mir persönlich ging sie teilweise unsagbar auf den Geist. Ich habe immer gesagt, ich muss total aufpassen, dass sie nicht irgendwann von allen gehasst wird. Das habe ich auch immer dem Regisseur gesagt: Wir müssen aufpassen, dass sie nicht zu sehr nervt. Genau dagegen ist dann ja zum Beispiel auch die Szene wichtig gewesen, in der Edda heimlich das Foto von Tim und Marie macht. Darin wird ganz klar, dass sie auch Liebe und Zuneigung spürt und in sich trägt. Ich hatte aber oft wirklich Probleme sie zu spielen, weil ich persönlich viel offener und optimistischer bin als sie. An manchen Tagen musste ich kämpfen, wieder das Edda-Gesicht aufzusetzen, gerade am Anfang. Aber irgendwann war ich dann drin und es hat sogar Spaß gemacht (lacht).
Klar, das verstehe ich. Edda hat eine Wunschliste, mit Dingen die sie noch machen möchte. Was würdest du machen?
Kann ich gar nicht sagen. Ich habe mich ganz klar entschieden nicht eine Sekunde darüber nachzudenken. Das ist der ganz große klare Unterschied zwischen Edda und Jessi!
Ah, das kann ich nachvollziehen! Danke für das Interview!