Die besten Filmreihen mit verunglücktem Finale: Indiana Jones und Batman
Die (neue) Batman Trilogie – von Christopher Nolan
Eigentlich kaum zu glauben, das Regisseur Christopher Nolan bisher erst zehn Werke in seinem Oeuvre als Filmemacher zu verzeichnen hat (sein Kurzfilmdebüt und der noch nicht erschienen Interstellar großzügigerweise mitgerechnet). Noch weniger hätte man dem nun dreifach Oscar-nominierten Briten wohl zugetraut, nicht nur den Sprung von Low-Budget-Indie-Filmen hin zu millonenschweren Blockbuster-Produktionen binnen kürzester Zeit zu absolvieren, sondern auch einem gesamten Genre neue Wertigkeit in der öffentlichen Wahrnehmung zu verleihen.
Doch der Reihe nach: Nolan machte mit dem 1998 erschienen Following erstmals auf sich aufmerksam, ein erster Durchbuch stellte allerdings das Nachfolgewerk Memento dar. Beides psychologische Spielarten mit düsterem Unterton und direkt aus der Feder von Nolan (Memento basiert auf einer Kurzgeschichte von Nolans Bruder Jonathan), konnte aber vor allem letzterer für den Aufstieg des Jungregisseurs in der Indie-Filmfan-Szene verantwortlich gemacht werden. Zwei Oscarnominierungen – für den Filmschnitt und das beste Originaldrehbuch – sollte der im Jahr 2000 erschienene und mit neun Millionen Dollar budgetierte Memento einfahren. Ein mehr als fünfmal so hohes Budget und eine entsprechend namhaftere Besetzung (Al Pacino, Robin Williams, Hilary Swan) sollte den Regisseur 2002 mit Insomnia zusätzliches Prestige einbringen: Basierend auf einem Remake eine norwegischen Thrillers zeigt Nolan erstmals, das er auch mit Fremdvorlagen, die nicht seiner Gedankenwelt entstammen, scheinbar zufriedenstellend umzugehen vermag.
Drei Jahre später ist es schließlich soweit, Christopher Nolan steigt in die Fußstapfen von Regielegende Tim Burton und – weniger eindrucksvoll – auch in jene von Joel Schumacher. Ausgestattet mit einem gewaltigen Produktionsbudget von kolportierten 150 Millionen Dollar, einem überaus talentierten Schauspieler namens Christian Bale in der Hauptrolle und einem mit Comicbuch-Verfilmungen versierten Co-Autor (David S. Goyer, u.a. Blade, Man of Steel) schickt Nolan den dunklen Ritter erstmals in Batman Begins auf die Leinwand. Beflügelt vom kommerziellen Erfolg der Marvel-Konkurrenzwerke Spider-Man und X-Men gelingt dem Filmstudio Warner Bros., die die Rechte für die DC-Comicfigur halten, der große Coup – der Film wird ein voller Erfolg und läutet die Ära der vornehmlich auf Realismus bedachten Darstellung von Comicverfilmungen ein. Kompetente Regie zusammen mit einer hervorragenden Besetzung, die neben Bale auch klingende Namen wie Michael Caine, Gary Oldman, Tom Wilkinson, Morgan Freeman und Liam Neeson vorweisen kann, versetzt der im Nirwana der Bedeutungslosigkeit verloren geglaubten Batman-Reihe neuen Schwung unter den Verbrecher-bekämpfenden Flügeln des Protagonisten. Auch die Fachpresse gibt sich vom ungewöhnlich ernsten Ansatz durchwegs begeistert -und das zurecht, denn nicht nur eine immer wieder mitreißende Helden-Entstehungsgeschichte weiß zu überzeugen, auch der erfrischend neue Zugang zur eigentlich lachhaften Hauptfigur lässt Batman Begins aus der Blockbuster-Flut hervorstechen.
Ob die Fortsetzung The Dark Knight von 2008 auch ohne dem schicksalshaften Vorfall rund um einen der Darsteller zu jener enormen Tragweite an Aufmerksamkeit geführt hätte, bleibt wohl für immer eine unbeantwortete Frage. Fest steht, das der Film wohl sämtliche erwartbare Grenzen im Genre der Comicverfilmungen gesprengt hat: Nicht nur die Presse überschlug sich mit Lobpreisungen, auch der Massenansturm an den Kinos sollte den Hype im Vorfeld gerecht werden. Aber ausgerechnet der unerwartete Todesfall von Heath Ledger, der im Film mit der Darstellungen des Jokers, jenem hartnäckigsten aller Widersacher Batmans, zweifellos die Rolle seines Lebens absolvierte, sollte dem Trubel rund um The Dark Knight einen zusätzliche Spin – und Ledger posthum einen Oscar als bester Nebendarsteller – geben. Nolan schöpft darüber hinaus aus den Vollen und setzt konsequent auf alle ihm innewohnenden Stärken als Filmemacher, baut auf jene breit aufgestellten, erfolgversprechenden Grundpfeiler des Vorgängers ein monumental anmutendes Werk. Gespickt mit vielschichten Charakteren, einem gewohnt düsteren Unterton und sogar überraschend zeitgeistig angesichts des aufkommenden Chaos einer voll entflammten, weltweiten Finanzkrise war man kaum überrascht, das die honorigen Academy Awards den Film gleich für acht Kategorien nominierte.
Fluch und Segen einer im Vorfeld vereinbarten Filmtrilogie ist wohl der Erfolg der Vorgänger, noch dazu wenn bei jenen hauptsächlich mit Superlativen um sich geworfen wird. So stellt The Dark Knight Rises von 2012 auch weniger eine größere Überraschung als vielmehr ein ebensolche Menge an Erwartbarem dar: Ein bombastischer (Wortspiel intendiert!) Abschluss mit offenem Ende, eine mehrdeutige Rahmenhandlung rund um eine in der Realität verankerte Problematik und jede Menge Batman-relevante Charaktere bzw. neue Gadgets. Ob die gigantische Erwartungshaltung angesichts des Vorgängers nicht eingelöst werden konnte oder die vielen verstecken und offensichtlichen Mängel des Films zu durchwachsenen Reaktionen der Filmpresse führten, fest steht: Auch wenn The Dark Knight Rises gewaltige und über weite Strecken hin dramaturgische sowie schauspielerische Schwächen (ein böser Blick hin zu Marion Cotillards letzter Szene) vorzuweisen hat, so ist Nolans Abschluss seiner Batman/The Dark Knight-Trilogie immer noch (in Sachen Einspielergebnis) Welten jedem einzelnen der unsäglich infantilen Joel Schumacher-Merchandise-Vehikel-Ableger voraus – was aber auch bei näherer Betrachtung auf viele der anderen, neueren Genre-Vertreter zutrifft. Und das ist, angesichts der nicht abschwellenden Flut von Comicverfilmungen, immerhin auch ein Kompliment.
Marco Rauch und Christoph Stachowetz