Mario-Tennis-Aces-(c)-2018-Nintendo,-Camelot-(7)

Mario Tennis Aces

7
Simulation

Mario-Sportspiele waren eine Zeit lang nicht gerade berauschend, aber keines war schlimmer als Mario Tennis: Ultra Smash auf der Wii U. Dieser Titel war ein kritischer und kommerzieller Flop, ein seltenes Ereignis für Nintendo-First-Party-Spiele. Deshalb ist es interessant, dass Nintendo und Entwickler Camelot schon so bald wieder auf Tennis setzen. Ist der Release von Mario Tennis Aces nun als gelungenes Unterfangen zu bezeichnen?

Das größte Verkaufsargument dieses Neuzugangs ist die Existenz eines ausgeklügelten Story-Modus, nach dem sich die Fans schon lange sehnen. Handlungsplatz ist eine Insel, auf der im Grunde alle Streitigkeiten durch Tennisspiele gelöst werden. Diese Insel beherbergt einen dämonischen Tennisschläger, der sich selbstständig befreit hat um Wario und Waluigi zu korrumpieren und sogar die Kontrolle über den armen Luigi zu übernehmen. Natürlich obliegt Mario die Aufgabe fünf magische Kugeln einzusammeln, die auf der ganzen Insel verteilt sind, um die Bedrohung durch den bösen Schläger zu stoppen.

Die Geschichte ist natürlich unmöglich ernst zu nehmen, aber das ist zu erwarten. Es ist eine gute Ausrede um thematisch verschiedene Teile der Insel zu besuchen. Die Schauplätze dienen dabei nicht nur als Austragungsorte, sondern liefern auch Gameplay-Gimmicks. Zum Beispiel Boo’s Mansion, wo auf einem Tennisplatz gespielt wird, der zwei Spiegel hat, die sich um das Netz bewegen. Wenn der Ball einen Spiegel trifft, spuckt dieser den Ball auf der Seite des anderen Spiegels wieder aus.

Mit auf dem Programm steht auch ein Schiff mit einem Mast mitten auf dem Spielfeld, der oft dazu führt, dass der Ball in unerwartete Richtungen abprallt. In einem anderen Gebiet tauchen Piranha-Pflanzen auf, um den Ball zu schlucken und in eine andere Richtung auszuspucken. Gimmicks wie diese mögen auf dem Papier nervig klingen, aber in einem Spiel wie Mario Tennis Aces sind sie unterhaltsame Ablenkungen, die das Spiel aufpeppen. Gerade im Multiplayer-Modus macht es besondere Freude, den Gegenspieler mit diesen Elementen eins auszuwischen.

 

Das Highlight des Story-Modus sind die Bosskämpfe, die in besonders interessanten Arenen stattfinden, bei denen man gegen bekannte Nintendo-Gegner wie Petey Piranha antritt. Die Bosskämpfe zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich ein wenig wie Puzzles anfühlen. Man muss zunächst den Ballwechsel aufrecht erhalten und dann einen bestimmten Schwachpunkt treffen, wenn sich in der Deckung eine Lücke öffnet. In der Zwischenzeit konzentriert man sich nicht nur auf den Ball, sondern weicht auch den Gemeinheiten aus, die der Boss gerade zuwirft.

Der Story-Modus ist zudem mit kleinen Herausforderungen gefüllt, die die Tennis-Fähigkeiten des Spielers testen. Belohnt werden bestimmte Schüsse, um Punkte zu sammeln. Dies dient als Lehrmittel für die vielen Mechaniken, die Mario Tennis Aces den Spielern bietet. Die Basics aus den alten Spielen bleiben erhalten: Man hat die Standardmanöver wie Slice, Flat, Topspin, Drop Shot und Lob. Es ist der neue Ladebalken, der spezielle Fähigkeiten ermöglicht, mit denen sich das Spiel wirklich verändert.

 

Wenn sich der Balken füllt hat man Zugriff auf Extras wie die Fähigkeit, Zeit zu verlangsamen, um besonders gefinkelte Schüsse zu erreichen. Für offensive Spieler gibt es einen Superschuss, der den gegnerischen Tennisschläger beschädigt, wenn er nicht richtig blockiert wird. Wenn man den Schläger des Gegners zerstört ist das Spiel für ihn verloren. Hinzu kommen Trickschüsse und die Tatsache, dass alle Charaktere unterschiedliche Stärken haben und Mario Tennis Aces sich so ein wenig wie ein Kampfspiel anfühlt. Die grundlegende Spielmechanik ist komplex und erfüllend, sodass das Spielen eine reine Freude ist.

Deshalb ist es wirklich eine Schande, dass all dieses Potenzial teilweise durch ein Spiel verschwendet wird, das nicht ausreichend abgerundet ist. Trotz all der positiven Aspekte des Story-Modus muss auch darauf hingewiesen werden, dass es sich um eine knappe Erfahrung handelt. Innerhalb von fünf Stunden sind die Missionen erledigt und es gibt dannach auch keine weiterführenden Spielelemente. Es ist auch rätselhaft, warum das Spiel in diesem Modus nur das Spielen als Mario erlaubt, denn dadurch schränkt sich der Wiederspielwert noch weiter ein.

 

Die größte Enttäuschung von allen ist jedoch wie simpel die RPG-Mechanik bleibt. Fans haben sich auf eine Rückkehr zum RPG-Stil gefreut, der sich in früheren Handheld-Versionen des Spiels bewährt hat. Aces liefert diesbezüglich nichts. Mario steigt auf und seine Statistiken wachsen entsprechend, aber sie haben keinen Einfluss auf seine Entwicklung. Noch wichtiger ist, dass es keinen wirklichen Fortschritt zu spüren gibt. Ohne das System wäre kaum ein Unterschied zu merken.

Leider ist es nicht nur der Single-Player-Modus, der sich ein wenig unfertig anfühlt, die Online-Modi kommen sogar noch schlechter davon. Wenn man gegen zufällige Fremde spielen will ist die einzige Option Quick-Game. Das ärgerlichste daran ist, dass man dadurch keinen der Spiel-Parameter ändern kann, so dass man immer gezwungen ist, nach Standardregeln zu spielen. Die Tatsache, dass es kein Ranglistensystem gibt, bedeutet zudem dass die Skills der Spieler nicht entsprechend gematcht werden und so kaum ein befriedigendes Spiel zustande kommt.

Der Option mit Freunden zu spielen geht es auch nicht viel besser. Man kann zwar einen Raum erstellen, in dem die Regeln eingestellt werden können, wenn man jedoch fertig ist kann man Freunde nicht direkt durch das Spiel einladen. Man muss sich außerhalb der Switch-Umgebung koordinieren. Kommunikation ist ebenfalls nicht vorgesehen. Online gespielt wird rein zum Spaß. Das Spiel verfolgt keinen Fortschritt und es gibt auch nichts freizuspielen. Es ist leider eine simple Angelegenheit, wie man das von Nintendo gewohnt ist.

Insgesamt kann Mario Tennis Aces als eine Rückkehr zur Form und eine große Steigerung zum Vorgänger betrachtet werden. Wenn Nintendo sowohl Single-Player als auch den Online-Modus ein wenig umfangreicher ausgearbeitet hätte, wäre es ein wirklich fantastisches Spiel gewesen. So wie es ist sind die Grundlagen dieses Spiels aber immerhin stark genug, um einige wirklich gute Tennismatches gegen Freunde zu spielen.

Plattform: Switch (Version getestet), Spieler: 1-4, Altersfreigabe (PEGI): 3, Release: 22.06.2018, Link zur Homepage