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Lola

8
Drama

In Lola erzählt Rainer Werner Fassbinder eine Parabel über Moral und Sünde und was nötig ist um Seele und Verstand eines Menschen zu brechen.

Der aufrechte Von Bohm (Armin Mueller-Stahl) tritt im Nachkriegsdeutschland seinen Posten als neuer Baudezernent sein Amt im Rathaus an. Was er vorfindet, unter der Oberfläche der vermeintlich spießigen bayerischen Kleinstadt, ist ein Sündenpfuhl. Der Baulöwe Schuckert (Mario Adorf) bespricht seine geschäftlichen Angelegenheiten am liebsten im örtlichen Bordell Villa Fink bei Schampus und Prostituierten. Es ist unvermeidlich, dass die beiden aneinandergeraten. Wodurch die Moral von Von Bohm aber wahrlich auf die Probe gestellt wird, ist seine Beziehung zu Lola (Barbara Sukowa), die gleichzeitig die begehrteste Professionelle in der Villa Fink ist.

 

Rainer Werner Fassbinder erzählt in Lola, dem dritten Teil seiner BRD-Trilogie, eine moralische Fabel über den Abstieg eines Mannes in eine sündige Welt und was es braucht, um einen Menschen und seine Vorstellungen vom Leben zu brechen. Die Gegenüberstellung von Sünde und Moral, von Korruption und Unbestechlichkeit ist in kaum einem Werk von Fassbinder so offensichtlich und deutlich ausgearbeitet wie hier. Mit Subtilität hat das zwar nichts mehr zu tun, deshalb täuscht Fassbinder sie auch gar nicht vor, sondern macht aus der Geschichte eine Fabel.

Das Drehbuch ist vielleicht nicht so pointiert wie Die Ehe der Maria Braun oder so originell, innovativ wie Welt am Draht, trotzdem zeigt sich in der Figuren- und Handlungsentwicklung Fassbinders Stärke in der Ausarbeitung von dramatischen Konflikten. Seine Inszenierung hingegen lässt wieder einmal nichts zu wünschen übrig. Während die sündige Welt der Villa Fink in warmes rot getaucht ist, wird die bürokratische, korrekte Welt von Von Bohm in kaltem blau gezeigt. Das einzige, was man Lola vorwerfen könnte, ist das Timing der Geschichte. Manchmal fühlt man sich der Handlung voraus und weiß schon, wo Fassbinder einem hinführen will und wartet nur darauf, dass er auf den Punkt kommt.

Die größte Stärke sind, wie in vielen seiner Filme, die Schauspieler. Lola zeigt Fassbinder einmal mehr als grandiosen Schauspieler-Regisseur, der allen beteiligten Darstellern das Beste abverlangt. Barbara Sukowa als treibende Kraft ist eine zwiespältige Traumfrau, anrüchig und aufrecht, ertoisch verdorben und unberührt zugleich. Armin Mueller-Stahl und sein Abstieg in die sündige Korruption und das Zerbrechen seiner Wert- und Weltvorstellungen oder Mario Adorf, der sinnlich genießende Mogul, brillieren in ihren Rollen. Auch wenn Lola nicht Fassbinders größtes Meisterwerk ist, wäre es in der Filmographie vieler anderer bei weitem ihr bester Film, aber das zeigt nur, wie grandios Fassbinders andere Werke sind.

Regie: Rainer Werner Fassbinder, Drehbuch: Pea Fröhlich, Peter Märthesheimer, Rainer Werner Fassbinder, Darsteller: Barbara Sukowa, Armin Mueller-Stahl, Mario Adorf, Matthias Fuchs, Filmlänge: 110 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 08.02.2018