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Straßen in Flammen

Großes Finale unserer aktuellen Flop-Ten mit dem Namen „Unterschätzte Genre-Filme der 80er Jahre“. Wir hatten alles – vom Action-Müll zur Horror-Gurke bis hin zur genial-verkannten Komödie. Und nun also der Platz 1. Ein wahres Meisterwerk! Jahrelang missverstanden und geächtet. Inzwischen ein echter Kultfilm, aber auch schon wieder ein wenig im Begriff, in Vergessenheit zu geraten. Hier ist er, unser großartiger Platz 1:

Straßen in Flammen

OT: Streets of Fire, USA, 1984, Regie: Walter Hill, Drehbuch: Walter Hill, Larry Gross, Mit: Michael Paré, Diane Lane, Rick Moranis, Willem Dafoe, Bill Paxton, u.a.

 

Texttafeln am Anfang versprechen uns: Streets of fire – A Rock’n’Roll Fable. Und weiters: Another time, another place … Damit beginnt Walter Hills wunderbarer Genre-Hybrid. Wir befinden uns in einer Stadt, die wie ein Best-Off der 80er und 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wirkt. Nasse Straßen, Neon-Reklamen, die von den Pfützen reflektiert werden. Die Kamera führt uns in einen Club, in dem ein Konzert der ortsansässigen Pop-Prinzessin Ellen Aim (Diane Lane) stattfindet. Plötzlich taucht eine Gruppe wilder Motorrad-Rowdys auf, angeführt von Raven Shaddock (Willem Dafoe). Die Tunichtgute entführen die Sängerin. Im Publikum befindet sich die Kellnerin Reva, deren Bruder Tom Cody (Michael Paré) einst eine große Liebe zu Ellen Aim verband. Schnell telegrafiert Reva ihren Bruder zur Hilfe, damit er die Prinzessin befreien kann. Dieser ist auch sobald zur Stelle, und mit Hilfe der arbeitslosen Ex-Soldatin McCoy (Amy Madigan) räumt er gewaltig unter den Rockern auf.

Straßen in Flammen ist quasi null Inhalt und hundert Prozent Style. Aber was für einer. Der Film wurde auf besonders lichtempfindlichem Zelluloid gebannt, wodurch die Nachtaufnahmen (und der Film spielt durchgehend nachts) fast komplett ohne zusätzliches Kunstlicht gedreht wurden. Nur erhellt von Straßenlaternen und Neonreklamen bekommt der Film einen ganz einzigartigen Look, der selten nachgeahmt und nie wieder erreicht wurde.

Trotz einem gewaltigen Defizit an Handlung, kann der Film mit hohem Unterhaltungswert und einem illustren Cast auftrumpfen. Interessante Nebenfiguren, wie der Hobo-Soldatin McCoy (Preis als beste Darstellerin am Sitges-Festival für Amy Madigan) oder Willem Dafoe in einer frühen Rolle als Charakter-Fiesling runden das Gesamtbild positiv ab. Michael Paré wurde damals für seine Over-the-top-Coolness viel gescholten. Diane Lane gar mit der goldenen Himbeere als Schlechteste Nebendarstellerin ausgezeichnet. Alles nach heutiger Ansicht nicht mehr nachzuvollziehen. Bietet der Streifen doch eine wirklich ganz eigene Melange aus Action-, Märchen-, Western und Musikfilm, gewürzt mit einer Prise Ironie.

Aber der Film war ein Kassengift, die Kritiker haben ihn gehasst. Aus einer geplanten Fortsetzung wurde genauso wenig, wie aus der angelegten Superstar-Karriere von Michael Paré. Für Rick Moranis, Willem Dafoe und Diane Lane hingegen, war es der Startschuss für eine Reihe schöner Rollen und großer Karrieren. Auch Walter Hill durfte weiter Filme drehen, und machte in den 80ern noch ein paar Kinofilme, die mal mehr (Red Heat), mal weniger (Johnny Handsome) gut einspielten, bevor er sich dann Ende der 90er wohl endgültig in Richtung B-Movie verabschiedete.

Mit diesem Film beschließen wir also erst mal unseren Hauptfokus auf die 80er, werden uns aber bestimmt wiedersehen in diesem buntesten aller Filmjahrzehnte. Es gibt noch viel zu entdecken in den Untiefen der Filmlandschaft. Also bleibt gespannt, was wir für neue Wege hier bestreiten werden in der Tonne.

Bis dahin geht immer aufrecht und bleibt seltsam!

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