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Interview mit Lukas Gut (Regisseur)

Lukas Gut hatte vor seiner Teilnahme an der Lenzinale mit Filmemachen eigentlich wenig am Hut, dafür hat er mit seinem Kurzfilm Letting the days pass aber gleich eine sehr eigene Handschrift bewiesen.

Eigentlich ist er über die Fotografie und die Musik zum Film gekommen. Beim Festival der Nationen erzählt er uns ganz genau, wie das alles abgelaufen ist, wie er seinen Collagen-Film zusammengestellt hat, wieso es manchmal von Vorteil ist keine filmische Ausbildung zu haben und über einen goldenen Volvo.

Wie bist du zur Lenzinale gekommen?

Eigentlich total zufällig, weil von dem Festival habe ich noch nie was gehört und auch noch nicht von der Lenzinale. Im Internet haben sie das dann gepostet, weißt eh, Filmschaffende Österreich und da habe ich das zufällig gelesen und mir gedacht, wenn es einen Workshop gibt in der Nähe, dann bewirb dich halt einfach, scheiß drauf, aber am Anfang hast schon ein bisschen Bammel.

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Du hast schon gesagt wie dein Verhältnis zu Film bzw. Filmemachen vorher war, aber wie hat es sich jetzt durch die Lenzinale verändert? Hat es sich überhaupt verändert?

(überlegt) Ja, es hat sich schon verändert. Wie soll ich sagen? Bevor ich zur Lenzinale gekommen bin, weißt eh, hatte ich keine Ahnung, wie man ein Drehbuch schreibt, wie es ist, wenn man am Set steht und solche Sachen. Durch die Lenzinale habe ich einen Einblick bekommen, glaube ich, zumindest ein bisschen, wie es ist, was das Auge spürt, wie viele technische Sachen man eigentlich braucht dafür – was jetzt für mein Projekt nicht relevant war, weil mein Projekt anders entstanden ist – aber grundsätzlich wenn man einen Kurzfilm oder Spielfilm drehen möchte. Wie das ungefähr rennt, und mit Leuten geredet, die irgendwie vom Fach sind.

Durch die Betreuer, verstehe. Hast du weiter vor im Filmbereich tätig zu sein?

Ich würde gern, ja. (Pause) Ja, gern eigentlich (lacht).

In einem gewissen Bereich, also zum Beispiel eher Regie oder Kamera oder Schnitt? Hast du irgendwelche Vorlieben, wo du sagst, in dem Bereich würde ich am liebsten was weitermachen?

Eigentlich möchte ich wieder mehr Musik machen und vielleicht in dem Sinn ein Musikvideo oder solche Sachen und besser werden im Editieren, weil ich nicht viel davon verstehe. Ich träume aber schon auch ein bisschen davon, dass es mal cool wär‘ einen Kurzfilm oder Spielfilm zu machen, aber ich bin halt noch sehr entfernt davon, weil ich wenig Erfahrung hab.

Das heißt du machst auch Musik?

Die Musik in Letting the days pass war selber gemacht. Ja, so ist das Projekt eigentlich auch entstanden, weil ich die Musik gehabt habe, seit einem Jahr, und dann hat sich das zufällig ergeben mit dem, dass mein Interesse für Super 8 immer größer geworden ist und dann hat sich das super zusammengefügt.

Wie hast du entschieden, wann welches Bild kommt? Also wie hast du den Film visuell geplant und konzipiert, du hast da ja wahrscheinlich kein klassisches Drehbuch in dem Sinn gehabt?

Beim Editieren am Schluss. Eigentlich eher intuitiv. Ich hab vor ungefähr einem Jahr einfach mit Super 8 gefilmt, was ich interessant gefunden habe, die VHS sind alte von meiner Familie und von den digitalen sind die meisten in den letzten zwei Wochen entstanden, sind aber nur 3 Aufnahmen, glaube ich, und da geht’s jetzt auch schon ein bisschen tiefer … was war die Frage eigentlich? (lacht)

Wie du genau entschieden hast welches Bild wann gezeigt wird, du hast ja sicher mehr Material gehabt, als gezeigt wurde, schätze ich mal.

Ja, sicher, auf jeden Fall.

Und ist das vorher irgendwie verschriftlicht worden, dann kommt das und das Bild?

Nein, gar nicht. Da ist viel spontan entstanden. Wo Sachen verschoben worden sind. Das ist eigentlich sehr spontan, so wie es mir gerade eben gefällt, im Schnitt und zur Musik, wie es dazu gepasst hat. Weil es zieht sich jetzt auf den ersten Blick nicht wirklich ein roter Faden durch den Film. Es sind Bilder, die eher noch eine gewisse Stimmung erzeugen.

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Du hast kurz einmal gesagt, dass du auch ein eigenes Drehbuch geschrieben hast. In welchem Bereich bewegt sich das Drehbuch?

Nein, es ist grundsätzlich nur eine Idee, die ich mal gehabt habe. Bereich, ja auch irgendwie nur, was ich mir denken würde, was ich gerne sehen würde, in einem Film. Ich bin nicht so, dass, wenn ich ein Drehbuch schreiben würde, ich nicht auch daran denken würde, wie ich es umsetzen würde. Wenn ich ein Drehbuch schreibe, dann denke ich automatisch daran, was für Ressourcen ich habe, wie könnte ich das selber umsetzen. Ich spiele halt nicht mit dem Gedanken ein Drehbuch zu schreiben und das dann jemand anders zu geben. Von dem her war es bei der einen Geschichte so, dass ich einen Freund habe, der hat ein ziemlich cooles Auto, einen Volvo, einen goldenen (lacht) und das wäre halt ein bisschen ein Roadmovie, so in die Richtung. Und es wäre auch ein bisschen experimentell angelegt gewesen, weil da gibt es eine Szene, wo sie gemeinsam im Hotelzimmer sind, und das hätte ich gerne in schwarz-weiß gehabt, nur die Szene im Hotelzimmer.

Du hast da, ich finde das merkt man auch schon in Letting the Days pass, nicht diesen klassischen Zugang zum Filmemachen. Das ist manchmal sicher auch ein Vorteil wenn man dieses Vorwissen teilweise einfach mal nicht hat, weil man dadurch befreiter an den Film oder das Projekt herangehen kann.

Das sehe ich auch so. Aber ich bin nicht abgeneigt das zu lernen

Man hat bei dir zum Beispiel nicht irgendwie gemerkt, dass du jetzt besonders stark von einem anderen Filmemacher beeinflusst warst. Das fördert vielleicht auch das Finden von einer eigenen Stimme.

Das kann gut sein, aber ich glaube warum das so rüberkommt, dass das vom stilistischen her ein eigener ist, ist vielleicht auch weil das erste Stück die Musik war und ich eigentlich durch die Musik zum Film gekommen bin und da ist es eben beim Gitarre spielen dasselbe. Man fühlt, zumindest geht’s mir so, irgendwann will ich nicht alles nachspielen, sondern eine eigene Stimme finden, was ich halt gerne spielen möchte, wie man es selber halt irgendwie macht, und vielleicht hat sich das auf den Film übertragen, kann ich mir vorstellen.

Aber glaubst du, dass man sich da teilweise nicht auch sehr schwer tut ein Publikum zu finden oder denkst du gar nicht daran, wenn du ein Projekt machst?

Ja, wie soll ich sagen, es war bei dem Projekt jetzt nicht so, dass ich gedacht habe, ich möchte wen damit begeistern. Sicher freut man sich, wenn es einem gefällt  oder wenn es wem taugt, das ist eh klar, aber die Herangehensweise war eigentlich einfach nur, dass ich für mich das fertig mache. Weil ich habe das schon lange in meinem Hirn gehabt, dass ich das gerne so sehen möchte und hab nicht dran gedacht, ob das jetzt wirklich irgendwie ankommt – ich wollts halt aus meinem Hirn raus haben. Ich meine, sicher ich glaube es hat bei der Lenzinale schon herausgestochen, weil die anderen Filme waren alle in Cinema-Größe und durch die Größe und das Format und so.

Das hat man sofort stark gemerkt, dass das Format ein anderes ist.

Und da haben wir auch darüber geredet, weißt eh, am Anfang. Soll mans aufblasen, größer machen? Da verliert man massiv an Qualität. Oder wir lassen es einfach klein. Und für mich war das dann auch irgendwie so hinter dem Format stehen und ich mach in dem Rahmen jetzt etwas auf Super 8 und VHS wo die Qualität halt einfach schlechter ist. Dann steh ich halt auch dazu und machs kleiner im Kino.

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Da hab ich letztens gehört, da hat jemand einen Film mit einem Kopierer gemacht, also Kopien gemacht und dadurch hat das wie bewegtes Bild ausgesehen durch den Kopierer. Ich denke das ist ein schräges Experiment aber in dem Film war es halt schon eigentlich nur Selbstzweck, weil der Film hat an sich keine Handlung erzählt. Das waren einfach nur bewegte Bilder, die man halt über einen Kopierer gesehen hast.

Aso, es woa ka Gschichte dahinter.

Nein, überhaupt nicht. Und da find ich, dass die Technik vielleicht nicht zum Selbstzweck werden soll.

Dass trotzdem dann noch eine Story da sein soll.

Genau, dass du nicht nur die Technik siehst, sondern auch irgendwie einen roten Faden hast. Ich find nämlich schon, dass es bei Letting the days pass jetzt nicht so gewirkt hat, als wäre da kein ein roter Faden da. Also das ist sicher durch die Zusammenstellung der Bilder gekommen und weil der Titel auch sehr gut gewählt war, hat man schon irgendwie das Gefühl gehabt, dass einem da etwas erzählt wird, auch wenn man es nicht richtig in Worte fassen kann, was das war.

Ja eh. Des gfreit mi vui, danke, weil es ist nämlich genau das Gegenteil. Viele Leute haben genau das Gegenteil gesagt, dass es eigentlich sehr wirr ist und keinen Zusammenhang hat, keinen roten Faden. Und mir persönlich kommts auch anders vor. Er ist halt doch melancholisch und wie soll ich sagen, es geht glaube ich vielen Städten oder vielen Leuten so, gerade in Vöcklabruck, was ich gespürt hab oder spüre, war halt das, wie sie unser Einkaufszentrum hingebaut haben, die Varena, ist halt das klassische Beispiel. Du baust ein fettes Einkaufszentrum, alle Leute rennen hin, gehen einkaufen, es ist das neue Ashram von Vöcklabruck, wo alle hingehen und die Stadt stirbt aus, weißt du was ich meine?

Ja, ja.

Und solche Sachen. Es sind ein paar andere solche Beispiel und Schmankerl auch irgendwie drinnen in dem Film.

Also das Melancholische merkt man in deinem Film schon auch und ich finde eben, dass da sehr wohl ein roter Faden ist. Da war ein anderer Kurzfilm, Backstory, wo du das Leben von einem Mann als Kind bis zu seinem Tod siehst.

Ja, den habe ich eh gesehen.

Den finde ich von der Thematik sehr ähnlich zu deinem aber der war extrem banal, weil das hat eher so ausgeschaut wie eine Werbung. Und ich finde aber, dass du da auch irgendwie eine Vorgeschichte von einem Leben erzählst, man weiß zwar nicht genau von wem das ist, das Leben, aber dass du trotzdem die Vorgeschichte von einem Leben, von einem Menschen, oder von einer Stadt, oder was weiß ich, auch von der Umgebung erzählst. Also ich finde, dass da nicht nur das Leben von einem Menschen dargestellt wird in kurzer Zeit, sondern eben auch das Verstreichen von der Zeit und von dem, wie sich die Umgebung ändert in dieser Zeit. Das hat mir daran sehr gut gefallen.

Vielen Dank, klingt gut.

Ja, war jetzt eigentlich weniger eine Frage. (lacht)

Na, na, voll. (lacht)

Zum Abschluss aber doch noch eine Frage: hast du vor irgendwas Neues zu machen. Magst du da noch irgendwas sagen, irgendein zukünftiges Projekt vielleicht an dem du schon arbeitest oder arbeiten willst?

Weil ich nicht genau weiß, ob das irgendwie zu Stande kommt, würde ich lieber nicht darüber reden. Weißt eh, weil sonst reden wir so viel drüber und dann wird’s nix, dann ist es auch scheiße.

Stimmt, da hast Recht. Dann vielen Dank für das Interview.