Waves Vienna 2015 (c) pressplay, Patrick Steiner (5)

Waves Festival 2015: Der zweite Tag mit Sizarr und Austra

Auch am zweiten Tag des heurigen Waves Festivals gilt es sich im Vorhinein ein paar Rosinen aus der Vielzahl der heimischen und internationalen, bekannten und weniger bekannten Bands herauszupicken.

Wer sich nach einem erstmal vermeintlich gelungen Waves Start am Donnerstag aber auf Vorab-Highlight Sizarr gefreut hat, wurde gleich aus mehreren Gründen enttäuscht (keiner dieser Gründe war übrigens Sizarr selbst).

Wessen Idee es war, ein weißes Plastikzelt mitten auf den Wiener Eislaufverein zu stellen und dieses als Konzertvenue zu verkaufen, weiß man nicht, aber es ist eine Idee, die man sich getrost hätte sparen können, da hilft es auch nicht mehr das ganze mit einem Hipsternamen wie Haymarket zu versehen – ein Zelt bleibt ein Zelt bleibt ein Zelt und ist in dieser Form einer Band wie Sizarr nicht würdig, aber dazu gleich mehr.

Der Redbull Brandwagen, direkt vor der Location Haymarket stationiert, durfte zwar nur bis neun Uhr bespielt werden – das dafür umso lauter. Die Pins aus Manchester haben diesen Part übernommen und kratzige Stimme mit Rockgitarre kombiniert. Die Fetzen sind geflogen: so klein die Bühne, so stimmgewaltig und mitreißend die blonde(n) Sängerin(nen).

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Die Lautstärke war wohl auch direkt danach im Inneren des Oktoberfest-Zeltes für Arme ein Thema, denn kaum hat man sich an lieblose Location und miesen Sound gewöhnt so gut es eben  ging, verkündet ein leicht kränkelnder Sizarr Frontmann „Wir haben vom Veranstalter die Info bekommen, wir müssen jetzt aufhören, wegen Lärm“. Und aus war’s. Warum in der Planung eines Festivals, die grob geschätzt vor 12 Monaten begonnen haben muss, niemand auf die Idee gekommen ist, dass es vielleicht nicht die beste Idee ist eine Bühne direkt vor das Hotel InterContinental zu klatschen und einen Plastikfetzen drüber zu stülpen, ist Mensch mit Hirn und Ohr unverständlich, aber gut. Der Ärger des (für’s Waves typischen, für Sizarr untypischen) überschaubaren Publikums ist groß, es hilft jedoch kein Klatschen und Jubeln, keine lauten „Zugabe!“-Rufe, Schluss ist Schluss und die Drei räumen sichtlich und verständlich genervt, aber nach ein paar großartigen Nummern wie Scooter Accident und Baggage Man die Bühne. Die Laune ist dahin, die Karawane zieht weiter.

Next Stop: Austra. Mittlerweile gewöhnt man sich fast an die langen Wege zwischen den einzelnen Locations, aber nur fast, denn auch im 5. Jahr ist es nicht gelungen, die optimale Lösung in Sachen Spielorte zu finden.

Erster Pluspunkt aber direkt nach Ankunft bei Austra: sowohl die Anzahl der gespielten Lieder als auch die der Anwesenden im Publikum ist hoch genug um zu bleiben. Das ist freilich nicht der einzige Grund, denn das kanadische Trio rund um Sängerin Katie Stelmanis sorgt auch dafür, dass das Publikum bleibt, wo es ist. New Wave in der Alten Post, scheinbar also eine gute Kombination und ein klares Festival-Highlight. Austras letztes Album Olympia (2013) ist dank Nummern wie Home oder Forgive Me also nach wie vor live-tauglich.

Leider zur selben Zeit wie Austra in der Alten Post haben Honne, britisches Elektrosoulduo, im Porgy & Bess gespielt. Als quasi Geheimtipp des Abends gehandelt, konnte man sich das nicht entgehen lassen – auch wenn dann vor Ort schnell klar war, dass es sich hier doch weniger um Elektro und Soul, als vielmehr um Pop handelt. Eine lieblich schöne Show, zu der man mit den Hüften wackelt, die aber doch eher im Hintergrund bleibt. Leider ein bisschen unspannend.

Die Salzburger Band Purple Souls hat erfolgreich demonstriert, wie man zwischen Musikgenres ineinander fließen lässt. Und eigentlich ist es uns auch völlig egal, ob die Songs eher Pop oder Alternative sind, die vier Jungs sind super sympathisch und machen einfach schöne Musik. Wer Support von Crystal Fighters oder kürzlich AC/DC war, hat ohnehin eine rosige Zukunft vor sich. Der Hit „Babylon“ war natürlich auch im Heuer vertreten. Einzig der Sound war in der gläsernen Location etwas undankbar, aber das ist eine andere Sache.

In die Stimme von Pavel Lenchenko (Cepasa) haben wir uns gestern ja ein bisschen verliebt und sind deshalb sehr glücklich, dass er extra aus Kiev angereist ist. Das Set war durchgehend atmosphärisch und gegen Ende sehr basslastig, wie man sich das eben so wünscht. Die Unsicherheit des Publikums, bezüglich tanzender Bewegungen, war gegen Ende auch dahin.

Wo Cepasa aufgehört hat, hat Abby Lee Tee im Künstlerhaus Basement weitergemacht. Der Oberösterreicher arbeitet viel mit Loops und schafft abseits von Waves wundervolle Remixes von vermehrt heimischen Künstlern. Leider konnten wir nicht bis zum Schluss lauschen, der Show-Case-Wanderzirkus wartet auf Niemanden.

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Der nächste und letzte Weg an Tag 2 führt zurück in die Festivalzentrale Alte Post, hier klingt der Abend mit einem DJ-Set von Mike Skinner – wer sich auskennt weiß, es handelt sich hier um den einst umjubelten englischen Rapper The Streets – aus. The Streets war einmal und ist nicht mehr, aber auflegen geht immer. Da nach dem gut gefüllten Austra-Gig aber erst einmal frische Luft (man nennt es auch Zigarette) angesagt war, startet Skinner sein Set vor einer eher spärlich befüllten Tanzfläche. Besonderen musikalischen Stil kann man dem Ex-Rapper jetzt nicht unterstellen, aber der Mix aus allem, was vielleicht jemand hören wollen könnte, funktioniert, die Tanzfläche füllt sich, die Stimmung ist ausgelassen und der Tag 2 am heurigen Waves Festival darf so auch noch einigermaßen versöhnlich ausklingen.

(Text: Anna Hausmann, Lisa Schneider & Madeleine Zierlinger)