Catastrophe-&-Cure-©-christianmaislinger

Catastrophe & Cure Interview

Zwischen Proben, Studioaufnahmen und dem Pläneschmieden bezüglich des neuen Albums hat pressplay Johannes und Sebastian von Catastrophe & Cure auf Tratsch, Klatsch und Schwarztee mit Milch getroffen.

Catastrophe & Cure, die nun mit ihrem zweiten Album in den Startlöchern stehen, präsentieren uns mit Undenkbare/Irresistible zunächst die Vorabsingle samt wunderschön abstrakt-szenischem Clip dazu. Etwas mehr Beats, etwas mehr Elektro: Wo der Vorgänger Like crazy doves noch eher der Melodieverliebtheit und dem rhythmisch abgerundeten Gesamtpaket verschrieben war, merkt man vor allem im direkten Vergleich der beiden zuerst veröffentlichten Singles eine Entwicklung hin zu unaufdringlicher Nüchternheit, die sich in Form einer kühl ausgebreiteten, elektronisch aufgeladenen Decke über Undeniable/Irresistible legt. pessplay hat Johannes und Sebastian von Catastrophe & Cure zum Interview getroffen.

pressplay: Ihr habt jetzt gerade eure neue Single, „Undeniable/Irresistible“ veröffentlicht. Seid ihr momentan viel auf Promo-Tour unterwegs?

Johannes: Ja, es tut sich schon einiges momentan.

Sebastian: Wir versuchen gerade, uns diese Promotermine und Interviews ein bisschen aufzuteilen. Einer der Vorteile, wenn man so viele Bandmitglieder zur Verfügung hat.

… erzählt einmal, was macht ihr eigentlich im normalen Leben? Klassisch am Konservatorium studieren?

Johannes: Also im „normalen Leben“ studiere ich Jus. Es sind aber zum Glück eh nur mehr drei Prüfungen offen bei mir, dann ist’s vorbei! Ich war nie ein großer Freund der Kunststudien… (lacht) und Jus war bei mir dann einfach die Entscheidung, die gefallen ist, nachdem man sich die ewige Frage stellt, was man studieren soll.

Sebastian: Ich habe einen Kunst-Masterabschluss und studiere momentan aber noch Psychologie. Am Mozarteum habe ich ein Jahr lang Cello studiert, aber das war noch parallel zu Schulzeiten.

Johannes: Unser Schlagzeuger studiert Schlagzeug am Konservatorium, unser Keyboarder auch, aber unser Bassist studiert auch wirklich Bass (lacht). Ich bin, was Musik angeht, eigentlich Unterrichtsverweigerer. Mit 15 habe ich begonnen, mir Gitarrespielen selbst beizubringen.

cc-©-christianmaislinger

Wielange spielt ihr schon in der aktuellen Formation – sechs Bandmitglieder – gemeinsam?

Johannes: Seit dem ersten Album, sprich 2012. Luki, Raffi, Patrick und ich sind gemeinsam in eine Klasse gegangen und haben dann schon so ungefähr mit 15 Jahren angefangen, zu spielen bzw. auszuprobieren. 2009/10 haben wir Catastrophe & Cure unter diesem Namen gestartet, dann ist Maximilian dazugekommen.

Sebastian: Genau, Luki ist ja mein Cousin und hat mich gefragt, weil er wusste, dass ich Cello spiele, ob ich im Rahmen der ersten EP im Studio mit dabei sein will. Das hat dann schließlich gut gepasst und ich bin an Bord geblieben. Wir waren dann für’s erste Album zu fünft im Studio und haben aufgenommen, hatten aber so viele Keyboard-Parts, die wir in der Formation nie so auf der Bühne hätten umsetzen können. Und deshalb haben wir noch Max als sechstes Mitglied dazugeholt.

Teilt ihr euch die Funktionen in der Band – was Songwriting etc. betrifft – untereinander auf?

Johannes: Das Grundgerüst der Songs bzw. das Schreiben der Lyrics übernehme eigentlich ich. Ich habe dann meist eine Idee im Kopf, versuche die einmal zu Papier zu bringen und im Studio ergibt sich dann im Zusammenspiel die fertige Nummer. Oft habe ich konkretere Vorstellungen, ab und zu entsteht das aber auch wirklich originär beim Aufnehmen.

Zur neuen Single ist auch ein neues Video veröffentlich worden. Glaubt ihr, Musikvideos sind noch genauso wichtig wie in zum Beispiel in den 80er/90ern – oder sogar noch wichtiger geworden?

Johannes: Ich glaube, sie sind wichtiger geworden. Wenn ich spontan darüber nachdenke, kommt mir vor, es gibt eine große Anzahl an Songs, die so gar nicht unbedingt gut funktionieren würden, aber als Video dann umso besser. Man hat in den letzten zwei, drei Jahren schon gemerkt, dass Bands oft eine mittelprächtige Nummer veröffentlichen, das Video dazu aber so gut ist, dass es wiederum das Stück pusht. Viele Zuhörer konsumieren Musik viel punktueller, das wird natürlich auch durch Youtube unterstützt, aber man merkt das ja auch, dass das Phänomen „Album“ dadurch etwas zurückgedrängt wird.

An wen wendet ihr euch, wenn es um die Aufnahme eines neuen Videos geht, bzw. um die Idee dahinter?

Sebastian: Das ist bei den ersten drei Videos in Eigenregie passiert, jetzt beim vierten Video haben wir uns Unterstützung geholt.

Johannes: Für „Undeniable/Irresistible“ war die Grundidee mit den Körpern/Projektionen eigentlich von uns, wir haben aber dann Hannah und Klara kennengelernt, die mit uns das Video umgesetzt haben. Es war auch einfach angenehm, einen Teil der Arbeit abgeben zu können, die zwei haben beim Schnitt usw. wirklich super Arbeit geleistet.

Wann dürfen wir denn mit dem neuen Album rechnen?

Johannes: So vage der Begriff ist, ich werfe ihn trotzdem in den Raum: Frühjahr 2015. Es geht jetzt gerade darum, ein paar letzte Dinge fertig zu mischen und eine allerletzte Auswahl zu treffen, welche Songs jetzt definitiv am Album sein werden. Aber es ist ein Ende in Sicht (lacht).

Wie hat sich euer Sound vom ersten zum zweiten Album hin verändert?

Johannes: Also es war uns sicher ein großes Anliegen, dass wir nicht zweimal hintereinander dasselbe abliefern, weil das natürlich langweilig wäre. Man verändert sich selbst, hat auf anderes mehr Lust – die CD ist in jedem Fall elektronischer und beatlastiger geworden. Es gibt weniger akustische Momente wie zum Beispiel Mandoline etc., wie es am ersten Album war. Das Sounddesign generell ist wie gesagt elektronischer, kühler geworden.

Also war es schon eine bewusste Entscheidung, in eine etwas andere Richtung zu gehen? Oder entwickelt sich das ohnehin, ohne dass man sich Vorsätze nimmt?

Johannes: Teils, teils. Wie gesagt, wir wollten uns natürlich weiterentwickeln und haben das auch getan – es ist anders auch gar nicht möglich aufgrund der Eindrücke rundherum, die man ja laufend sammelt. Andererseits ja, war es schon auch eine bewusste Entscheidung.

Was hört ihr denn privat, wo kommen da eure größten Einflüsse her?

Johannes: Puh, eine schwere Frage. Ich muss ehrlich sagen, dass ich da gar nicht konkret einen Künstler nennen könnte, wenn ich Bezug nehmen soll auf das aktuelle Album. Vielleicht bin ich aber auch ein bisschen in den 90ern hängen geblieben (lacht). In letzter Zeit ist nicht so viel herausgekommen, was mich so wahnsinnig begeistert hat, das war alles schon ein paar Jahre her.

Sebastian: Wobei, ein Album, das mich ziemlich geflasht hat, war das neue von Caribou. Aber etwas Vergleichbares würde mir auf die Schnelle auch nicht einfallen.

Johannes: Das letzte Album, das mich so richtig vom Hocker geschmissen hat, war eigentlich „The Suburbs“ von Arcade Fire – aber ich denke, das hat zu diesem Zeitpunkt viele Leute erwischt und hat auch viel ausgelöst. Der Rückgriff auf Vintage-Sounds hat da schon sehr gut funktioniert. Wenn ich noch ein Stück weiter zurückgreifen müsste, würde ich sagen, auch das erste Bon Iver Album war so ein großartiger Moment (das zweite ja leider nicht mehr).

Merci beaucoup.