Der Richter- Recht oder Ehre
Ein Richter auf der Anklagebank, der an Erinnerungslücken leidet und eine kaputte Vater-Sohn Beziehung prägen den Inhalt von Der Richter- Recht oder Ehre.
Robert Downey Jr. als erfolgreicher Anwalt Hank Palmer muss nicht nur nach langen Jahren seinem Vater wieder gegenüber treten, sondern sich auch seiner Vergangenheit stellen. Erst durch den Tod der Mutter kehrt der Staranwalt aus Chicago in seine Heimatgemeinde zurück. Palmers Vater (Robert Duvall), zugleich altgedienter Richter in dem kleinen Städtchen, wird des Mordes verdächtigt und kann sich an den Abend nicht mehr erinnern. Der Sohn übernimmt nun die Verteidigung und erfährt dabei so einiges über seine Familie.
Der Titel des Films täuscht etwas, denn bereits zu Beginn der Handlung wird klar, dass es eher um die zerrütteten Familienverhältnisse geht. Der Mordprozess bringt das Geschehen zwar erst richtig ins Rollen, gerät aber immer wieder in den Hintergrund. Regisseur David Dobkin inszeniert feinfühlig den körperliche Verfall der titelgebenden Figur und die in die Brüche gegangene Vater-Sohn Beziehung. Er verzichtet natürlich auf jegliche actionreichere Szenen und auch im Ablauf geht es – ganz dem kleinstädtlichem Landleben angepasst – ruhig zu, was dem Film insgesamt eher eine drückende Atmosphäre verleiht. Einzig Vera Farmiga als Exfrau von Hank Palmer bringt frischen Wind in die Figurenkonstellation und lässt sogar dessen strikten Regeln vergessen. Die Besetzung besteht aus charismatischen Schauspielern, welche den Rollen das gewisse Etwas einhauchen: Robert Duvall als alternder Richter und autoritäres Familienoberhaupt ist ebenso interessant als Charakter wie Robert Downey Jr. als skrupelloser, emotionsloser Anwalt.
Die Spannung zwischen den beiden Figuren ist unangenehm und auch wenn das Verhältnis von Vater und Sohn schlecht ist, so fühlt sich Downeys Charakter trotzdem für dessen Vater verantwortlich. Trotz der Länge des Films bleiben einige Fragen offen und es ist schwierig, ihn klar in einem Genre einzuordnen. Das Gerichtsthema bildet die Basis, dennoch fehlt die erwähnte Klärung am Ende und der Kinobesucher bleibt mit einer gewissen Unwissenheit zurück. Auch die Konstellation innerhalb der Familie wird zwar nach und nach aufgearbeitet, aber auch hier fehlt der Tiefgang. Zwar wurde die Thematik an sich befriedigend dargestellt und Regisseur Dobkin schafft es auch, die Aufmerksamkeit der Zuschauer während der gesamten Dauer des Films zu halten, dennoch wäre die Konzentration auf einen einzelnen der aufkommenden Schwerpunkt (Mordprozess oder Familiendrama) befriedigender gewesen.
Auch wenn man unter dem Titel Der Richter- Recht oder Ehre vielleicht etwas anderes erwartet, kann man dem Streifen einiges abgewinnen und nach einem netten Kinoabend – sofern man das möchte – über einen alternativen Ausgang der Handlung diskutieren.
Regie: David Dobkin; Drehbuch: Nick Schenk, Bill Dubuque, Darsteller: Robert Downey Jr., Robert Duvall, Billy Bob Thornton, Vincent D‘ Onofrio, Vera Farmiga, Laufzeit: 151 Minuten, Kinostart: 17.10.2014, http://thejudgemovie.com
