A-Most-Wanted-Man-©-2014-Senator-Film,-Constantin-Filmverleih(2)

A Most Wanted Man

8
Polit-Thriller

Der als Portraitfotograf bekannt gewordene niederländische Filmemacher Anton Corbijn (Control, The American) bringt mit A Most Wanted Man einen packenden Thriller in die Kinos, der auf John le Carrés Bestseller basiert – deutscher Titel Marionetten (2008) – und verdeutlicht, warum le Carrés Werke gerne auf die Leinwand gebracht werden. Entstanden ist ein Blick hinter die Kulissen der Geheimdienstorganisationen, anziehend verpackt und mit einem gelungenen Finale.

Der russischstämmige Tschetschene Issa Karpov (Grigoriy Dobrygin) flüchtet nach Hamburg und findet sich im Fadenkreuz diverser Geheimdienste wieder – besonders Günther Bachmann (Philip Seymour Hoffman), Leiter einer Anti-Terror-Einheit ist ihm mit seinem Team (Nina Hoss, Daniel Brühl, Kostja Ullmann und Vicky Krieps) ständig auf den Fersen – da er islamistische Kontakte knüpft, dadurch als möglicher Terrorist durchgeht und das Vermögen seines toten Vaters dem Wohltäter Dr. Faisal Abdullah (Homayoun Ershadi) zukommen lassen möchte, der womöglich mit Hilfe illegaler Machenschaften Terroristen finanziell unterstützt, was es zu unterbinden gilt. Die naive Strafverteidigerin Annabel Richter (Rachel McAdams) gerät zwischen die Fronten, da sie Issa helfen will, sich aber doch von Bachmann manipulieren lässt, für den alles wie am Schnürchen zu laufen scheint, doch man darf sich nicht zu früh freuen …

Die Welt, in der man niemand trauen kann und seine Augen am besten überall hat, ist passend simpel gehalten, was der Geschichte gut tut. Dadurch schenkt man den Dialogen mehr Aufmerksamkeit, was auch dringend notwendig ist um der Handlung vollständig folgen zu können. Die schauspielerischen Leistungen werden durch die einfache Inszenierung automatisch in den Vordergrund gerückt, unterstützt von mysteriösen Klängen, für die Herbert Grönemeyer – der auch in einer kleinen Rolle vor der Linse zu sehen ist (nach Control bereits das zweite Mal unter der Regie von Corbijn) – verantwortlich zeichnet.

Der Regisseur wollte für den Part des meistgesuchten Mannes ein eher unbekanntes Gesicht und hat mit Dobrygin die richtige Wahl getroffen. Durch seine mysteriöse Erscheinung gelingt es ihm die Rolle glaubhaft zu verkörpern. Der Zuschauer findet sich in einem Konflikt zwischen Moral und Recht wieder, wodurch ein gedankliches Tauziehen veranstaltet wird. Die Grenzen zwischen Gut und Böse, Recht und Unrecht verschwinden und verschwimmen zusehends ineinander, was dazu führt, dass man selbst nicht immer weiß auf welcher Seite man stehen soll. Schon deshalb ist es zwingend notwendig während A Most Wanted Man seine Aufmerksamkeit in keiner Sekunde abschweifen zu lassen.

Die DarstellerInnen wurden allesamt gut gecastet, allen voran Oscarpreisträger Philip Seymour Hoffman (2006, bester Hauptdarsteller für Capote), der bei diesem Film erneut verdeutlicht welch schweren Schlag die Schauspielwelt durch seinen tragischen Tod erlitten hat. Er geht ganz in seiner Rolle auf und beweist einmal mehr, warum er zu den besten Charakterdarstellern seiner Zeit zählte. Abseits des traurigen Beigeschmacks dieses fantastischen Darsteller in einer seiner letzten filmischen Leistungen bewundern zu können, bietet A Most Wanted Man durchgehend gute Leistungen – mit Ausnahme von Rachel McAdams, die ihr Potenzial nicht ausschöpft.

Nicht nur die Schauspieler, sondern auch Regisseur Corbijn beweisen ihr Geschick eine komplexe Geschichte und vielschichtige Figuren unterhaltsam und spannend für die Leinwand zu adaptieren. Wer also einen Thriller auf hohem Niveau sehen will, der die Aufmerksamkeit des Publikums fordert, wird von A Most Wanted Man begeistert sein. 

Regie: Anton Corbijn, Drehbuch: Andrew Bovell, Darsteller: Philip Seymour Hoffman, Rachel McAdams, Grigoriy Dobrygin, Willem Dafoe, Robin Wright, Filmlänge: 121 Minuten, Kinostart: 12.09.2014, www.amostwantedman.senator.de