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100 DVDs in 100 Wochen: Lost Highway

Heute erwartet mich wohl ein ziemlich bizarrer Film in meinem 100 DVDs in 100 Wochen-Feature: Lost Highway aus dem Jahr 1997 von David Lynch.

Ich muss sagen gruselige Filme, Horror, Thriller und so weiter können mich ja nicht mehr besonders überraschen. In Wahrheit werden eh immer die gleichen Themen, mal mehr, mal weniger originell, behandelt. Die Filme von David Lynch sind dahingehend aber wohl ein eigenes Kapitel. Schon die Beschreibung in der Innenseite der DVD ist, naja, sagen wir, beunruhigend. Zum Glück bin ich ganz alleine zu Hause und kann mich so ganz dem Irrsinn hingeben.

Und schon nach der ersten Viertelstunde bereue ich alleine zu sein. Verdammt – ich hatte schon ewig keine Gänsehaut mehr bei einem Film. Ich könnte mich jetzt natürlich darüber lustig machen wie unglaublich aufgedonnert Freds Frau Renee ist, sowohl beim Schlafen, als auch in der Früh beim kurz vor die Haustür gehen, aber irgendwie vergeht mir immer mehr die Lust. Apropos Lust – ein ganz ein großes Thema in diesem Film. Für all jene, die nicht so mit der Handlung vertraut sind: Fred Madison (Bill Pullman) bringt seine Frau (Patricia Arquette) um, da er nicht in der Lage ist sie sexuell zu befriedigen. So weit so irre – er wird verhaftet, kommt ins Gefängnis (elektrischer Stuhl ist in Aussicht) und durchlebt in seiner Todeszelle eine unglaubliche Transformation zum jungen Automechaniker Pete Dayton (Balthazar Getty) – der übrigens auch gehörige Probleme hat.

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Aber ich will ja nicht zu viel verraten. Jedenfalls ist das Ehepaar, also vor dem Mord, gemeinsam auf einer Party und dort begegnet Fred zum ersten Mal – einen kleinen, ziemlich freakigen Typen (Robert Blake), der mir schon beim ersten Anblick nicht ganz koscher vorkommt. Dem würde ich tunlichst aus dem Weg gehen, aber bei David Lynch haben die Leute eher selten die Wahl, sich vernünftig aus der Affäre zu ziehen, so zumindest mein Eindruck. Übrigens: Besonders schön, finde ich einen kurzen Dialog zwischen den beiden Gefängniswärtern im Todestrakt. „Der seine Frau getötet hat, sieht ganz schön scheiße aus.“ – „Welchen meinst du?“ – klingt irgendwie wie ein ziemlich schwarzer wienerischer Witz, aber das nur so nebenbei.

Im Zuge der Transformation bekommt Fred übrigens unglaubliches Schädelweh und genau das erinnert mich kurzzeitig an Der Herr der Ringe, also genauer gesagt an Gollum. Aber auch dieser kurze Schmunzler hält nicht lange, denn schon bin ich wieder mitten im Geschehen. Pete darf Mr. Eddie (Robert Loggia), ein ebenfalls ziemlich zwielichtiger Herr, auf eine Spritztour begleiten. Da ein anderes (ich würde schon fast gegnerisches) Auto ziemlich knapp auffährt zuckt Eddie dermaßen aus, dass er kurzerhand den Typen aus dem Auto zerrt, ihn ordentlich verprügelt und ihn mit Fakten rund um die Straßenverkehrsordnung vollbrüllt. Ob das bei unseren Verkehrssündern auch eine gute Taktik wäre? Ich bin mir nicht so ganz sicher.

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Nach der Spritztour, also eigentlich am darauf folgenden Tag, bringt Eddie einen Cadillac vorbei, um ihn von Pete reparieren zu lassen. Und da, oh mein Gott, ernsthaft, sitzt Renee (allerdings erblondet) im Auto. Okay, ganz ehrlich, ich habe mittlerweile gelernt, dass auf Sex Gewalt oder zumindest irgendwas komplett Irres folgt, aber das kann eindeutig in keine gute Richtung gehen. Und ja, natürlich habe ich Recht. Da taucht wieder diese Freak von der Party auf, Mr. Eddie ist auch nicht unbedingt der Entspannteste und Pete, ja, der kennt sich mittlerweile überhaupt nicht mehr aus. Es folgen Mord Nummer zwei und drei (bei Nummer zwei übrigens sehr schön: genau mit dem Gesicht in die Tischkante, jawohl, das gibt Extrapunkte), dann sind wir in der Wüste, die blonde Renee ist überhaupt die Psychobraut par excellence und Pete verwandelt sich wieder in Fred zurück. So. Soweit so irre also. Mehr möchte ich auch schon gar nicht verraten.

Mit einem unglaublich angsterfüllten und ratlosen Blick im Gesicht hier also meine Empfehlung: Wer sich mal so richtig in die Hose machen will, der sollte sich Lost Highway auf keinen Fall entgehen lassen. Aber Achtung: Das funktioniert wohl nur wenn es dunkel und mitten in der Nacht ist und man natürlich mutterseelenalleine vorm DVD-Player sitzt (ich gehe jetzt mal von einer gewissen Abstumpfung aus). Ansonsten ist David Lynchs Werk von 1997 wirklich nicht schlecht gemacht, vor allem den Soundtrack sollte man nicht außer Acht lassen.

Nächstes Mal geht es mit Der Partyschreck weiter.